Können diese Augen lügen?
dann stieß Joe Alex um, riss ihm die Kappe vom Kopf und raste, seine Leine hinter sich herschleifend, quer über den Platz.
» Verdammt noch mal, Joe!«, schimpfte ich. Offenbar war Joe doch nicht der Glücksbringer, für den ich ihn gehalten hatte. Alex lief Joe hinterher, der Haken schlug, um ihn auszutricksen. Endlich bekam er Joes Leine zu fassen. Joe ließ die Kappe fallen und sprang an ihm hoch, um seine Wange zu lecken.
Beide kamen atemlos zu mir zurück. » Diesem Burschen kann man einfach nicht böse sein«, lachte Alex, dabei stopfte er seine Kappe in die Tasche.
Wir fuhren fort, mit Joe zu arbeiten, aber ich konnte nur noch an unseren Beinah-Kuss denken.
Als wir Schluss machten, waren meine Finger, meine Zehen und meine Kehrseite fast taub, mein Gesicht brannte, aber ich wollte trotzdem nicht, dass dieser Tag schon zu Ende ging. Daher war ich entzückt, als Alex mich im Auto fragte, ob ich einverstanden wäre, dass wir auf dem Rückweg bei seinem Freund Louis vorbeifuhren, damit er ein Buch abgeben konnte. So könnten wir noch ein bisschen mehr Zeit miteinander verbringen.
Joe saß zwischen uns. Seine Lider begannen schwer zu werden, aber er hob immer noch aufmerksam den Kopf, wenn wir über eine Bodenschwelle fuhren oder abbogen. Endlich gab er es auf, gegen den Schlaf anzukämpfen, streckte sich auf dem Sitz aus und legte den Kopf auf Alex’ Oberschenkel.
Wir hielten an einer roten Ampel. » Ich bekomme ja wirklich viele Hunde zu sehen.« Alex kraulte Joes Ohr mit einer Hand und lenkte den Wagen mit der anderen. » Aber Joe hier ist eine Klasse für sich.«
» Ein wirklich glücklicher Zufall«, stimmte ich zu.
Alex lächelte, dann verstummten wir beide. Ich wusste, dass er errötete, und ich wusste auch, dass ihm klar war, dass ich sein Erröten bemerkt hatte. Es war die beste Art von leiser Verlegenheit, die es gab.
» Ich werde dir jetzt ein bisschen was von Louis erzählen«, brach Alex das Schweigen. Die Ampel sprang auf Grün. Alex zog die Hand von Joes Kopf weg und legte sie wieder auf das Lenkrad. » Louis ist eine Persönlichkeit. Ich glaube, diese Bezeichnung trifft es am besten.« Er wandte sich zu mir und lächelte. Ich fand, dass er mich eine Spur zu lange ansah; er sollte sich besser auf die Straße konzentrieren. » Er ist fast achtzig, aber immer noch ein Charmeur.«
Fast achtzig? Ich hatte angenommen, Louis müsse ungefähr in Alex’ Alter sein, obwohl ich dessen Alter nur schwer schätzen konnte. Dreißig vielleicht? Fünfunddreißig? Oder achtundzwanzig? Ich konnte es beim besten Willen nicht sagen.
» Wir bleiben nur eine Minute«, fuhr Alex fort, » aber es ist trotzdem besser, wenn ich dich vorwarne. Ich schwöre, wenn du mit diesem Mann zum Essen ausgehst, wirst du von sämtlichen Kellnerinnen im Restaurant umschwirrt. Gehe ich alleine, bekomme ich noch nicht einmal Kaffee nachgeschenkt.« Er lachte. » Der Mann verhext die Frauen, anders kann ich es mir nicht erklären.« Er zwinkerte mir zu. » Er erteilt mir Unterricht.«
» Im Ernst?«
» Nein.« Er grinste wie ein Kobold.
» Einen Moment lang hast du mir Angst eingejagt.«
» Wovor? Dass du mir nicht widerstehen kannst?«
» Etwas in der Art.« Ich wandte mich ab und sah aus dem Fenster.
» Eines sage ich dir gleich– ich bin zutiefst beleidigt, wenn du mich bittest, dich bei Louis zu lassen und alleine zurückzufahren.« Alex drehte sich nicht zu mir, als er das sagte, und ich meinte, sein Ohr rosa anlaufen zu sehen.
» Ich werde mich bemühen, mich nicht Hals über Kopf in ihn zu verlieben.« Ich zupfte an der Naht meiner Jeans herum, weil ich nicht wusste, was ich mit meinen Händen anfangen sollte. Alles, was ich sagte, machte mich verlegen, sobald die Worte heraus waren.
» Was gibt es noch über Louis zu erzählen?« Alex räusperte sich. » Er war dreimal verheiratet. Wegen seiner letzten Frau Gloria zieht er jetzt um.«
» Was ist passiert?«, fragte ich. » Ist sie gestorben?«
» Nein, mit dem UPS -Boten durchgebrannt.«
» Wie bitte?«
» Sie hat angefangen, bei allen möglichen Shoppingkanälen Sachen zu bestellen, damit sie dem Zusteller… äh… näherkommen konnte.«
» Das gibt’s doch gar nicht!«
» Dann war ich eines Tages mit Louis beim Bowling, und als wir zurückkamen, war sie weg. Hat eine Nachricht zurückgelassen, in der sie Louis alles erklärte, und all ihre Sachen. Jede Menge Schachteln mit Modeschmuck und unechten Krokodilledertaschen. Tonnenweise Schals. Es war
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