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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Larkin
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mit Ihnen.«
    Er lächelte, blickte dann rasch zu Boden und zog an Joes Leine. » K Nohe«, sagte er mit fester Stimme. Joe lief zu Alex’ linker Seite und setzte sich. » K Nohe«, wiederholte Alex, dabei schnalzte er mit der Zunge. Joe stand auf, und sie gingen im Gleichschritt weiter. Wenn Joe Sperenzchen machen wollte, zog Alex an seiner Leine und wiederholte das Kommando. Ich fragte mich, ob er all die slowakischen Begriffe schon gekannt oder mir zuliebe gelernt hatte.
    Die beiden erreichten den Rand des Spielplatzes und machten gemeinsam kehrt. Es war eisig kalt. Sowie ich stehen blieb, begann ich zu zittern. Ich schob die Hände in die Manteltaschen und sah zu, wie Alex und Joe auf mich zukamen. Es war ein eigenartiges Gefühl, Blickkontakt mit Alex aufzunehmen, wenn er so weit entfernt war. Ich sah ihn an, er sah mich an, und dann wandten wir beide den Blick ab. Ich beobachtete Joe. Er beobachtete Joe. Ich sah Alex an, er sah mich an, und wieder senkten wir den Blick.
    Als sie bei mir angelangt waren, leuchtete Alex’ Gesicht hochrot, und diesmal bestand an dem Grund dafür kein Zweifel. Er gab mir Joes Leine zurück. Seine Hand berührte die meine weit länger, als es notwendig gewesen wäre.
    » Danke.« Ich wickelte mir die Leine um die Hand.
    » Er ist schon recht gut erzogen«, sagte Alex. » Man merkt, dass jemand viel mit ihm gearbeitet hat. Und er ist mit Feuereifer bei der Sache. Also müssen wir jetzt nur noch Ihnen beibringen, wie Sie die Kommandos anwenden müssen.«
    » Soll das heißen, dass ich diejenige bin, die eine Ausbildung braucht?«
    Alex lachte, schwieg aber.
    » Ich werte das als ein Ja.«
    » Ich habe keinen Ton gesagt.« Alex gab mir einen spielerischen Klaps auf den Arm.
    Wir verbrachten eine Stunde damit, Joes Kommandos durchzugehen. Alex ruhte nicht eher, bis ich wusste, was jedes Kommando bedeutete und wie ich Joe dazu brachte, mir zu gehorchen. Er war ein guter Lehrer und bewies eine Engelsgeduld, als es mit meiner Beinarbeit nicht klappen wollte. Wir wiederholten die Übung wieder und wieder, und er erklärte mir unermüdlich ohne das geringste Anzeichen von Frustration, was ich zu tun hatte. An eine solche Geduld war ich nicht gewöhnt. Sogar meine Mom hätte nach dem dritten oder vierten Mal entnervt aufgegeben, aber Alex lächelte nur und sagte: » Okay, jetzt mit links zuerst«, und wenn ich wieder rechts und links verwechselte, meinte er dazu: » Nein, das andere linke Bein« oder: » Fast geschafft. Sie sind ganz nah dran.«
    » Es ist nicht so, dass ich rechts und links nicht unterscheiden kann«, entschuldigte ich mich. » Mein Gehirn denkt ›links ‹ , und dann denke ich daran, was Joe tun wird, und wenn wir dann losgehen, beginne ich mit dem rechten Bein statt mit dem linken.«
    » Ich habe eine Idee.« Alex joggte ein Stück zurück. » Bleiben Sie da stehen.«
    Joe wollte ihm folgen, aber ich hielt ihn fest und befahl ihm, sich neben mich zu setzen.
    Ungefähr sechs Meter von mir entfernt machte Alex Halt und rief mir zu: » Okay, kommen Sie auf mich zu, und lassen Sie Joe einfach sein Ding machen. Denken Sie gar nicht an ihn, konzentrieren Sie sich nur auf mich.«
    Da war es auf einmal kinderleicht. Ich sah Alex an, diesmal ohne jede Verlegenheit, weil ich ja die Erlaubnis dazu hatte. Ich sah ihm direkt in die Augen, er mir in meine, und ich stellte mir vor, wie Alex und ich auf einer Terrasse mit Blick auf die Ägäis saßen, Rotwein tranken und den Sonnenuntergang bewunderten. Peter und Janie kamen in dieser Szene nicht vor.
    Ich legte den ganzen Weg zu Alex zurück, ohne mit dem falschen Fuß zu führen oder über Joe zu fallen, und danach ging alles wie von selbst. Wir wiederholten die Übung fünf- oder sechsmal, ohne dass mir ein Fehler unterlief.
    » Sie haben sich zu viele Gedanken gemacht«, erklärte Alex. » Manchmal muss man einfach alles von selbst laufen lassen.« Er kniete sich vor Joe und rieb ihm die Schnauze. » Braver Junge.«
    Joe leckte Alex’ Kinn und lehnte sich gegen ihn. Es war ganz offensichtlich, dass er ihn mochte, was mir Alex noch sympathischer machte. Ich bückte mich ebenfalls, um Joe zu streicheln. Das Haar fiel mir in die Augen, Alex streckte eine Hand aus und strich es zurück, dabei lächelte er leise. Sein Gesicht war dem meinen sehr nah. Dann beugte er sich vor. Ich schloss die Augen und wartete darauf, dass er mich küsste. Die Vorfreude darauf, seine Lippen auf den meinen zu spüren, ließ meine Knie weich werden. Doch

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