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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Larkin
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fürchtete, einen dunklen Schatten über alles zu werfen, wenn ich ihm von Alex erzählte. » Ich habe bis spät abends gearbeitet«, erwiderte ich. » Mein Abgabetermin steht unmittelbar bevor.«
    » Kannst du das für uns tun?«
    » Du beliebst zu scherzen.«
    » Komm schon, Van«, jammerte er. Der Pete, den ich kannte, hätte schon längst aufgegeben.
    Ein Teil von mir genoss es, solche Macht über ihn zu haben, aber der Rest hasste es, dass er alles tat, um Janie glücklich zu machen, ohne sich darum zu kümmern, wie ich mich fühlte. Früher war das anders gewesen, da hatte er gewusst, wie ich meinen Kaffee mochte und dass es mir entsetzlich peinlich war, vor anderen Leuten zu weinen und dass ich morgens vor elf Uhr kaum die Zähne auseinanderbrachte. Aber seit er und Janie ein Paar waren, kam es mir vor, als würde er sich jeden Tag einen Schritt weiter von mir entfernen, und jetzt hätte er genauso gut ein Fremder sein können.
    » Wann kommt ihr denn zurück?«, brummte ich.
    » Mann, du bist vielleicht eine tolle Brautjungfer«, fauchte er. » Du weißt noch nicht einmal, wann wir zurückkommen?«
    » Mann, du bist vielleicht ein toller Bräutigam, du weißt ja noch nicht einmal, dass man seine Hochzeitsnacht mit seiner Braut verbringt.« Das war boshaft, ich wusste es, aber es interessierte mich nicht.
    » Van, ich… du musst… ich brauche…«
    » Hast du jemals darüber nachgedacht, was ich brauche?« Ich konnte nicht glauben, dass ich das tatsächlich gesagt hatte. Es war, als sei etwas in meiner Brust zerrissen wie ein überdehntes Gummiband. Plötzlich meinte ich, freier atmen zu können. » Hast du darüber jemals nachgedacht, Pete?«
    » Van, ich… ich kann jetzt nicht darüber reden.« Seine Stimme klang leise und gepresst, als würde er die Worte mit zusammengebissenen Zähnen hervorstoßen.
    » Wie auch immer.« Ich vermisste den alten Peter. Den, der mich anrief, um mir einfach nur zu erzählen, wie sein Tag verlaufen war– bevor er einen anderen Menschen gefunden hatte, dem er das erzählen konnte. Den Peter, der jeden Freitagabend mit mir essen gegangen und ein wundervoller, hilfsbereiter Freund gewesen war. Dieser Peter hier war nur der Mann meiner Freundin. Ich wollte, dass dieser Peter verschwand.
    » Wir haben einen ziemlich langen Aufenthalt hier, deswegen wäre der Sonntagmorgen am besten. Bitte, Van.« Ich sah ihn förmlich vor mir, wie er mit zusammengekniffenen Augen um eine Stuhlreihe herumschritt.
    » Sonntag? Ich soll am Sonntag eine Party für euch veranstalten?« Ich sah auf die Uhr. » Es ist schon Samstag!« Ich erwog, einfach aufzulegen und den Telefonstecker herauszuziehen. » Und ich habe schon andere Pläne.«
    » Ruf einfach meine Eltern an. Sie werden alle Leute einladen.«
    » Einladen? Wozu?«
    » Zum Brunch.« Er sagte das, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt.
    » Brunch? Hier?« Das entfuhr mir so laut, dass Joe aufwachte und den Kopf hob. Ich klopfte auf sein Kissen, und er ließ den Kopf wieder sinken. » Pete, ich habe schon etwas anderes vor!«
    » Das kannst du doch sicher verschieben, oder?«
    Ich stellte mir vor, wie ich Hand in Hand mit Alex über den Markt schlenderte, Weihnachtsbäume auf kahle Stellen hin überprüfte, an einem Stand heißen Cidre trank und kleine Atemwölkchen in die Luft pustete.
    » Ich will es aber nicht verschieben.« Am liebsten hätte ich das Telefon gegen die Wand geschleudert. Sollten sie doch ruhig alle zu der Party kommen. Wenn ich nicht da war, konnten sie nichts dagegen machen.
    » Komm schon! Du bist ihre beste Freundin.«
    » Und das heißt, dass ich alle meine Pläne einfach über den Haufen werfen muss?«
    » Yeah, Van. Genau das heißt es.«
    Ich stand kurz davor, ihn anzuschreien, aber dann dachte ich an Janie bei der Beerdigung meiner Mutter. Ich sah sie klar und deutlich vor mir in ihrem langen schwarzen Kleid und den kleinen schwarzen Ballerinas. Ich war davon ausgegangen, dass sie zusammenklappen und ich sie würde trösten müssen, so wie immer. Aber sie war die ganze Zeit für mich da. Sie selbst weinte kaum, sondern holte mich aus dem Bett, sorgte dafür, dass ich mich anzog, und schleppte mich zu der Trauerfeier, obwohl ich gemeint hatte, kein Glied rühren zu können. Sie hatte einen unerschöpflichen Vorrat an Papiertaschentüchern in der Tasche und wechselte sie ständig gegen meine zerknüllten feuchten aus. Sie hielt den ganzen Tag lang meine Hand und tippte mit ihren kalten Fingern gegen

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