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Köpfe für Carlita

Köpfe für Carlita

Titel: Köpfe für Carlita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hätte ich auch getan. Es ist immer angenehmer, bei Sonnenschein ein Verhör an der frischen Luft zu führen als in einer engen Wohnung. Dafür habe gerade ich vollstes Verständnis, meine Herren.«
    Durch mein Kopfschütteln machte ich Carlita wieder auf mich aufmerksam.
    »Das mag ein Grund mit gewesen sein, aber es ist nicht der einzige, Senorita.«
    »Ach – nicht?«
    »Es geht auch indirekt um Sie, wenn ich das mal so sagen darf.«
    »Da bin ich gespannt.«
    Ich nickte. »Geben Sie acht, Carlita. Der Kollege und ich haben ein in der Nähe liegendes Museum besucht…«
    »Gratuliere, sehr kulturbeflissen.«
    »Darum geht es nicht.« Ich ließ mich nicht aus dem Konzept bringen.
    »Wir gingen deshalb hin, weil uns ein bestimmtes Gemälde aus der Sammlung interessierte.«
    »Jetzt machen Sie mich neugierig«, flüsterte Carlita. »Ja, wirklich, das ist ungewöhnlich.«
    Irrte ich mich, oder lag plötzlich ein gefährliches Lauern in ihren Augen?
    Wie dem auch sei, ich sprach weiter und blieb natürlich beim Thema.
    »Dieses Bild zeigt ein kriegerisches Motiv. Eine Schlacht im Nebel, in der es eine Siegerin gibt, die als Waffe ein Beil in der linken und als Trophäe einen abgeschlagenen Kopf in der rechten Hand hält.«
    »Eine Frau?« Sie kräuselte die Lippen zu einem Lächeln. »Das ist sehr gut. Endlich sind mal die Frauen an der Reihe. Sonst waren es ja nur die Männer.«
    »Ich bin noch nicht fertig. Der Kollege Sahnas und ich haben uns die Frau angeschaut. Und ob Sie es glauben oder nicht, diese Frau hat nicht nur Ähnlichkeit mit Ihnen, Carlita, sie ist Ihnen sogar wie aus dem Gesicht geschnitten.«
    Das hatte ich sagen müssen.
    Es hatte mir wirklich auf der Seele gelegen, denn Kollege Sahnas hatte dieses Thema zunächst einmal geschickt umgangen.
    Carlita Moreno senkte den Blick. Sie trank einen Schluck Wein und hob die Schultern. Ihre Selbstsicherheit war verschwunden, was auch ihre nächste Frage bestätigte. »Was soll ich dazu sagen?« murmelte ich.
    »Eigentlich bin ich überrascht.«
    »Das ist nur natürlich.«
    Sie lachte verlegen. »Gut, wenn Sie das sagen, kann das stimmen. Ich kenne das Bild nicht, aber sind Sie wirklich sicher, daß Sie sich nicht getäuscht haben?«
    »Fragen Sie meinen Kollegen.«
    Sie schaute Sahnas an. Der hob die Schultern und nickte zugleich. Es war ein Eingeständnis.
    »Was wissen Sie noch über das Bild?« fragte Carlita beinahe schon patzig. »Bitte, sagen Sie es mir. Kennen Sie den Maler? Wenn ja, holen Sie ihn her, damit ich ihm gegenüberstehe und…«
    »Der Maler ist längst tot«, sagte ich.
    »Aha.«
    »Es ist übrigens ein altes Bild, wie ich hörte. Einige Jahrhunderte hat es schon auf dem Buckel.«
    Sie lächelte mich an. »Da bin ich aber froh, denn zu dieser Zeit habe ich noch nicht gelebt.«
    »Stimmt. Trotzdem fällt die Ähnlichkeit auf. Man kann sich wirklich nur wundern.«
    »Wie sieht sie denn genau aus, Señor Sinclair?«
    Carlita bekam von mir eine genaue Beschreibung, und ich vergaß auch die Blöße der gemalten Person nicht, die ich ziemlich genau beschrieb.
    Carlita hatte große Ohren bekommen, aber mit einer Bemerkung hielt sie sich zunächst zurück. Dafür schürzte sie die Lippen und lächelte. Eine Mischung aus Lockung, Naivität und Raffinesse.
    Als ich meine Beschreibung beendet hatte, sah ich ihr Nicken.
    »Kompliment, Sie haben sehr genau hingeschaut.«
    »Diese Dame war nicht zu übersehen.«
    »Wie die Ähnlichkeit mit mir.«
    »Genau.«
    Carlita Moreno seufzte, beschäftigte sich wieder mit ihrem Glas und trank einen Schluck. »Nun«, sagte sie dann, drehte ihren Kopf etwas und schaute auf Sahnas.
    »Was sagen Sie denn dazu? Ich meine, hat Ihr Kollege mit seiner Beschreibung recht gehabt?«
    »Völlig.«
    »Gut.« Sie nickte. »Wenn Sie die Person auf dem Bild mit mir vergleichen, stehen Sie vor einem Problem.«
    »Das geben wir zu.«
    »Und Sie wollen jetzt von mir wissen, wieso ich dieser Person auf dem Gemälde in allen Details gleiche.« Plötzlich kicherte sie. »Nun ja, alle Details haben Sie bei mir noch nicht gesehen, aber das kann sich ja ändern.«
    Ich blieb bei meiner Frage sachlich. »Haben Sie denn eine Erklärung für dieses Phänomen?«
    »Nein!« lautete ihre spontane Antwort. »Sie etwa?«
    »Leider auch nicht. Deshalb sind wir ja zu Ihnen gekommen. Wir wollten mit Ihnen über das Phänomen reden.«
    »Ich habe zu dieser Zeit noch nicht gelebt.«
    »Richtig«, gab ich zu. »Und trotzdem muß es eine Verbindung

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