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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Larkin
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er eines sieht, Van. Er wird einen großartigen Anwalt abgeben.«
    Nachdem er sich zurückgelehnt und an seinem Drink genippt hatte, fuhr er fort: » Wo kommen Sie denn her, Van?« Die Art, wie er mich dauernd mit meinem Namen anredete, ließ darauf schließen, dass er sich entweder über mich lustig machte oder mir etwas zu verkaufen gedachte.
    » Van kommt aus Westchester, Dad«, erwiderte Peter, ehe ich antworten konnte.
    Mr Clarke legte einen Knöchel auf sein anderes Knie. » Von wo genau?«
    » Chappaqua«, entgegnete ich.
    Er hob die Brauen. » Ich habe manchmal geschäftlich in White Plains zu tun. Eine mörderische Fahrt.« Er lächelte. Seine Zähne schimmerten groß und weiß unter dem dunklen Schnurrbart.
    » Ja, sie dauert ziemlich lange.«
    » Ich kann mich einfach nicht entscheiden, was lästiger ist– fliegen oder sich ins Auto setzen. Haben Sie das schon herausgefunden?«
    » Das ist Jacke wie Hose.« Ich entspannte mich ein wenig. Ein Flug statt einer Sechsstundenfahrt kam bei meinem Budget nicht vor.
    Mr Clarke kicherte. » Ganz genau.«
    » Habe ich etwas verpasst?« Scotty kam ohne Schürze, dafür mit einem Glas Weißwein in der Hand ins Wohnzimmer und ließ sich auf der Kante des anderen Sessels nieder.
    » Van hat uns gerade erzählt, dass sie aus Chappaqua stammt.«
    » So ein Zufall!« Scotty ließ den Wein im Glas kreisen. » Meine Cousine wohnt in Chappaqua. Bronwyn Childs. Kennen Sie sie?« Ihre Nase war sehr schmal und gerade und bewegte sich nicht, wenn sie sprach.
    » Der Name kommt mir bekannt vor.« Das war eine Lüge, aber sie konnte ja schließlich eine von Dianes Freundinnen sein.
    » Oh, Bronwyn spielt andauernd Tennis. Sie hört sich immer an, als wäre das alles, was die Leute in Westchester tun.« Da sie dabei leise lachte, rang ich mir gleichfalls ein Lächeln ab. » Spielen Sie auch?«
    » Ein bisschen.« Ich hatte mit Janie Bälle durch die Gegend geschmettert, wenn Diane uns in den Klub mitgenommen hatte, wusste aber noch nicht einmal, wie die Punkte gezählt wurden.
    » Bronwyn spielt im Saw-Mill-Klub.«
    » Ich in Whipoorwill«, gab ich rasch zurück, begriff aber sofort, dass ich mich damit womöglich in eine Falle manövriert hatte. » Ich meine, ich habe da gespielt. Als ich noch zu Hause gewohnt habe.«
    » Sie sind weit weg von zu Hause, nicht wahr? Es muss schwer sein, seine Familie zurückzulassen.«
    » Ja«, bestätigte ich leise. » Das ist es manchmal schon.«
    » Siehst du, Scott«, mischte sich Mr Clarke ein. » Manche Hennen akzeptieren es, wenn ihre Küken flügge werden.« Sein Martiniglas war schon wieder leer.
    Er und Peter lachten. Scotty lehnte sich in ihrem Sessel zurück und starrte in ihr Weinglas. Ich konzentrierte mich darauf, eine so unbeteiligte Miene aufzusetzen wie die Models bei Neiman Marcus. Als Peter und sein Vater begannen, über Klienten der Kanzlei und Seminare zu sprechen, die Peter besuchen sollte, sah Scotty mich an und verdrehte die Augen.
    » Wir können jetzt essen«, sagte sie und nahm ihrem Mann im Vorbeigehen sein Glas weg.
    Es gab Hühnchen in einer Art Weinsoße. Ich wusste nicht, wie man die kleinen Tierchen in Angriff nahm, und keiner der Clarkes lieferte mir einen Hinweis darauf. Mr Clarke und Peter waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie in ihrem Essen nur herumstocherten, und Scotty war damit beschäftigt, ihren Spargel in winzige Stücke zu zerteilen, was ihre schmalen Hüften erklärte. Weder sah sie mich an, noch machte sie Anstalten, sich mit mir zu unterhalten. Ich zupfte mit der Gabel am losen Fleisch der Schenkel herum und begann dann, meinen Spargel auf dieselbe Weise zu bearbeiten wie Scotty.
    » Womit verdient denn Ihr alter Herr sein Geld?« Mr Clarke teilte eine Spargelstange mit der Gabel in zwei Hälften.
    » Das weiß ich nicht«, platzte ich heraus, ohne nachzudenken.
    » Wie bitte?«
    » Mein Dad hat meine Mom und mich verlassen, als ich noch sehr klein war«, erklärte ich. » Ich habe keine Ahnung, was er beruflich macht.«
    » Und Ihre Mutter?«
    Ich suchte fieberhaft nach einer glaubhaften Lüge, aber mir fiel keine ein. » Sie ist Haushälterin«, sagte ich schließlich, wobei ich wünschte, die Nerven gehabt zu haben, einfach zu behaupten, sie würde ihre eigene Werbeagentur leiten oder etwas in der Art.
    Alle drei starrten mich an. Sie mussten gedacht haben, ich hätte sie bezüglich des Tennisklubs glattweg belogen– wie konnte ich Mitglied des Whipoorville-Klubs sein, wenn meine

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