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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Larkin
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Räucherlachs vorrätig hatte.
    Der Laden war fast leer. Unter den Neonleuchten herumzuschlendern und die Waren zu begutachten hatte fast etwas Hypnotisches an sich.
    Peter und Janie erwarteten vermutlich, dass ich Mimosas servierte, aber es war zu spät, um noch Champagner zu kaufen. Sie müssten sich mit Spumante zufriedengeben. Ich griff nach ein paar Orangensaftkartons und Dosen mit gefrorenem Limonadenkonzentrat, um stattdessen Punsch zu machen, dazu kam ein Netz Limonen. Wenn ich Limonenschnitzel in den Punsch tat, würde vielleicht niemand merken, dass der Saft aus der Dose kam. Für Diane und Scotty käme Saft aus der Dose niemals infrage.
    Ich hatte die Wahl zwischen einer Kassiererin aus Fleisch und Blut und einem Kassenautomaten. Die Kassiererin schenkte mir ein breites Lächeln, das eine glitzernde Zahnspange entblößte, für die sie um einiges zu alt war. Sie hatte strähniges Haar, trug eine dicke Brille und sah aus, als lechze sie nach einem Schwätzchen. Ich lächelte kurz zurück und ging zur Automatenkasse, konnte aber die verdammten Truthähne nicht einscannen. Nach drei Versuchen begann das Ding zu piepsen. Ich wollte die Truthähne einfach liegen lassen, aber da kam die Kassiererin schon zu mir hinübergerannt. Ihr Namensschild hüpfte auf ihrer Brust auch dann noch auf und ab, als sie schon stehen geblieben war. Darauf prangte in verschnörkelten Buchstaben ihr Name: Tanya. Hätte sie sich mit i geschrieben, wäre der Punkt herzförmig gewesen, da war ich mir sicher.
    » Ooh, was haben wir denn hier?«, quiekte Tanya. Ihre Vokale klangen hart und scharf. Sie griff nach einem Papiertruthahn und hielt die Codierung unter den Scanner, der erneut zu piepsen begann. » Sie decken sich schon für nächstes Jahr ein, hmm?« Sie schwenkte den Truthahn wild vor dem Scanner hin und her, der genauso wütend zurückpiepste. » Wenn man clever einkauft, kann man einiges sparen.« In ihrer Zahnspange leuchteten pinkfarbene und grüne Gummibänder.
    » Danke.« Ich fragte mich, warum es ihr nicht merkwürdig vorkam, dass ich um fast vier Uhr morgens im Wal-Mart Papiertruthähne kaufte. Was erstanden denn andere Leute mitten in der Nacht?
    » Ich kaufe den ganzen Kram für den Urlaub auch immer im Sonderangebot«, meinte Tanya. Sie versuchte nicht noch einmal, den Truthahn zu scannen, sondern lehnte sich einfach nur an den Automaten. » Aber wenn ich ihn dann brauche, kann ich ihn nicht finden.« Seufzend presste sie eine Hand auf ihr Herz, als durchlebe sie eine ernsthafte Krise. » Wissen Sie, da gibt es noch diese Frischhaltedosen.« Sie deutete zu einem der Gänge hinüber. » Von Rubbermaid. Orange und Schwarz für Halloween und Rot und Grün für Weihnachten.« Sie drückte eine Taste und hielt den Truthahn erneut vor den Scanner. » Ich weiß nicht, ob es auch welche für das Erntedankfest gibt, aber vielleicht können Sie eine für Halloween nehmen. Oder einen grünen Deckel von den Weihnachtsdosen mit einer orangenen Dose für Halloween kombinieren.«
    » Yeah«, gab ich schwach zurück. Ich dachte daran, alles zurückzulassen und zur Tür zu rennen, aber da erschien der Preis für den Truthahn endlich auf dem Display. Die Automatenstimme fragte nach dem nächsten Artikel.
    » Sonst noch etwas?« Tanya streckte die Hand aus.
    Ich wollte ihr erst sagen, ich käme schon allein zurecht, aber wahrscheinlich ging es schneller, wenn ich nachgab, also reichte ich ihr die erste Bagelpackung.
    » Oh, die schmecken prima.« Tanya warf einen Blick auf die Marke, ehe sie den Karton einscannte.
    Während sie damit beschäftigt war, zog ich meine Kreditkarte hervor und hielt sie bereit, bevor die Automatenstimme danach fragen konnte.
    » Sieht aus, als hätten wir alles«, sagte ich. » Vielen Dank.«
    Ich griff nach meinen Tüten und steuerte geradewegs auf die Tür zu.
    Als ich in mein Auto stieg, schämte ich mich ein wenig. Tanya wollte nur nett sein. Wir waren zwei einsame Menschen in einem Wal-Mart um vier Uhr morgens. Zumindest war sie in der Lage, höfliche Konversation zu betreiben. Ich erwog, zurückzugehen, um noch Butter oder so etwas zu kaufen. Ich könnte zu Tanyas Kasse gehen und sie fragen, ob es auch Rubbermaid-Dosen in Osterfarben gab. Aber bis zu der Party blieben mir nur noch sieben Stunden, außerdem brachte ich nicht den Mut dazu auf.

23
    Nachdem ich das Dekorationsmaterial ins Haus gebracht und mit Joe eine Runde um den Block gedreht hatte, blieben mir noch sechs Stunden und fünfzehn

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