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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Larkin
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Toilettenschüssel hoch und würgte, aber es kam nichts mehr. Mein Magen fühlte sich an wie eine leere Zahnpastatube, aus der der letzte Rest herausgequetscht worden war, und meine Augen waren so verquollen, dass ich sie kaum öffnen konnte.
    Ich stolperte nach unten, schaltete die Kaffeemaschine ein und schluckte ein paar Aspirin. Im Wohnzimmer herrschte Chaos. Aus einem leeren Eiskarton tropfte klebrige Schokoladensoße auf den Tisch. Mein Laptop lag aufgeklappt auf der Couch. Der Fernseher lief noch, es kam gerade ein Werbespot für einen Staubsauger, der angeblich wahre Wunder vollbringen konnte.
    Ich konnte mich an den gestrigen Abend kaum erinnern, nur noch daran, dass ich nach Hause gekommen war und mir einen Drink gemixt hatte. Ich schlich in die Küche und holte ein paar Papiertücher, um das Eis aufzuwischen. Plötzlich kam mir ein furchtbarer Gedanke, und mein Herzschlag beschleunigte sich. Was, wenn ich Diane angerufen und ihr meine Meinung gesagt hatte? Was, wenn ich Janie angerufen und ihr alles gestanden oder Peter gesagt hatte, dass ich ihn liebte?
    Es wäre nicht das erste Mal, dass ich betrunken telefoniert hatte. Im College hatte ich die furchtbare Angewohnheit, meine Mom anzurufen und ihr peinliche Details aus meinem Leben zu erzählen, wenn ich unter Strom stand. Wie eine gute Mutter machte sie mir nie Vorwürfe. » Na, meine kleine Säuferin«, pflegte sie zu sagen, wenn ich sie am nächsten Tag verkatert anrief und von meinen Indiskretionen nichts mehr wusste. » Alles in Ordnung bei dir?« Sie wurde nie böse; sie schrieb solche Vorfälle dem normalen Collegealltag zu, von dem sie nichts wusste. Ich wünschte, sie hätte mir die Hölle heißgemacht und mich dann in ein Kloster geschickt, wo es so streng zuging, dass sie den Abendmahlswein durch Traubensaft ersetzten. Zumindest wünschte ich, sie hätte mir eingeschärft, niemals in volltrunkenem Zustand Anrufe zu tätigen.
    Ich suchte fieberhaft nach meinem Handy und hielt den Atem an, als ich die letzten getätigten Anrufe überprüfte.
    Nichts. Keine Anrufe. Ich stieß die angehaltene Luft langsam wieder aus und spürte, wie das Blut wieder in meinen Adern zu zirkulieren begann. Dann fiel mir ein, dass es ebenso gefährlich war, betrunken E-Mails zu versenden.
    Ich saß auf der Couch und flüsterte: » Mach schon, mach schon, mach schon«, während mein Laptop langsam zum Leben erwachte. » Öffne die Mails. Öffne die Mails«, zischte ich mit zusammengebissenen Zähnen, während ich darauf wartete, dass Yahoo hochgefahren wurde. Ich tippte meinen Nutzernamen und mein Passwort ein, doch noch bevor ich auf die nächste Taste drückte, durchzuckte mich plötzlich eine Erinnerung: Ich saß mit dem Laptop auf der Couch und wartete auf eine Kaufbestätigung. Was hatte ich bestellt? Hatte ich nicht widerstehen können, den absurd teuren Laptop zu kaufen, mit dem ich seit Monaten liebäugelte? Mein Herz begann erneut zu hämmern, während ich auf den quälend langsamen Internetzugang zu den E-Mails wartete. Da war sie, eine Mail mit der Betreffzeile ›Pes Potvrdit ‹ . Jetzt kehrte die nächste Erinnerung zurück. Der flauschige schwarze Welpe. Rin Tin Tin. Deutscher Schäferhund. Brennende Strohballen. Eine tiefe Stimme mit schwerem Akzent. Ich gab die Zeile in den Google-Übersetzer ein. Hund bestätigt.
    » Scheiße!«, brüllte ich. » Scheiße, Scheiße, Scheiße!« Ich hatte mich wie ein hirnloser Trottel verhalten; hatte einen Welpen, ein Lebewesen, über das Internet bestellt.
    Ich übersetzte die Mail Satz für Satz. Der Hund würde Donnerstagmorgen um zwei Uhr dreißig mit einem Flug aus Bratislava auf dem Rochester International Airport eintreffen. Am Ende der Mail stand Mastercard und dann einhundertvierzigtausend Kronen. Ich klickte den Umrechner an, hielt den Atem an und spürte meinen Puls in den Schläfen pochen. Dann gab ich die Zahlen ein und schloss die Augen, bevor ich das Ergebnis sehen konnte.
    So schlimm kann es nicht sein, sagte ich mir. Ich erinnerte mich an ein Mädchen vom College, das sich einen Hund aus dem Tierheim geholt hatte, als es ein eigenes Apartment bezog. Der Hund hatte zweihundertfünfzig Dollar gekostet. Rechnete man die Transportkosten hinzu, kam man vielleicht auf das Doppelte. Wie teuer konnte es sein, einen kleinen Welpen nach Amerika zu bringen? Fünfhundert Dollar, damit konnte ich leben, dachte ich. Ich würde nur noch Nudeln essen. Ich würde die Summe in ein paar Monatsraten abstottern. Oder ein

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