Können diese Augen lügen?
zu finden, mich zu umarmen. Bedeutete es ihm so viel wie mir? Vielleicht gehörte er zu den Menschen, die jeden umarmten. Ich hoffte, dass er nicht spüren konnte, wie mein Herz hämmerte.
Er holte tief Atem, als wollte er den Duft meiner Haare aufsaugen. Hoffentlich rochen sie gut. Ich hatte mir die Haare zwar gewaschen, aber kein teures Shampoo mit Blumenduft benutzt, sondern ein einfaches von Wegmans.
Alex löste sich von mir und trat einen Schritt zurück. » Du siehst umwerfend aus.«
» Danke.« Ich erinnerte mich, im Fernsehen einmal eine Sendung über Lächeln gesehen zu haben. Wir verfügen über unzählige Varianten von aufgesetztem Lächeln, aber nur über ein einziges echtes, nicht zu beeinflussendes Lächeln. Alex zauberte genau dieses Lächeln auf mein Gesicht. Meine Wangen schmerzten.
Das hellblaue Hemd, das er unter seiner Jacke trug, war an den Kragenspitzen bis auf ein paar weiße Fäden abgewetzt. Seine Hosen waren schiefergrau, die Bügelfalten noch deutlich zu erkennen, und sahen funkelnagelneu aus. In seiner Jackentasche steckte eine zusammengerollte Krawatte. Ich zog sie heraus. Sie war blassgelb mit braunen und blauen diagonalen Streifen. Ich hielt sie vielsagend in die Höhe.
» Ich weiß nicht, wie man eine Krawatte bindet«, erklärte er. » Ich dachte, du könntest das vielleicht übernehmen.«
» Ja«, erwiderte ich. » Na ja, ich kann das auch nicht so gut. Aber einen Versuch ist es wert.«
Er knöpfte die beiden oberen Hemdknöpfe zu und streckte die Arme seitlich aus wie eine Anziehpuppe zum Ausschneiden.
Ich schlug seinen Kragen hoch, legte ihm die Arme um den Hals und zog beide Enden der Krawatte nach vorne. Ich genoss es. Ich mochte das Kitzeln seiner Haare an meinen Händen, und es gefiel mir, dass mein Gesicht dem seinen so nah war. Ich konnte seinen Atem auf meiner Nase spüren.
Ich schlang die Krawatte zu einem Knoten und schob sie an seinem Hals hinauf. Das letzte Mal hatte ich das für Peter getan, aber da hatten meine Hände nicht vor Nervosität gezittert, und ich hatte nicht so ungeschickt an der Krawatte herumgenestelt.
» Danke«, sagte er.
Ich glättete die Krawatte mit einer Hand. Alex legte seine darüber, beugte sich vor und küsste mich. Ich hielt die Augen noch einen Moment lang geschlossen, nachdem er mich freigegeben hatte. Hinter meinen Lidern leuchtete ein warmer orangefarbener Schein. Als ich die Augen aufschlug, sah die Welt ringsum immer noch warm aus.
Alex verflocht seine Finger mit meinen und zog sacht an meiner Hand. Einen Moment lang standen wir nur da und lächelten uns dümmlich an.
» Ich habe einen Tisch reserviert«, sagte er schließlich leise.
» So?« Ich hob die Brauen und drehte mich um, um nach meiner Tasche und meinem Mantel zu greifen.
Er errötete leicht. » Bei Leonardi. Für Viertel nach sechs.« Er nahm mir den Mantel ab und half mir hinein.
» Da war ich noch nie.« Ich knöpfte den Mantel zu und zog meine Handschuhe aus der Tasche, streifte sie aber nicht über. Es konnte ja sein, dass Alex im Auto meine Hand halten wollte.
» Louis hat es mir empfohlen.«
Wir verabschiedeten uns von Joe, der so mit seinem Knochen beschäftigt war, dass er unseren Aufbruch kaum zur Kenntnis nahm.
Alex öffnete die Beifahrertür und schloss sie behutsam wieder, nachdem ich eingestiegen war. Ich fürchtete während der ganzen Fahrt, sie könnte nicht richtig zu sein. Ich pflegte meine Autotür immer mit Karacho zuzuknallen.
Alex nahm auf dem Fahrersitz Platz. Als er das Radio aufdrehte, dröhnte Countrymusik aus den Lautsprechern. Irgendein blöder Song über eine Waschmaschine und einen Trockner. Ich hätte nicht sagen können, ob es sich um einen Werbespot oder ein Lied handelte. Alex drehte das Radio leiser.
» Du bist wohl kein großer Countryfan«, stellte er fest.
» Woher willst du das wissen?« Ich lächelte noch immer breit, ich konnte einfach nichts dagegen machen.
» Dein Akzent ist das genaue Gegenteil von einem Countryakzent.«
» Ich habe keinen Akzent.« Ich lachte. » Du dafür einen umso stärkeren.«
» Ach wirklich?«, spöttelte er. » Missy, wenn du Kaffee sagst, klingt es, als würde es mit drei A geschrieben.«
» Wird es das denn nicht?« Ich streckte ihm die Zunge heraus.
Er blickte zu mir, dann wieder auf die Straße. » Streck die Zunge nicht heraus, wenn du sie nicht benutzen willst.«
» Bist du der Highschoolzeit noch nicht entwachsen?« Ich klopfte ihm leicht auf die Schulter.
Er lächelte.
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