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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Larkin
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dass ich imstande bin, meine Wäsche selbst zu waschen.«
    Ich dachte an die Broschüre vom Sarah Lawrence und meine Mom, die gesagt hatte, wenn ich dorthin ginge, könnte ich zu Hause wohnen, und wir würden Geld sparen.
    » Ich bin auch nicht von hier«, gestand ich.
    » Das höre ich«, erwiderte er. Ich musste ihn verwirrt angesehen haben, denn er fügte hinzu: » Dein Akzent. New York City?«
    Es war komisch, ihn ›New York City ‹ sagen zu hören. In Westchester nannten wir es einfach nur die City. Hier bezeichnete man damit die Innenstadt von Rochester, und in den Stimmen der meisten Leute schwang bei diesen Worten ein säuerlicher Unterton mit. Und wie kam er darauf, dass ich einen Akzent hätte? Ich hatte keinen. Die Leute aus den Stadtbezirken sprachen mit Akzent, meine Mom zum Beispiel mit dem von Long Island, wo sie aufgewachsen war und von dem sie immer behauptete, es müsse eigentlich Long Guyland geschrieben werden. Leute aus Rochester hatten gleichfalls einen Akzent– scharfe As und seltsame Betonungsweisen. Meine Zimmergenossin hatte mir erzählt, sie stamme aus einer Stadt, die sich anhörte wie Chaili, wenn sie den Namen sagte, aber als ich ihr Highschooljahrbuch auf ihrem Regal sah, stellte ich fest, dass er ›Chili ‹ geschrieben wurde.
    » Ich bin aus Westchester«, sagte ich.
    » Ah.« Er lächelte mich an, als würde das alles erklären. Obwohl ich wusste, dass er mich falsch verstanden hatte, unterließ ich es, ihn zu korrigieren. » Dann bist du ziemlich weit weg von zu Hause, stimmt’s?«
    » Yeah.« Ich achtete darauf, dass meine Stimme nicht zitterte.
    Aber ich glaube, sie tat es trotzdem, und ich denke, er bemerkte es, denn er maß mich mit einem langen, mitfühlenden Blick. » Du wirst dich daran gewöhnen. Dann wird alles leichter.«
    » Yeah«, wiederholte ich, dabei sah ich ihm tief in die Augen. Das Herz schlug mir bis zum Hals, und der Kragen meines Pullovers fühlte sich plötzlich zu eng an.
    Wir gingen in einen Park und blieben auf einer Brücke stehen, die den Kanal überspannte. Das Wasser war mit gelben Blättern übersät, die wie Konfetti darauf tanzten.
    » Es ist schön hier.« Ich blickte auf das Wasser hinunter.
    » Komm lieber nicht allein hierher.« Er stellte seinen Kaffeebecher auf das Betongeländer und lehnte sich dagegen.
    » Warum?« Ich lehnte mich neben ihn.
    » Es gibt ein Element hier, das nicht ungefährlich ist.« Er schüttelte den Kopf und rückte etwas näher an mich heran.
    » Was für ein Element?« Ich versuchte, seine steife Wortwahl nicht zu belächeln, denn ich wusste genau, was er meinte. Als ich mir den Pony aus der Stirn strich, stieß ich mit dem Ellbogen gegen seinen Kaffeebecher, der prompt in den Kanal fiel. » Scheiße!«Ich streckte die Hand danach aus, obgleich er schon verschwunden war, und kam mir im nächsten Moment absolut lächerlich vor. Der Becher wippte auf dem Wasser und wurde dann von der Strömung davongetragen.
    » Halb so schlimm. Er war ohnehin fast leer.« Er sah mir in die Augen und lächelte, als er meinen Blick zurückgab.
    » Ich wollte das Wasser nicht verschmutzen.«
    Sowie die Worte heraus waren, krümmte ich mich innerlich vor Scham. Ich hatte wie ein braves Schulmädchen geklungen, und ich wollte nicht, dass er mich für einen langweiligen Tugendbold aus Westchester hielt, der für ein Leben voller Dinnerpartys und das regelmäßige Studium der Gesellschaftsnachrichten in Boulevardmagazinen erzogen worden war. Ich wollte den Eindruck einer interessanten, faszinierenden jungen Studentin erwecken.
    » Das tue ich normalerweise auch nicht, aber ich habe nicht vor, dem Ding hinterherzuspringen. Du vielleicht?« Eine perfekte Strähne seines glänzenden dunklen Haares fiel ihm in die Stirn. » Es ist nun mal passiert. Was will man machen?«
    Wir gingen auf die andere Seite der Brücke, um zu verfolgen, wie der Becher endgültig aus unserem Blickfeld verschwand.
    » Du schon, was?« Er lachte.
    » Bitte?«
    » Du hast ausgesehen, als hättest du erwogen, ihm hinterherzuschwimmen.«
    » Während meiner Highschoolzeit sind wir oft von Brücken gesprungen.« Ich gab vor, in Erinnerungen geschwelgt zu haben. » In Wasserstaubecken.«
    » Ich denke, es ist verboten, in Staubecken zu schwimmen?«
    » Ist es auch«, grinste ich.
    » Und du bist nie erwischt worden?«
    » Nö.« Ich winkte lässig ab. Er sah mich fast ehrfürchtig an, und ich genoss es, mich wild und gesetzlos zu fühlen.
    Ich hatte mich tatsächlich

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