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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Larkin
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verrückt.« Ich registrierte, dass sich seine Brauen beim Sprechen ständig bewegten. » Louis hat mich gebeten, alles fortzuschaffen. Ich hab den ganzen Kram zu Goodwill gebracht. Eine ganze Wagenladung voll. Wir dachten, das würde ihm helfen, aber er hat sich danach auch nicht besser gefühlt. Hat monatelang daran zu knabbern gehabt.« Er lehnte den linken Ellbogen gegen die Tür und seufzte. » Er kommt einfach nicht darüber hinweg.«
    » Yeah«, sagte ich weich. » Das kann ich gut verstehen.«
    » Dieses Haus– die drei Frauen. Diese Gloria, die letzte, war die erste, die er wirklich geliebt hat. Armer Kerl, er hat seine eigene Medizin zu schmecken bekommen, und das weiß er auch. Ich glaube, das macht alles noch schwerer für ihn. Er bläst nur noch Trübsal. Ich kann ihn kaum noch überreden, mal mit mir wegzugehen.«
    Wir hielten an der nächsten Ampel. Joe hob den Kopf, blickte sich um und legte dann die Schnauze mit einem wohligen Schnaufen auf Alex’ Bein zurück.
    » Verständlich«, meinte ich. » Er muss ja…« Ich brach ab, da ich mir lieber nicht vorstellen wollte, wie Louis sich fühlte. » Wie oft warst du verheiratet?«, erkundigte ich mich.
    » Nur einmal.«
    » O Gott, das tut mir jetzt leid. Es sollte ein Scherz sein. Ich wollte nicht…«
    » Van, das macht nichts«, beruhigte er mich. » Ich habe nichts zu verbergen. Und keine Geheimnisse vor dir.« Er warf mir einen raschen Blick zu, ehe er sich wieder auf den Verkehr konzentrierte. » Sarah Evans. Sie hat sich geweigert, meinen Namen anzunehmen.«
    Er holte tief Atem. » Wir waren zusammen auf dem College. Nach dem Abschlussexamen änderte sich dann alles. Ich glaube, wir haben geheiratet, weil wir hofften, dann würde alles so bleiben, wie es war. Sie zog mit mir nach Knoxville, als ich Tiermedizin zu studieren begann. Wir haben es versucht.« Er schloss die Hände um das Lenkrad. » Hätten wir nicht geheiratet, wäre unsere Beziehung langsam gestorben. Du weißt schon, vergessene Anrufe und verschobene gemeinsame Wochenenden. So wie fast jede Collegeliebe stirbt, wenn man in die wahre Welt hinausgeht.«
    Er klang nicht bekümmert oder zornig. Es war eine Geschichte, keine Tragödie.
    » Tut mir leid, das zu hören«, murmelte ich, weil er nichts weiter dazu zu sagen haben schien und ich nicht wusste, wie eine angemessene Antwort hätte lauten können.
    » Es gab keine Schwierigkeiten. Wir unterzeichneten ein paar Dokumente, und das war es dann. Sie blieb in Knoxville, sie hatte schon einen anderen Partner gefunden. Sie sagte, sie würde ihn bis zu unserer Trennung nicht treffen. Aber mit uns wäre es ohnehin nicht gutgegangen.«
    Ich verwünschte mich dafür, dieses Thema angeschnitten zu haben. Gerade ich wusste besser als jeder andere, wie es war, jemanden zu lieben, der einen anderen liebte. Das war etwas, worüber ich unter keinen Umständen sprechen wollte. » Ich wollte wirklich nicht…«
    » Van, das ist in Ordnung.« Er tätschelte mein Bein. » Mach dir keine Gedanken, okay?«
    » Okay.«
    » Es bringt nichts, mit dem falschen Partner zusammenzubleiben. Ich denke, der Trick besteht darin, den richtigen gleich zu Anfang zu erkennen. Findest du nicht?« Er sah mich kurz an, strich sich das Haar zurück und seufzte. » Sarah und ich reden nicht mehr miteinander. Es ist schon eigenartig, da teilt man«, er hielt inne, um nach dem passenden Wort zu suchen, » einige Jahre seines Lebens miteinander, und dann schickt man sich noch nicht einmal mehr Weihnachtskarten. Wir sind nicht zerstritten oder so. Es gibt nur einfach nichts mehr zu sagen, nehme ich an.« Er lächelte. » Aber das ist mein einziges dunkles Geheimnis, das verspreche ich dir.«
    » Beeindruckend. Ich habe mindestens zwölf.« Ich hob die Brauen und grinste dümmlich.
    Alex lachte.
    Danach schwiegen wir eine Weile. Ich sah aus dem Fenster und betrachtete die Reihen perfekter kleiner Häuser mit briefmarkengroßen Rasenflächen. Sie hätten aus einem Dokumentarfilm aus den Fünfzigern stammen können: Die Büsche waren zum Schutz vor der winterlichen Kälte mit Jutesäcken abgedeckt, und am Ende jeder Auffahrt steckten weiße Plastikstäbe mit roten Reflektoren im Boden.
    Die Häuser erinnerten mich an den Tag, an dem ich nach Levittown gefahren war, um meinen Vater zu treffen. Dort glichen sich die Häuser auch wie ein Ei dem anderen, nur hier und da wies eine grüne Plastikmarkise oder eine ausgefallene Betonfigur darauf hin, dass nicht alle Bewohner beliebig

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