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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Larkin
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alleinerziehende Mutter nur ein Haushälterinnengehalt bezog?
    » Die Familie, für die sie gearbeitet hat– ich war die beste Freundin ihrer Tochter, und…« Ich hoffte, meine zurechtgebogene Wahrheit erklären zu können, ohne tatsächlich etwas zu erklären, aber ich verstummte, weil es nichts nutzte. Mr Clarke begann, sein Hühnchen zu verstümmeln, und Scotty starrte Peter mit so fest zusammengepressten Lippen an, dass sie einem weißen Strich glichen.
    Peter verhakte unter dem Tisch erneut seinen Finger mit dem meinen. Ich sah zu ihm hinüber, aber er mied meinen Blick. » Das muss schwer gewesen sein«, sagte er, Scotty seinerseits anstarrend.
    Lange Zeit herrschte unbehagliches Schweigen. Scotty fuhr fort, ihr Essen zu zerschneiden, und betupfte sich gelegentlich mit ihrer Serviette den Mund, als hätte sie tatsächlich etwas gegessen. Mr Clarke kippte den Rest seines Drinks hinunter und sprach mit Peter über eine Renovierung der Firmenbibliothek. Peter sagte nicht viel dazu, warf nur gelegentlich ein » Ah«, » Okay« oder » Verstehe« ein. Ich wich den Blicken der anderen aus, indem ich ein kleines Stück Spargel in der Soße kreisen ließ und kleine, rasch wieder verschwindende Kreise und Sterne auf meinem Teller produzierte. Dabei kam ich mir vor, als hätte ich mich durch ein paar einfache Worte von einem Gast in einen Geist verwandelt. Mir war schmerzhaft bewusst, dass ich nicht hierhergehörte.
    Endlich nahm Scotty ihre Serviette vom Schoß, faltete sie zusammen und legte sie neben ihren Teller. » Entschuldigt mich bitte«, sagte sie mit einem schwachen Lächeln und gesenktem Blick. » Ich habe furchtbare Kopfschmerzen.« Sie schob ihren Stuhl geräuschlos zurück und verließ den Raum.
    Mr Clarke lächelte mir zu. » Diese Anfälle hat sie häufig.« Er erhob sich ebenfalls. » Ich hole noch ein paar Kartoffeln.«
    Peter murmelte: » Sekunde, Van«, und folgte seinem Vater in die Küche.
    Ich bekam ein paar Gesprächsfetzen mit– den Anfang von Sätzen, aber nicht das Ende oder umgekehrt.
    » Komm schon, Dad.«
    Mr Clarkes Sessel stand vor einem großen Fenster. Draußen war es dunkel, und die Vorhänge waren nicht zugezogen, daher konnte ich mein Spiegelbild deutlich erkennen. Mein Pullover saß entschieden zu eng.
    » Was du in deinem Wohnheim treibst, ist deine Sache, aber das hier– es regt deine Mutter auf.«
    Ich knöpfte die Weste bis zum Hals zu.
    » Du… keine Ahnung… außergewöhnlich intelligent…«
    » Bring sie wieder mit, wenn sie den Nobelpreis gewonnen hat.«
    Mr Clarke kam mit einem frischen Martini, aber ohne Kartoffeln zurück.
    » Hey Vannie. Kann ich Ihnen wirklich keinen Drink anbieten?«
    » Wirklich nicht.« Ich warf einen Blick auf seinen Teller. Er hatte von seinem Hühnchen nur die Knochen übrig gelassen.
    Peter tauchte mit hochrotem Gesicht wieder auf. Er stocherte mit der Gabel in seinem Fleisch herum, aß aber nicht.
    » Van«, bemerkte Mr Clarke. » So wie ein Lieferwagen?«
    » Dad!«
    » Ich interessiere mich für deinen Gast, Peter.« Seine Augen wurden schmal. » Der Ursprung eines Namens ist in der guten Gesellschaft ein durchaus akzeptables Gesprächsthema.« Er lächelte mich an wie der Moderator einer Show.
    » Eigentlich Savannah.« Meine Stimme gehorchte mir nicht ganz.
    » Savannah… ein hübscher Name.« Mr Clarke tupfte sich mit seiner Serviette die Lippen ab.
    Peter wandte sich zu mir. » Hättest du etwas dagegen, wenn wir jetzt gehen?« Auch seine Stimme zitterte leicht.
    Mr Clarke inszenierte eine große Verabschiedungszeremonie. » Nun, Miss Savannah«, er schüttelte meine Hand und hielt sie dann fest, » lassen Sie sich bald einmal wieder bei uns blicken.« Seine Handfläche war schweißfeucht. Peter war schon halb zur Tür heraus, als sein Vater mich endlich freigab.
    Im Auto nestelte er angelegentlich an dem CD -Player herum und sah die CD s in der Ablage durch.
    » Es tut mir wirklich leid«, murmelte ich. » Ich wollte auf keinen Fall…«
    » Van, nicht!« Er klang ernstlich wütend.
    Am liebsten hätte ich die Autotür aufgerissen und mich in einen Graben gerollt.
    » Nein– ich meine, ich habe nicht gelogen. Ich… wir haben wirklich ein bisschen Tennis gespielt, Janie und ich, aber ich hätte nicht… ich wusste nicht, was ich damit auslöse, Pete. Es tut mir leid.«
    » Zur Hölle mit ihnen«, knurrte Peter, fuhr sich mit der Hand durch das Haar und seufzte. » Sie sind und bleiben gottverdammte Snobs. Das war ja schon mehr als

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