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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Larkin
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fügte er tonlos hinzu, reichte mir ein braunes Notizbuch und drängte sich an mir vorbei in das Zimmer.
    Janie saß im Schneidersitz vor dem Fernseher. Ein dickes schwarzes Frotteeband hielt ihre Haare zurück. Nachdem wir unsere Masken abgewaschen hatten, hatte sie sorgfältig alle Reste entfernt und Lipgloss aufgetragen.
    Peter hielt ihr eine Hand hin. » Peter. Und du bist…?«
    » Janie.« Sie erhob sich. Ihr Schlafanzug war eine Augenweide: pinkfarbene Satinhosen mit aufgedruckten Rosenknospen und ein passendes Tanktop mit einer großen Rose, die auf ihrer Brust blühte. Und das war es. Das war der Anfang vom Ende; ich merkte es an der Art, wie sie sich ansahen. Ich hatte ihn nicht nur an Janie verloren, sondern musste mich auch von der Theorie verabschieden, dass er vielleicht schwul war und deshalb nie einen Annäherungsversuch gemacht hatte.
    Ein paar Wochen später sagte Peter unser Freitagsdinner ab.
    » Dieses Wochenende begebe ich mich mal in die Abgeschiedenheit.« Er bedachte mich mit seinem Filmstarlächeln.
    Abgeschiedenheit bedeutete Rhode Island.
    Er besuchte Janie und brachte mir ein T-Shirt mit der Aufschrift Ich wäre viel lieber in Rhode Island mit.
    » Da wäre ich jetzt auch lieber«, sagte er. » Mach nicht so ein Gesicht. Sie ist doch deine beste Freundin, oder?«
    Ich hatte kein Problem damit, das T-Shirt umgehend zu entsorgen. Ich rollte es zu einem Ball zusammen und ließ es vom Balkon des zweiten Stocks aus in die Mülltonne fallen, nachdem Peter zu seinem Wohnheim zurückgegangen war, um Janie anzurufen.
    Dem Shirt konnte ich keinen Vorwurf machen, wohl aber dem Schlafanzug. Hätte ich einen schickeren Schlafanzug angehabt, hätte Janie im Vergleich mit mir nicht so überwältigend attraktiv ausgesehen, und alles wäre vielleicht ganz anders gekommen. Ich wusste, es war lächerlich, aber der Hass auf den Schlafanzug war alles, was ich hatte.
    Ich ließ ihn in der Schublade liegen und durchwühlte den Klamottenstapel auf dem Boden des Schranks, bis ich ein Paar schwarze Caprileggings fand. Dann streifte ich die Jeans ab. Sie klebten an meinen Schenkeln, und ich zerrte so fest daran, dass sich die Hosenbeine umstülpten. Moms Boston-Sweatshirt ließ ich an. Das Innere war vom vielen Tragen aufgeraut und angenehm weich. Ich zog es bis zum Kinn hoch, sog tief den Atem ein und redete mir ein, ich könnte immer noch Moms Parfüm daran riechen.
    Nach drei weiteren Drinks landete ich mit meinem Laptop auf dem Schoß auf der Couch, checkte meine E-Mails und sah fern. Ich hatte siebenundvierzig neue Nachrichten, aber bei fast allen handelte es sich um Spam. Die einzige interessante Mail stammte von meinem Kunden, der mich bezüglich unseres Projekts auf den neuesten Wissensstand bringen wollte, damit ich keine Zeit verlor, wie er sich ausdrückte, und mich direkt am Montag an die Arbeit machen konnte. Ich beantwortete die Mail nicht.
    Ich stand auf, um mir den nächsten Drink zu mixen, trank die Hälfte davon gleich in der Küche und füllte den Becher auf, bevor ich ins Wohnzimmer zurücktaumelte und knapp einer Kollision mit dem Couchtisch entkam. Ich ließ mich auf die Couch fallen und griff nach der Fernbedienung.
    Es lief eine Hochzeitsshow. Die Hochzeitsgesellschaft stand am Rand einer Klippe und blickte über den Ozean hinweg. Da ich Lifetime eingeschaltet hatte, würde die Braut höchstwahrscheinlich herausfinden, dass ihr Mann mit überall im Land verstreuten anderen Frauen verheiratet war oder ihre Ehrenbrautjungfer versuchte, sie umzubringen. Oder sie und ihr Mann bekamen ein Kind, und dann würde ihr Babysitter in ihr Revier eindringen und am Ende beginnen, ihre Kleider zu tragen, aber im Moment waren alle so froh und glücklich, dass sich mir der Magen umdrehte. » ER LIEBT DICH GAR NICHT !«, schrie ich den Fernseher an, während ich den Kanal wechselte. » Er liebt dich gar nicht«, flüsterte ich, dabei spürte ich, wie meine Augen zu brennen begannen. Ich richtete mich auf, trank einen großen Schluck und fuhr mir mit dem Handrücken über die feuchten Augen. » Zur Hölle mit ihm«, knurrte ich, dann stand ich auf, um mir einen weiteren Drink zu holen. » Zur Hölle.« Ich ließ ein paar Eiswürfel in den Becher fallen, wobei ich mein Sweatshirt bespritzte. » Mit ihm.«
    Ich ging ins Wohnzimmer zurück und stolperte. Wieder griff ich nach der Fernbedienung und zappte durch die Kanäle: ein sich küssendes Paar, ein Verkaufssender, der künstliche Diamanten anbot, und eine

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