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Körper-Haft (German Edition)

Körper-Haft (German Edition)

Titel: Körper-Haft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Romey
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Hatte ich wirklich an den Betten meiner Zellengenossen gestanden und ihre Namen gelesen?
    Ich hörte gerade noch »…irmer« und reimte mir zusammen, dass ich als Letzter in der Reihe vorgestellt wurde. Doktor Gregor zählte noch andere Änderungen verwaltungstechnischer Art auf, aber ich hörte bereits nicht mehr richtig zu.
    Wenn ich die Namen nicht irgendwie und irgendwann anderes aufgeschnappt haben konnte, woher sollte ich sie kennen … wenn nicht von den Vitalometern? Mein Puls galoppierte einfach los. Doktor Gregor, der neben mir stand, schaute verwundert auf meinen Vitalometer .
    »Sie scheinen sich aber zu freuen, Herr Schirmer. Ich hatte nicht erwartet, dass ich mit solchen kleinen Änderungen solche Begeisterungsstürme erreiche.«
    Und wie ich mich freute! Wenn das alles so stimmte, wie ich es mir zusammenreimte, dann war ich nicht verrückt! Nein ich war draußen, außerhalb meines Körper gewesen und im Zimmer herumgegangen!

Beweise
    Ich überlegte mir, ob es noch andere Möglichkeiten gab, meine Vermutung zu untermauern. Wie konnte ich mir selbst beweisen, dass ich nicht völlig gaga war. Vielleicht hatte ich doch irgendwann mitbekommen, wie die anderen hießen. Vielleicht hatte ich geschlafen oder meditiert, während ich unbewusst ihre Namen aufgeschnappt hatte. Doktor Gregor hatte sich von uns verabschiedet und schaute mich durch den Türspalt noch einmal kopfschüttelnd aber lächelnd an. Dann zuckte er mit den Schultern und schloss die Tür vollends.
    Nach einigen Tagen intensiven Grübelns hatte ich mir eine Versuchsanordnung zurechtgezimmert, mit der ich mir beweisen wollte, dass alles, was ich erlebt hatte, auch real war.
    Ich schaltete mein Holo-Flat-Pad auf Selbstbetrachtung und versenkte mich dann auf den Sprung in die grüne Wiese der Zwischenebene und machte die Augen auf. Der Bildschirm war schwarz.
    Verdammt, er hatte sich selbst abgeschaltet! Ich musste also schneller sein! Ich versuchte es wieder und wieder, bis ich es endlich schaffte, mein Mobil-Ich vor die Kamera meines Holo-Flat-Pads zu bringen. Ich sah mein Mobil-Ich klar und deutlich vor mir. Aber auf dem Monitor war absolut nichts zu sehen, außer dass die Augen meines Betten-Ich versuchten sowohl den Monitor als auch mein Mobil-Ich zu fokussieren. Enttäuscht vom Ergebnis meines Experiments schloss ich die Augen und fiel in meinen Körper zurück.
    Was hatte ich erwartet? Ich dachte tatsächlich, ich könnte mein mobiles Ich mit der Kamera einfangen! Was war ich bloß für ein Narr! Ich hatte nichts bewiesen. Nur, dass ich im festen Glauben eine Versuchsanordnung geschaffen hatte, die nicht funktionierte. Ja, im Grunde genommen, gar nicht funktionieren konnte.
    Wenn mein Mobil-Ich sichtbar gewesen wäre, dann hätten mich Paul und Richard auch sehen müssen. Andererseits konnte ich mich bei meinen Ausflügen selbst sehen, wenn ich im Sichtbereich meines Betten-Ich’s war.
    Aber der Versuch, das Ganze über eine Kamera einzufangen und das Ergebnis während eines tranceähnlichen Zustandes zu betrachten, war schon mehr als fragwürdig. Ich hatte letztlich darauf gehofft, dass die Kamera ein anderes Lichtspektrum einfangen würde als meine menschlichen Augen und das sichtbar würde, was ich so gerne als Beweis gesehen hätte – mein Mobil-Ich . Aber nichts davon hatte funktioniert.
    Bis auf eines vielleicht … Angenommen ich konnte wirklich aus meinem Körper heraus, dann hatte ich jetzt die endgültige Bestätigung, dass mein Mobil-Ich nicht nur für menschliche Augen, wie bei Paul und Richard geschehen, unsichtbar war, sondern auch für die Überwachungskameras.
    Eigentlich hätte ich bei diesem Gedanken aufatmen müssen. Aber es bedrückte mich dennoch, da ich immer noch nicht den finalen Beweis für die Existenz meiner Ausflüge erbracht hatte.

Apothekengang
    Ich beschloss, wider all meine Ängste, etwas äußerst Kühnes oder vielleicht auch äußerst Dummes zu tun. Ich wollte das Zimmer verlassen und mich hinaus auf den Gang wagen. Vielleicht gab es dort irgendwo den Beweis für die Existenz meines Mobil-Ich ‘s.
    »Oder …«, und das jagte mir wirklich einen eiskalten Schauer über den Rücken, »… oder die Verbindung zwischen meinen beiden Ich’s reißt ab wie bei einem Funktelefon. Aber wenn ich’s nicht ausprobiere, werde ich es nie erfahren!«
    Ich holte tief Luft und seufzte. Ich konzentrierte mich, wie so viele Male vorher, wieder auf meine Rückenschmerzen und auf Tanja, die mir in Gedanken sanft den

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