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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Larkin
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gegeneinander und verschwanden. Dann warf ich Weingummis aus dem Fenster, bis nur noch eines übrig war. Ich verspeiste es und verbrachte die letzten zwanzig Minuten der Fahrt damit, mir orangefarbene klebrige Masse aus den Zähnen zu klauben.
    Dieses Mal empfand ich weder die Schwelle am Ende der Auffahrt noch das Geräusch des sich öffnenden Garagentors als tröstlich. Ich hatte nicht länger das Gefühl, nach Hause zu kommen. Mein Zuhause war kein Refugium mehr. Dianes Scheck begann scheinbar schon, mich daraus zu vertreiben. Ich setzte das Auto zurück, bis ich mit der Stoßstange die Mülltonne berührte, stieg aus und schloss die Garagentür. Meine Handtasche nahm ich mit, machte mir aber nicht die Mühe, meine Reisetasche aus dem Kofferraum zu holen.
    Die Luft in meinem Haus roch schal, und es war kalt. Es war kein Zuhause, sondern lediglich ein Dach über dem Kopf. Dabei hatte ich versucht, es in ein gemütliches Zuhause zu verwandeln. Eine Woche lang hatte ich Farbmuster an die Wände gepinnt und sie zu verschiedenen Tageszeiten betrachtet, so, wie es in Zeitschriften empfohlen wurde. Ich war zum Home Depot gefahren und hatte kleine Anstreicherrollen, Pinsel und blaues Klebeband, verschiedene Farben für jeden Raum und ein großes orangefarbenes Handbuch für Renovierungsarbeiten gekauft, in dem sich auch ein Kapitel mit dem fachmännischen Streichen von Wänden befasste. Ich las dieses Kapitel wieder und wieder, bis ich sicher war, den Dreh herauszuhaben. Die Wand hinter meiner Couch sollte strahlend blau werden, aber als ich mit dem Streichen fertig war, wies das Blau nicht den Venedig-um-Mitternacht-Ton auf, den ich mir vorgestellt hatte, sondern ähnelte der Farbe von Supermans Anzug, also beließ ich es vorerst bei dieser Wand und beschloss, mir die anderen später vorzunehmen. Janie und Peter erzählte ich, ich hätte die Farbe absichtlich ausgesucht, und laut der Designshows, mit denen man nachts auf den Werbekanälen zugeschüttet wird, wäre es der letzte Schrei, nur eine Wand farbig zu streichen.
    Abgesehen von der blauen Wand war das ganze Haus in neutralem Weiß gehalten. Sogar die Sachen, die ich gekauft hatte, wirkten neutral, ja, geradezu steril. Ich hatte einen roten Toaster in die Küche stellen wollen, aber Janie hatte ihn mir ausgeredet.
    » Das Ding ist scheußlich, Van. Wer kauft denn einen roten Toaster?«
    Jedes Mal, wenn ich danach den eierschalfarbenen Toaster betrachtete, den sie ausgesucht hatte, hätte ich schreien können.
    Ich schleuderte meine Schuhe von den Füßen, nahm einen Plastikkrug aus dem Schrank unter der Spüle und mixte Grapefruit-Kool-Aid. Dann griff ich nach einem der Plastikbecher, die man bekommt, wenn man sich eine Pizza ins Haus liefern lässt, füllte ihn zur Hälfte mit Eis, zu einem Viertel mit Kool-Aid und dann mit Wodka. Ich steckte einen Strohhalm hinein und schlenderte langsam durch alle Räume, um mich dort umzusehen. Der Anrufbeantworter blinkte nicht. Die Post würdigte ich keines Blickes, ich bekam ohnehin nur Rechnungen und Werbemüll. Das Bad roch schimmelig, weil ich vergessen hatte, meine feuchten Handtücher wegzuräumen. Der Farn, den ich so gut wie nie goss, war jetzt mehr braun als grün. Abgesehen davon hatte sich nichts verändert. Alles war so, wie ich es zurückgelassen hatte. Keine Überraschungen.
    Ich schlürfte mein Kool-Aid, bis nur noch Eis übrig war, und ging in die Küche, um mir einen frischen Drink zu holen. Der Toaster stand auf der Theke und verspottete mich. Ich zog den Stecker heraus und warf ihn in den Mülleimer. Es war fast so befriedigend, als hätte ich ihn wie ein Weingummi aus dem Autofenster geschmissen.
    Da ich noch immer die grässliche, geflickte Highschooljeans trug, nahm ich meinen Drink mit nach oben, um mich umzuziehen. Die Treppe kam mir länger und steiler vor als sonst.
    Ich hatte ein paar Wochen nicht mehr gewaschen und alle Kleidungsstücke eingepackt, die sowohl sauber als auch halbwegs dezent waren. Der einzige frische Schlafanzug, den ich fand, war der, den ich aus tiefster Seele hasste. Er war schauderhaft, alt und abgetragen, hellblau und rot kariert, ausgebeult und wie die meisten meiner Sachen mit blassgelben Kaffeeflecken übersät.
    Als es passierte– als Peter und Janie sich kennenlernten und auf den ersten Blick ineinander verliebten–, gab ich diesem Schlafanzug die Schuld daran. Obwohl ich ihn hasste wie der Teufel das Weihwasser, brachte ich es nicht fertig, mich von ihm zu trennen,

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