Können diese Augen lügen?
peinlich.«
Er fuhr mich bis vor die Tür meines Wohnheims. » Mir tut es leid«, flüsterte er, dann küsste er mich auf die Wange.
Wir sprachen das ganze Wochenende nicht miteinander, und ich fürchtete schon, dieser Zustand könnte von Dauer sein. Ich blieb den ganzen Tag in meinem Zimmer, hörte meine Boston-Aufnahmen und spulte das Band immer wieder zu My Destination zurück. Dabei würgten mich Tränen in der Kehle, weil ich wirklich geglaubt hatte, mein Platz sei an Peters Seite.
Am Montag lud mich Peter nach der Vorlesung zum Kaffee ein, als wäre nichts geschehen, aber wir kamen diesmal nicht bis zum Park. Sobald es für Spaziergänge zu kalt war, begann er, mich freitags zum Dinner auszuführen, statt nach Hause zu fahren. Er sprach nicht mehr von dem Auto, das er zum bestandenen Abschlussexamen bekommen sollte, und vermied es, seine Eltern zu erwähnen. Ich wartete darauf, dass mehr zwischen uns passierte, wurde aber enttäuscht.
Nachdem ich das Gespräch mit Scotty beendet hatte, setzte ich mich mit meiner dritten Tasse Kaffee an den Tisch und blätterte weiter in dem L.L.-Bean-Katalog. Auf der Rückseite standen Informationen über das Bestellen von Weihnachtsbäumen. Da ich mit Alex nicht auf Baumsuche gehen würde, rief ich an und bestellte einen, eine fast zwei Meter hohe Blautanne. Die Verkäuferin hieß Susan. Ich wusste, dass aufgesetzte Fröhlichkeit zu ihrem Job gehörte, aber sie klang, als freue sie sich aufrichtig, mit mir zu reden. Ich hätte ihr gern alles erzählt– dass ich morgen eigentlich mit Mr Perfect heißen Cidre trinken und Hühner füttern sollte, statt für meine beste Freundin und den Mann, in den ich dummerweise fast sieben Jahre lang verliebt gewesen war, eine furchtbare Party zu veranstalten. Ich wollte ihr erzählen, wie verletzt ich war, wie sehr ich meine Mom vermisste, wie leid ich es war, den Bühnenmanager für die Janie-Show zu spielen und dass ich Angst hatte, das würde mich zu einer schlechten Freundin machen. Stattdessen bestellte ich einen Christbaumständer, zwei Dutzend Kugeln, Eiszapfen aus Aluminium, sechs Lichterketten, ein Stirnband mit Rentiergeweih für Joe, eine rote Wolldecke und ein Männerflanellhemd im Seemannslook. Dann hinterließ ich Alex eine Nachricht, dass ich nicht mit ihm auf Weihnachtsbaumsuche gehen konnte. Ich behauptete, eine Magenverstimmung zu haben. Das war leichter, als Erklärungen abzugeben.
22
Ich wusste, dass ich eigentlich schleunigst mit den Partyvorbereitungen beginnen musste– mein gesamtes Geschirr spülen und Bagels bestellen–, aber ich verspürte nicht die geringste Lust dazu. Erst brauchte ich mehr Kaffee, und dann musste ich duschen. Nachdem ich geduscht und mich angezogen hatte, war es fast schon Lunchzeit, und da jeder weiß, dass man nicht mit leerem Magen einkaufen gehen soll, teilte ich mir mit Joe ein Truthahnsandwich und zappte dabei durch die Kanäle. Dabei blieb ich an einem Miss-Marple-Film hängen, den ich mir auch noch weiter anschaute, als wir das Sandwich verspeist hatten und zu Eis übergegangen waren. Ich wollte das Ende nicht verpassen, um Girlanden und Bagels für eine Party zu besorgen, die ich gar nicht geben wollte. Ich hatte nicht das Gefühl, etwas zu feiern zu haben, also zögerte ich alles bis zur letzten Minute hinaus.
Um drei Uhr morgens hielt ich endlich vor dem Wal-Mart. Bis auf eine Reihe Autos ganz hinten und jemanden, der in der äußersten Ecke in seinem Wagen saß, war der große Parkplatz leer.
Ich holte mir einen Einkaufswagen, lief bestimmt eine halbe Stunde lang durch die Abteilung für Partydekoration und versuchte, etwas zu finden, das in mir nicht den Wunsch auslöste, nach Hause zu fahren und den Kopf in den Gasofen zu stecken. Auf einem Papptellerset prangte die Aufschrift ›Glücklich bis ans Ende ihrer Tage ‹ auf rosa Herzen, ein anderes war mit Tauben und kleinen Rosenknospen übersät, die an Windpocken erinnerten.
Flüchtig erwog ich, zu einem Dinosaurierset aus der Spielzeugabteilung zu greifen, entdeckte dann aber die preisreduzierte Erntedankfestdekoration am Ende des Ganges. Da die Hochzeit zu dieser Zeit stattgefunden hatte, konnte ich mich vermutlich guten Gewissens für Plastikobst zum halben Preis und riesige Krepppapiertruthähne entscheiden. Um mein Schuldbewusstsein zu dämpfen, erstand ich dazu schicke Plastiksektgläser.
Dann warf ich drei Päckchen mit gefrorenen Bagels in meinen Wagen und stellte erfreut fest, dass der Wal-Mart reichlich
Weitere Kostenlose Bücher