Können diese Augen lügen?
Show, in der ein Paar seine Silberhochzeit groß ausgerichtet bekam. Alles erinnerte mich an Peter.
Endlich entschied ich mich für einen alten schwarz-weißen Rin-Tin-Tin-Film. Neben dem Hund wirkte der Kinderhauptdarsteller fast zwergenhaft. Eine Horde von Männern in Uniform und Spielzeugpistolen in den Holstern tauchte auf, darunter prangten Untertitel wie » Ich bin der schnellste Schütze der Stadt, Sir!«
Ich nahm den Laptop auf den Schoß und begann mit dem Fernsehbild im Hintergrund die Spammails zu löschen, aber der Hund faszinierte mich, ich konnte den Blick kaum von ihm abwenden. Er rettete Menschen und warnte vor Gefahren. Er war immer zur Stelle, wenn er gebraucht wurde, und ließ niemanden im Stich.
Ich gab ›Rin Tin Tin ‹ in die Suchmaschine ein und gelangte auf die offizielle Rin-Tin-Tin-Website. Wie es aussah, handelte es sich nicht nur um einen Hund, es hatte eine lange Reihe von Rin Tin Tins gegeben. Deutsche Schäferhunde. Ich las die Geschichte des ersten, während ich mein viertes Kool-Aid schlürfte. Als ich zum Ende gelangte, schob ich den Laptop zur Seite, um mir nachzuschenken, doch dann sah ich einen Link am Seitenrand: Welpen. Ich holte mir einen weiteren Drink und raste zum Computer zurück, nur um zu erfahren, dass der nächste Wurf schon vor der Geburt verkauft war.
Ich suchte nach Deutschen Schäferhunden in Rochester, konnte aber nur einen Züchter finden, der sich auf Polizei- und Leichenspürhunde spezialisiert hatte. Es gab eine detaillierte Beschreibung der Ausbildung der Hunde mittels einer Kaffeekanne mit Löchern, die mit menschlichen Überresten gefüllt war. Ich klappte den Laptop zu, doch dann sprang Rin Tin Tin über einen brennenden Strohballen, um sein Herrchen zu retten.
Das war es, was mir fehlte. Das war es, was ich brauchte. Rin Tin Tin würde mich nicht wegen dünner Schenkel und einer aristokratischen Nase verlassen. Rin Tin Tin wäre mir ein treuer Freund.
Ich begann erneut, nach einem Welpen zu suchen. Die Worte auf dem Bildschirm verschwammen allmählich vor meinen Augen, aber das kümmerte mich nicht. Ich wollte und brauchte einen Hund, und ich würde nicht aufgeben, bis ich einen gefunden hatte. Ich klickte mich von einer Site zur nächsten, und dann sah ich ihn.
Er war ein wuscheliger Fellball. Tiefschwarz bis auf die kleine rosa Zunge, die ihm aus dem Schnäuzchen hing. Sein Kopf war zur Seite geneigt, als lausche er aufmerksam auf irgendetwas, eines seiner winzigen schwarzen Ohren war umgeknickt. Der Züchter saß in Bratislava in der Slowakei, und bis auf ein paar merkwürdige Übersetzungen war die Website in Slowakisch gehalten. Über dem Bild des Welpen stand etwas, das ich nicht lesen konnte, und dann MÄNNLICH 11/5. Der Welpe war erst ein paar Wochen alt. Er war noch ein Baby. Unter dem Bild gab es einen Link mit der Überschrift ›Bestellformular ‹ . Ich fuhr mit der Maus darüber hinweg, bereit, es anzuklicken.
Dann nahm ich einen weiteren großen Schluck von meinem Kool-Aid. Ich konnte doch nicht einfach beschließen, mir einen Hund zuzulegen, und dann einen aus dem Internet bestellen. Das war verrückt. Vollkommen verrückt. Ich versuchte, mich wieder auf Rin Tin Tin zu konzentrieren, aber ich konnte den Blick nicht von dem Bild des Welpen abwenden. Es war wie bei diesen Gemälden, bei denen die Augen einem überallhin folgen. Von jedem Blickwinkel aus schien der Hund mich anzusehen. Er würde von seiner Mutter getrennt werden. Er würde irgendeiner fremden Familie zugeteilt werden, einsam sein und seine Mom vermissen, und sie würden ihn nicht verstehen. Nicht so wie ich.
» Du brauchst mich, nicht wahr?«, fragte ich ihn. Es kam mir so vor, als blickten seine Augen jedes Mal trauriger und verlassener, wenn ich das Bild betrachtete.
Ich klickte den Link an. Laut Bestellformular kostete der Hund hundertvierzigtausend Kronen, was, wie ich nach sieben Drinks annahm, so etwas wie Peso oder Lira sein musste, bei denen tausend davon einem Dollar entsprachen. Ich überlegte, ob ich mir Gewissheit verschaffen sollte, aber mein Blick war nicht mehr klar, und ich wollte einen Hund. Jetzt. Ich wollte nicht länger warten als nötig. Was, wenn noch jemand im Schlafanzug herumsaß, sich die Rin-Tin-Tin-Folgen ansah und beschloss, dass er ebenfalls einen Hund brauchte? Was, wenn irgendjemand meinen Welpen kaufte, während ich Währungen umrechnete? Irgendein anderer würde mit dem kleinen Fellknäuel schmusen. Irgendein anderer würde feuchte
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