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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Larkin
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Hundeküsse auf die Wangen bekommen. Irgendein anderer würde einen echten, treuen Freund gewinnen, der für ihn über brennende Strohballen springen würde, und ich wäre immer noch allein. Wer auch immer ihn bekam, würde ihn nicht verstehen. Nicht so wie ich. Vermutlich war er spottbillig. Billiger, als wenn ich einen Hund in den USA kaufen würde, davon war ich überzeugt.
    Ich nahm meine Handtasche vom Couchtisch und durchwühlte meinen Wust von Karten, bis ich meine Kreditkarte fand.
    Ha, Diane, dachte ich, mich an die Zeit erinnernd, als meine Mom sie gefragt hatte, ob wir einen Hund halten dürften. Ich war elf und hatte in der Schule gerade Ruf der Wildnis gelesen. Ein ganzes Wochenende hatte ich damit verbracht, mir zu überlegen, wo mein Welpe schlafen und wie ich von meinem Taschengeld sein Futter bezahlen sollte. Ich legte eine Tabelle mit der Zeit an, die ich für meine verschiedenen Hausaufgaben brauchte, und rechnete mir aus, wann ich lange Spaziergänge mit ihm unternehmen konnte, und Diane machte innerhalb von zwei Sekunden alles zunichte. » Hunde sind schmutzig. Sie lecken sich ihren eigenen Hintern. Das kann nicht dein Ernst sein, Nat«, erwiderte sie auf Moms Frage.
    Nun, das war mein Haus und mein Hund, und Diane war ohnehin fertig mit mir.
    Ich musste meine Kreditkartennummer viermal eintippen, ehe sie akzeptiert wurde, aber endlich klappte es. Laut Website konnte ich in Kürze mit einer Bestätigung per E-Mail rechnen.
    Heiliger Bimbam, dachte ich, als ich meine Kreditkarte über den Couchtisch schnippte. Ich hatte gerade einen Hund gekauft. Eigentlich sollte ich in Panik geraten, aber im Fernsehen begann gerade ein weiterer Rin-Tin-Tin-Film. Es wurde ein regelrechter Marathon gesendet. Ein Horn schmetterte, Soldaten standen stramm, und ein edel wirkender Rin Tin Tin stand hoch oben auf einem Felsen und beobachtete alles. Eine leichte Brise fuhr durch sein Fell, im Hintergrund wehte eine Fahne. Ich spürte, wie Erregung in mir aufstieg. Ich würde mir diesen Film genau ansehen. Ich musste alles Wissenswerte über Deutsche Schäferhunde lernen.
    Ich mixte mir einen weiteren Drink. Das Kool-Aid war fast alle, also bestand dieser hauptsächlich aus Wodka. Dann setzte ich mich wieder und wartete auf Informationen, wann ich den Hund abholen konnte. Aber zehn Minuten später war immer noch keine E-Mail eingegangen. Fünfzehn Minuten später ebenfalls nicht. Ich wartete zwanzig Minuten, fünfundzwanzig Minuten, dann eine halbe Stunde, und noch immer tat sich nichts.
    Was, wenn es gar keinen Hund gibt, dachte ich. Was, wenn das alles genauso ein Betrug ist wie diese E-Mails nigerianischer Prinzen? Was, wenn irgendein slowakischer Perverser meine Kreditkartennummer benutzte, um sich Pornos und Crack zu kaufen? Ich sah ihn fast vor mir, wie er in einem schmuddeligen weißen Unterhemd in einem dämmrigen Raum saß und lüstern ekelhafte Fotos betrachtete. Vielleicht war er gar kein Slowake. Vielleicht war ich an einen Verbrecherring geraten, der einsame Frauen ausnahm, die sich Hundefilme ansahen, indem sie sich als Hundezüchter in ehemals kommunistischen Ländern ausgaben.
    Ich nippte erneut an meinem Drink. Obwohl er kaum Kool-Aid enthielt, schmeckte er allmählich wie Hustensaft. Sowie ich das Zeug hinuntergeschluckt hatte, kam es mir wieder hoch. Ich spürte es in der Kehle und rannte ins Bad.
    Dort übergab ich mich endlos lange. Toilettenwasser spritzte mir ins Gesicht. Mein Haar fiel mir ins Gesicht und klebte bald vor lilafarbenem Erbrochenen. Endlich hatte ich alles von mir gegeben, spuckte in die Toilette und begann zu weinen.
    Ich weinte wegen allem, angefangen damit, dass Diane meiner Mom gesagt hatte, wir dürften keinen Hund halten. Wegen Peter und der Hochzeit, dem Scheck, dem Tod meiner Mom, den Automatenfotos und dem slowakischen Perversen. Ich weinte, weil ich absolut niemanden hatte. Niemand stand mir zur Seite. Niemand kümmerte sich um mich. Niemand strich mir das Haar zurück und wischte mir die Stirn mit einem feuchten Waschlappen ab. Ich hatte nur mich, und das war nicht genug.
    Ich rollte mich auf der müffelnden Badematte zusammen und weinte, bis keine Tränen mehr kamen. Dann lag ich nur da, biss die Zähne zusammen und lauschte meinen eigenen Atemzügen, bis ich einschlief.
    Ich wachte nach dem Schimmelgeruch feuchter Handtücher und Erbrochenem stinkend auf der Badematte auf. In meinem Kopf hämmerte ein Bergwerk, und mein Magen hob sich erneut. Ich zog mich an der

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