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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Larkin
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er, um mich zu einer positiven Antwort zu drängen.
    Alex kam mit einer Biografie von Elizabeth Taylor zurück. Als ich anzüglich die Brauen hob, seufzte er. » Eine lange Geschichte.«
    » Und jetzt trinken wir Kaffee«, strahlte Louis. » Vannah möchte gern bleiben und Kaffee trinken.«
    » Geht das wirklich in Ordnung, Van?«, vergewisserte sich Alex. » Dieser Bursche hier ist ein Meister darin, einem Worte in den Mund zu legen.«
    » Natürlich«, erwiderte ich. » Wenn Joe kein Problem ist.«
    » Ein Problem?«, entrüstete sich Louis. » Er ist ein Geschenk! Seht ihn euch doch an.« Er deutete auf Joe, als wäre er ein Zirkusansager, der ihn den Zuschauern präsentiert. » Ein bildschöner Hund. Joey! Ich habe Kekse für dich im Schrank!« Joe spitzte die Ohren, rannte zu ihm hinüber und setzte sich vor ihn hin. Ich konnte es ihm nicht verdenken. Er hatte mit Sicherheit keine Ahnung, was Kekse waren, aber Louis’ Begeisterung wirkte ansteckend. » Komm mit, Joey«, schmeichelte Louis, woraufhin Joe ihm bereitwillig zum Haus folgte.
    Louis hielt einen Arm um mich und den anderen um Alex gelegt, bis wir vor der Garage standen. Dann zog er Alex enger an sich. » Ich liebe diesen Jungen«, brummte er. » Ich liebe ihn einfach.« Er strich ihm sacht über die Wange.
    Immer wenn ich mit Mom über einen Jungen gesprochen hatte, hatte sie mich gefragt, ob er ›Fürsprecher ‹ hatte. Ihre Theorie lautete, dass der Betreffende nur dann infrage kam, wenn seine Freunde viel von ihm hielten und einen guten Eindruck machten. Scheinbar hatte niemand meinen Vater sonderlich gemocht, er hatte kaum Fürsprecher aufweisen können. Alex dagegen hätte sich keinen besseren als Louis wünschen können.
    Wir betraten das Haus durch die Garage. Sie sah tatsächlich wie eine richtige Garage aus. Louis besaß einen schimmernden schwarzen Lincoln Continental, aber der Betonboden war mit Ölflecken übersät, und an der Wand hingen zusammengeklappte Campingstühle. Die Böden von Dianes Garagen waren makellos sauber, und sie beherbergten nur Autos. Für Gartenmöbel gab es einen eigenen Schuppen.
    Als wir in die Küche kamen, piepste die Zeitschaltuhr des Backofens. Louis eilte darauf zu und zog den Früchtekuchen heraus, wobei er die Zipfel seiner Schürze als Topflappen benutzte. » Heiß, heiß, heiß«, jammerte er, stellte die Backform hastig auf den Herd und schwenkte seine Hand durch die Luft. Joe lief zu ihm und schnupperte an seinen Fingern. » Du bist ein guter Junge«, lobte Louis ihn. » Du machst dir Sorgen um den alten Lou, nicht?« Er nahm eine Handvoll Kekse aus einer Schachtel im Schrank, brach von einem ein Stück ab und gab es ihm. Den Rest stopfte er in seine Tasche, wodurch er sich für die nächste Zeit Joes Zuneigung gewiss sein konnte.
    Die Küche roch nach Knoblauch, Kaffee und Vanille. Die Wände waren in einem cremigen Orangeton gestrichen, der an die Marshmallowkürbisse denken ließ, die es zu Halloween gab. Alex sah mich an und hob fragend eine Braue. Ich versuchte, es ihm gleichzutun, aber bei mir schossen beide in die Höhe. Da ich fürchtete, er würde vielleicht nicht begreifen, dass ich nichts dagegen hatte, ein Weilchen zu bleiben, sagte ich rasch: » Vielen Dank für die Einladung zum Kaffee, Louis.«
    » Setzt euch!« Louis deutete auf den Küchentisch, der unter einem unechten Kristalllüster stand. Der Tisch war bereits gedeckt, das Baklava auf einer hübschen Platte mit Blumenmuster angerichtet.
    Alex und ich nahmen Platz und warteten auf Louis. Das heißt, ich wartete. Alex stibitzte ein Baklavadreieck von der Platte, sowie Louis ihm den Rücken zukehrte, und schob es sich in den Mund. » Ich sterbe vor Hunger«, flüsterte er mir zu. » Es gefiel mir, wie ungezwungen er sich in Louis’ Haus bewegte, und ich fragte mich, unter welchen Umständen er und Louis sich kennengelernt hatten, aber Louis war auf der anderen Seite der Küche damit beschäftigt, Kaffee in eine Thermoskanne zu gießen, und Alex hatte den Mund voll, deswegen erschien es mir unpassend, mich ausgerechnet jetzt danach zu erkundigen.
    Ich sah mich in dem Raum um. Der Küchen-Wohnzimmer-Bereich war eine Beleidigung für die Augen. Die Räume hatten eine gemeinsame Wand, und der farbliche Übergang zwischen Küche und Wohnzimmer schien willkürlich vollzogen worden zu sein– eine krumme, von Hand gezogene, von der Decke bis zum Boden verlaufende Linie, die Orange von Pfefferminzgrün trennte. Die Linie zwischen den braunen

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