Köpfe für Carlita
drehte sie ab und schwamm zum Beckenrand hin. Mit wenigen Zügen hatte sie ihn erreicht. Die Arme schnellten aus dem Wasser, und sie stemmte sich mit einer kraftvollen Bewegung aus dem Pool.
Ein Handtuch lag bereit. Sie nahm es, trocknete sich nur lässig ab, wühlte mit dem Tuch durch die dunklen Haare, die auch jetzt ihre Form nicht verloren und als natürliche Locken fielen, bevor sie fragte: »Na, die Herren, sind Sie zu einem Ergebnis gekommen?« Sie lachte. »Wenn nicht, sollten Sie ein paar Bahnen schwimmen. Sie glauben gar nicht, wie angenehm das ist.«
»Das können wir uns vorstellen«, bestätigte ich, als Carlita wieder ihren Platz eingenommen hatte. Sie saß auf der Liege und war näher an mich herangerückt. Ihre Frische war zu riechen. Als sie sich bewegte, perlten einige Tropfen ab, trafen mich, was Carlita lächeln ließ, bevor sie mich bat, ihr noch einen Schluck Wein nachzuschenken, was ich gern tat.
Sie bedankte sich, trank und stellte das Glas weg. »So, was gibt es jetzt Neues?«
»Nicht viel, aber es hat sich eine Frage ergeben.«
»Es geht um das Bild?«
»Ja.«
»Dann los!« Carlita benahm sich wie ein kleines Mädchen. »Ich bin gespannt, denn ich will auch wissen, wer die Männer geköpft hat.«
»Haben Sie schon mal Ahnenforschung betrieben?« erkundigte ich mich direkt.
Sie runzelte die Stirn. »Wie meinen Sie das denn? Von meiner Seite aus? Oder von der meines verstorbenen Mannes?«
»Nein, von Ihrer.«
»Eigentlich nicht. Ich weiß nur, daß meine Ahnen damals sehr viel in der Welt herumgekommen sind. Es sollen sich dort einige bunte Typen versammelt haben, und der arabische Einfluß muß auch nicht eben gering gewesen sein, das sieht man an mir.« Sie wickelte das Handtuch von ihrem Körper weg, so daß wir sie jetzt anschauen konnten. Das Oberteil des Bikinis hatte sich so weit verschoben, daß es überhaupt keine Funktion mehr hatte, und ich versuchte, mich vom Anblick ihrer herrlichen Brüste nicht allzusehr ablenken zu lassen.
Antonio Sahnas stand auf, als Carlita nach dem Bademantel griff. Er wollte Kavalier sein und ihr hineinhelfen, während sie mich anlächelte und mir ein verdammt heißes Versprechen zuzwinkerte. Ich hörte meinen Kollegen hinter mir, und einen Moment später pfiff etwas auf mich zu. Verbunden war dieser Luftzug mit einem Knall.
Zumindest hatte ich den Eindruck, denn mein Kopf schien in zahlreiche Einzelteile auseinanderzufliegen, wobei sich diese Stücke dann in ein Meer von Scherben verwandelten. Danach gab es nichts mehr.
Nur die Dunkelheit.
***
Antonio Sahnas steckte seine Dienstwaffe wieder weg und blieb hinter Sinclair stehen. Er schaute über die Rückenlehne des Stuhls und den Kopf des Kollegen hinweg auf Carlita Moreno, deren Gesicht ein Lächeln zeigte.
»Zufrieden?« fragte er.
»Mehr als das.«
»Sehr gut.«
Die Frau streifte jetzt ihren Mantel über. »Wie lange wird er bewußtlos bleiben?«
Sahnas hob die Schultern. »Das kann ich nicht so genau sagen. Ich habe mittelschwer zugeschlagen. Es kommt auf seine Konstitution an. Wie ich ihn kenne, scheint er doch einigermaßen in Form zu sein, aber mit einer Stunde müssen wir rechnen.«
»Das ist sehr gut.«
»Oder willst du ihn jetzt schon töten?«
»Nein«, sagte die Köpferin langgezogen. »Das ist mir wirklich zu billig. Er ist die Nummer acht, und nur er durfte die Nummer acht sein. Seinetwegen haben wir den Plan aufgebaut. Es sind sieben Männer vor ihm geköpft worden. Sie mußten schließlich sterben, sonst hätten wir ihn nicht an die Costa Dorada bekommen.«
Sahnas nickte.
»Wir haben ja nur kurz am Telefon reden können. Ging mit Perez alles glatt?«
»Ja.«
»Das ist wunderbar.« Er lächelte. »Kompliment, du hast den Wagen ja weit von hier verschwinden lassen. Es scheint nicht eben einfach gewesen zu sein, den Weg zurückzulaufen.«
»Das war kein Problem. Wichtig sind die acht Köpfe, und natürlich Sinclair.«
»Er ist sehr bekannt«, sagte Sahnas.
»Ich weiß, und ich hätte auch nicht gedacht, daß es so einfach sein würde, ihn in eine Falle zu locken. Allerdings sehe ich auf dich mehr Probleme zukommen als auf mich, denn du mußt sein Verschwinden erklären, was sicherlich Staub aufwirbeln wird.«
»Moment mal. Wolltest du ihn nicht köpfen und den Torso…?«
»Nein, diesmal nicht. Wir lassen ihn verschwinden. Wir verbrennen den Körper. Wenn sein Torso gefunden wird und man feststellt, daß es ein britischer Polizist ist, geht hier die Post ab.
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