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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Larkin
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oder zwei zusätzliche Jobs annehmen. Ich würde die Kosten kaum merken.
    Ich holte tief Atem, schlug die Augen auf und sah auf den Bildschirm. Dort stand, dass ich sechstausendundeinen Dollar für einen Hund ausgegeben hatte.
    Ich rannte ins Bad zurück, um mich erneut zu übergeben.
    Als ich fertig war, ging ich unter die Dusche und zuckte zusammen, als das heiße Wasser meinen Gestank noch verstärkte. Magensäure, Kool-Aid und Schimmel. Ich griff nach meinem Shampoo und wusch alles von mir ab. Die Hähne quietschten vernehmlich, als ich das Wasser abdrehte. Das Schlurfen meiner nackten Füße auf den Fliesen hallte von den Wänden wider. Es war so still, dass ich auf dem Weg nach unten das Summen des Kühlschranks hören konnte– eine ständige Erinnerung daran, dass niemand sonst hier war, der Geräusche verursachen konnte. Ich hatte mich schon vor der Hochzeit und dem Scheck einsam gefühlt, aber nicht begriffen, wie einsam ich tatsächlich war und wie still Stille sein konnte.
    Ich hätte den Züchter in Bratislava anrufen und meine Bestellung widerrufen oder versuchen können, die Abbuchung von meinem Konto rückgängig zu machen, aber ich tat es nicht. Ich wollte jemanden an meiner Seite haben, und wenn es nur ein Hund war. Ich wollte einen ständigen treuen Gefährten. Ich wollte jemanden, der am Fuß meines Bettes schlief und mir Gesellschaft leistete, wenn ich arbeitete. Und schließlich würde mein Hund nicht größer werden als der Kinderdarsteller im Film. Ich bekam einen kleinen Welpen. Damit konnte ich fertigwerden.

7
    Am Wochenende schlief ich meinen Rausch aus, und am Montag konnte ich nur noch an meinen Welpen denken. Ich wusste nicht viel über Hunde, daher ging ich in die Bücherei und vertiefte mich in Bücher über Hundeerziehung, das Anfängerhandbuch für Deutsche Schäferhunde und eine Abhandlung über die Rolle eines Rudelführers. Ein Buch handelte davon, wie man der beste Freund seines Hundes wird. Es war in den siebziger Jahren von Mönchen verfasst worden, die in einem Kloster in den Catskills Deutsche Schäferhunde gezüchtet hatten, es roch modrig wie der Keller eines alten Hauses, und die Seiten wiesen Wasserflecken und Eselsohren auf, aber die Schwarz-Weiß-Bilder von mit den Mönchen spielenden Schäferhunden bewogen mich zum Lesen. In dem Buch hieß es, man solle jeden Teil seines Lebens mit dem Hund teilen, ihn nachts neben sich auf dem Boden schlafen und beim Essen zu seinen Füßen liegen lassen.
    Ich las, dass ein Deutscher Schäferhund imstande war, so viele Worte zu verstehen wie ein dreijähriges Kind, wenn er entsprechend gefordert wird. Sofort bestellte ich ein paar Bücher und Welpenspielzeug, das zu kreativem Spiel anregen sollte. Der Wochenanfang war ein Chaos aus Bestellungen per Kreditkarte und Ausflügen in Zoohandlungen. Es half mir, mich von Peter abzulenken. Oder es gab mir zumindest etwas zu tun, wenn ich nicht aufhören konnte, an Peter zu denken.
    Warum hatte er mich in seiner Hochzeitsnacht sehen wollen? Was hatte er sagen wollen, als ich ihm das Wort abgeschnitten hatte? Ich stellte es mir wieder und wieder vor.
    In meiner Fantasie sagte er: » Van… Savannah, ich…«, aber diesmal unterbrach ich ihn nicht. Peter sagte: » Savannah, ich liebe dich, und ich komme nicht mehr dagegen an. Ich will mit dir zusammen sein.« Es klingt nicht wie in einem schlechten Film, weil er es ernst meint, die Arme um mich legt und mich küsst, dann lieben wir uns in meinem alten Bett im Kutschhaus. Als Janie später alles herausfindet, ist sie nicht außer sich, weil sie heimlich in den Erben einer großen Reederei verliebt ist, der aussieht wie ein griechischer Gott und einen Namen wie Balthasar oder Adonis hat, wir vier werden schließlich gute Freunde und essen oft auf Janies Terrasse zu Abend, trinken Rotwein und bewundern den Sonnenuntergang über der Ägäis. Wir lachen darüber, dass wir beinahe furchtbare Fehler gemacht hätten, und stoßen darauf an, dass alles gut geworden ist. Wir essen knuspriges, in Olivenöl getauchtes Brot, und Peter legt einen Arm um meine sonnengebräunte Schulter. » Was habe ich mir nur dabei gedacht?«, fragt er auf Janie deutend, und wir fangen alle wieder an zu lachen, weil es so offensichtlich ist, dass Peter und ich uns wirklich lieben und Janie gleichfalls glücklich ist.
    Wenn ich aus diesem Tagtraum erwachte, mein Gesicht sich nicht sonnenheiß anfühlte, draußen alles kalt und grau, ich noch immer allein und Peter noch immer

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