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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Larkin
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weil ich in ihm einen greifbaren Sündenbock hatte.
    Janie kam mich während ihrer Frühjahrsferien an der Uni besuchen. Sie hatte sich für einen Freitagnachmittag angesagt. Ich teilte Peter mit, wir müssten unser Dinner leider ausfallen lassen, weil ich Angst hätte, meine Zwischenprüfung in Psychologie nicht zu schaffen.
    » Ich denke«, meinte ich auf dem Weg zum Frühstück in der Mensa, » ich werde mich das ganze Wochenende lang in mein Zimmer zurückziehen und lernen.«
    Peter holte mich jeden Morgen von meinem Wohnheim ab, und wir gingen zusammen los. Es war seine Lösung des Problems, dass ich grundsätzlich zur ersten Vorlesung zu spät kam. Er meinte, wenn ich erst einmal auf und an der frischen Luft war, würde ich es eher schaffen, pünktlich zu sein, also stand er jeden Morgen vor meiner Tür. Das war der beste Teil des Tages.
    » Komm schon«, drängte er. » Ich habe ein indisches Restaurant entdeckt.« Er hob die Brauen und lächelte mich an. » Es macht nicht viel her, aber Connor aus meinem Literaturkurs sagt, es ist wirklich gut, und in Bezug auf Essen ist er ein totaler Snob. Er meint, wenn sogar Inder da essen, muss es gut sein.«
    » Du magst kein indisches Essen«, erinnerte ich ihn, dabei kämpfte ich gegen den Drang an, sein Gesicht zu berühren. Egal wie viel Zeit wir miteinander verbrachten, ich hatte immer Mühe, die Hände von ihm zu lassen. Irgendetwas an den Konturen seines Kinns und der Weichheit seiner Haut lösten in mir den Wunsch aus, ihn zu packen, das Gesicht an seinem Hals zu vergraben und ihn fest an mich zu drücken. Diese Wirkung hatte noch kein anderer Mann auf mich gehabt. Es war schwer, sich auf etwas anderes zu konzentrieren.
    » Aber du magst indisches Essen, das hast du oft genug gesagt. Und ich bringe dich ja auch immer dazu, chinesisch zu essen.«
    » Du bezahlst ja auch immer«, schnitt ich ein Thema an, das bislang zwischen uns tabu gewesen war.
    » Ich bin eben ein Gentleman.« Er rümpfte die Nase und schüttelte den Kopf, als hätte ich etwas Lächerliches gesagt. » Gib deinem Herzen einen Stoß, Van. Indisch. Wir können uns etwas liefern lassen, ich beschwere mich auch nicht, wenn mein ganzes Zimmer nach Curry stinkt. Es ist Freitag. Unser Tag. Komm schon!«
    » Pete, ich möchte schon, aber ich kann nicht.« Es tat mir in der Seele weh, ihn zu enttäuschen. » Ich muss wirklich unbedingt lernen.«
    » Nur das Dinner. Danach hast du das ganze Wochenende Ruhe zum Lernen.«
    Ich ballte eine Faust und boxte ihn in die Schulter. » Nächste Woche. Versprochen.«
    » Na schön«, sagte er. » Okay.« Er wirkte gekränkt, aber ich dachte, wenn ich mich ab und zu rarmachte, würde er mich vielleicht vermissen und als Folge davon versuchen, sich über seine Gefühle für mich klar zu werden. Außerdem wollte ich um jeden Preis verhindern, dass er Janie kennenlernte.
    Als Janie kam, brachte sie Gesichtsmasken und Nagellack mit. Wir lackierten unsere Fußnägel und hüpften dann mit Watte zwischen den Zehen durch das Zimmer. Es war schön, wieder einmal mit Janie zusammen zu sein, vertraut und lustig, und ich begriff, dass das der wahre Grund war, weshalb ich Pete nicht dabeihaben wollte. Ich wollte nicht, dass er die Zeit mit meiner besten Freundin störte. Ich wollte das Wochenende mit Janie verbringen und die alten Zeiten wieder aufleben lassen.
    Ich hatte sämtliche Matt-Dillon-Filme ausgeliehen, die der Videoshop zu bieten hatte. Wir hatten es uns gerade mit Pizza und Pop Rocks gemütlich gemacht und sahen uns The Outsiders an, als Pete an die Tür klopfte.
    Ich öffnete, ohne nachzudenken. Peter wohnte in einem anderen Wohnheim, also musste er klingeln, wenn er hereinwollte. Es kam mir gar nicht in den Sinn, dass er es sein konnte, aber er war es. Er schlüpfte mit dem Freund eines anderen Mädchens herein.
    » Wow«, entfuhr es ihm, als sein Blick über das Bild schweifte, das sich ihm bot. Draußen musste es nieseln, denn auf seiner Fleecejacke glitzerten Wassertröpfchen. » Unter sich zurückziehen und lernen habe ich mir etwas anderes vorgestellt.«
    » Was machst du denn hier?« Ich tastete nach etwaigen Überresten meiner Maske und versuchte, den Kaffeefleck über meiner linken Brust mit dem Arm zu verdecken.
    Er sah mir direkt in die Augen, runzelte die Stirn und seufzte. » Ich wollte dir meine Aufzeichnungen vom letzten Semester bringen; ich dachte, sie helfen dir weiter, und wir könnten dann morgen essen gehen. War anscheinend keine gute Idee«,

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