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Köpfe für Carlita

Köpfe für Carlita

Titel: Köpfe für Carlita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war.
    »Können wir kein Licht einschalten?«
    »Doch, die Strahler.« Er wies zur Decke, wo nicht einer, sondern gleich vier Strahler an einer Schiene befestigt waren und in verschiedene Richtungen wiesen, um unterschiedliche Bilder auszuleuchten.
    Jetzt, wo das Bild angestrahlt wurde, mußte ich zugeben, daß es verdammt beeindruckend war. Es lag einige Monate zurück, da hatte ich Bekanntschaft mit dem Höllenbild gemacht. Dieses hier war anders. Man konnte es mit dem Höllenbild nicht vergleichen, aber trotzdem strahlte es eine ähnliche Düsternis ab. Vielleicht sogar eine intensivere.
    »Was sagen Sie, John?«
    »Beeindruckend.«
    Sahnas umfaßte meinen Arm. »Lassen Sie uns näher herangehen.« Er hatte nur geflüstert – wie jemand, der sich in einer gewissen Umgebung fürchtet.
    Auf dem blanken Boden waren Schritte zu hören. Der Wärter war zurückgeblieben und hatte uns allein gelassen. In Reichweite blieben wir vor dem Bild stehen, was für mich noch zu nahe war. Um es in seiner Gesamtheit betrachten zu können, mußte ich einen weiteren Schritt zurück.
    »Lassen Sie sich Zeit, John«, flüsterte Sahnas. »Man muß dieses Motiv auf sich einwirken lassen. Dann denken Sie an die sechs Geköpften und sagen mir bitte dann, ob Sie zwischen diesem Gemälde und den Untaten einen Zusammenhang sehen.«
    »Mache ich doch gern.«
    Ich hatte mir angewöhnt, ein so großes Bild nach einem bestimmten Plan anzuschauen. Zunächst interessierte mich der Hintergrund, der zu einem Großteil eine bräunlich schimmernde Dunstfläche aus Nebelschwaden war, hinter der wohl das Licht der Sonne angedeutet war, denn der Nebel zeigte da einen helleren Schein. In ihn hinein wuchsen schmale Bäume. Sie sahen aus wie hohe Tannen oder Fichten, die ihre Nadeln verloren hatten und sehr kahl wirkten.
    Der Vordergrund konnte mit gutem Gewissen als ein Schlachtfeld angesehen werden. Auf dem Boden lagen Tote, die allesamt Rüstungen trugen. Sie wurden von Nebelschleiern umwabert. Manche von ihnen hielten noch ihre Waffen in den Händen, unter anderem Schwerter und Lanzen, von denen auch einige im Boden steckten.
    Mittelpunkt jedoch war die halbnackte Frau!
    Sie wirkte wie eine Kämpferin, die sich für den Tod der am Boden liegenden Krieger verantwortlich zeigte.
    Sie hatte lange Haare, die unter einer Kapuze hervorschauten. Ihre Schultern wurden von Metallteilen geschützt. Ketten umschlangen ihren Körper, die ein Netz bildeten.
    Das Gesicht begann für den Betrachter erst unter der Stirn, da sie von diesem Kettengeflecht verdeckt wurde. Es war trotzdem nicht uninteressant, wirkte lockend mit den dunklen Augen, fast lasziv.
    Ich drehte meinen Blick von diesem Gesicht weg und konzentrierte mich auf ihre Hand.
    Sahnas hatte mir von einem mächtigen Beil berichtet, und er hatte wirklich nicht übertrieben, denn was ich da zu sehen bekam, war schon phänomenal. So etwas war mir noch nie vor die Augen gekommen, und das sollte schon was heißen.
    Da war eine halbrunde Klinge, die mich an ein übergroßes Pendel erinnerte. Wer davon getroffen wurde, hatte nicht den Hauch einer Chance. Dieses Mordwerkzeug spaltete gleich drei oder vier Körper gleichzeitig, wenn es wuchtig genug geschlagen wurde.
    Eine Kopfjägerin, dachte ich, denn den Beweis dafür trug sie in der rechten Hand. Da umklammerten die Finger das lange, dunkle Haar eines Schädels, den sie von irgendeinem Körper abgeschlagen hatte.
    Ich konnte auch das Gesicht sehen. Es sah scheußlich aus. Mitleid mit dem Geköpften kam nicht auf, denn diese Person mußte verdammt wild und brutal gewesen sein. Noch immer stand dieser böse Ausdruck in den Zügen wie eingemeißelt. An der Unterlippe hingen Speichelfäden.
    »Was sagen Sie, John?« Sahnas’ Stimme riß mich aus meinen Betrachtungen.
    »Es ist schwer«, gab ich zu. »Beeindruckend ist es schon. Egal, auf welche Art und Weise. Hat dieses Bild denn auch einen Namen?«
    »Die Kopfjägerin.«
    »Stimmt sogar.«
    »Wer es gemalt hat, weiß ich nicht, aber es gibt eine Geschichte dazu. Angeblich hatte diese Person vor einigen hundert Jahren hier gelebt. Das heißt, nicht direkt hier. Sie trieb ihr Unwesen in den Bergen und schaffte es, mit dieser mörderischen Waffe die Männer zu enthaupten.«
    »Wenn sie gelebt haben soll«, führte ich den Gedankengang meines Kollegen fort, »hat diese Person dann auch einen Namen? Oder wird sie einfach nur als Kopfjägerin bezeichnet?«
    »Sie heißt Carlita de los

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