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Körper-Haft (German Edition)

Körper-Haft (German Edition)

Titel: Körper-Haft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Romey
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meinen Knochen.
    Ich blinzelte und sah kurz den Gang, hatte aber zu viel Schwung, sodass ich weiterstolperte, auf die gegenüberliegende Wand des Ganges zuschoss und hindurch fiel!
    »Toll«, sagte mein Zweifel , »das war ja mal wieder eine Glanzleistung! Gestern standen wir am Abgrund. Heute sind wir einen Schritt weiter!«
    Ganz so falsch war das nicht, denn ich hatte keinen blassen Schimmer, wo ich mich befand. Alles um mich herum war pechschwarz. Und Herumtasten funktionierte körperlos ja auch nicht gerade optimal.
    Was sollte ich also tun? Als Erstes versuchte ich meine Panik herunterzukämpfen.
    »Immerhin scheint die Verbindung zum Basis-Ich noch zu funktionieren. Und das sogar durch eine Tür und eine Wand hindurch!«
    »Ok, ok, beweg Dich nicht und versuche Dich zu orientieren. Ich habe Glück, dass ich nicht auf den Boden gefallen und herumgerollt bin Dann wüsste ich wirklich nicht mehr, wo ich hergekommen bin. So aber stehe ich noch genau in der Gegenrichtung, von der ich hereingekommen bin. Also ist alles ganz einfach! Ich muss einfach nur rückwärtsgehen!«
    Und das tat ich auch. Mit bedächtig kleinen Schritten näherte ich mich der Stelle, durch die ich durch die Wand gekommen sein musste. Ich stellte mir vor, wie zuerst langsam eine meiner Versen auf der Gangseite aus der Wand drang, dann der Fuß, das Knie, die andere Verse, der Fuß das Knie, der Oberschenkel … Ich hatte das Bild vor mir, wie ich vornübergebeugt rückwärts aus der Wand kam.
    Und dann war alles plötzlich hell erleuchtet! Ich hatte es tatsächlich geschafft! Ich war rückwärts aus der Wand herausgelaufen und hatte als letzten Körperteil meinen Kopf aus der Wand in den Gang gezogen.
    »Uff, das hätte schief gehen können!« Ich sah zu der Zellentür und wäre, dem ersten Impuls folgend, am liebsten wieder hineingegangen. Wenn das technisch überhaupt machbar war. Aber da war noch dieser Forschertrieb. »Jetzt bin ich schon soweit gekommen, und jetzt einfach abklemmen? Kommt nicht infrage!« Langsam ging ich von meiner Zellentür aus betrachtet nach links den Gang hinunter. Auf der rechten Seite lag eine Tür, die mit dem Schild Abstellraum beschriftet war. In den war ich vermutlich hineingestolpert, dort bewahrten sie wohl ihre Service-Wägelchen auf.
    Die nächste Tür, die rechts abging, war mit Toiletten beschriftet. Wie gerne wäre ich mal wieder auf eine normale Toilette gegangen, um mich zur erleichtern. So aber war ich trotz meines Mobil-Ich’s auf John Mc Lays Wunderbett angewiesen. Was trotz allem sanitären Komfort immer noch peinlich und irgendwie auch erniedrigend war.
    Ich ging den Gang weiter und fand den Aufenthaltsraum der Pflegekräfte auf der linken Seite. Eine kleine Kitchenette mit diversen Küchenutensilien und ein Tisch mit vier einfachen Plastikstühlen waren darin untergebracht. Es war niemand drin. Eine Tür weiter, ebenfalls auf der linken Seite, fand ich einen Umkleideraum mit sechs Spinden. Auf dreien stand der Name: Daniel, Paul und Richard. Auf dem vierten Spind, der belegt war, klebte ein Sticker eines Mosquitos mit rot geäderten, wütenden Augen. Die Beine des Insektes hielten sich am eigenen Saugrüssel fest, der die Form eines Presslufthammers hatte und stilisierte Risse in den Untergrund hämmerte. Es war nicht schwer zu erraten, wem dieser Spind gehören musste. Völlig konträr und kitschig unpassend waren auch ein paar Sticker von Hunden darauf geklebt.
    »Die weiche Stelle von Mosquito?«, fragte ich mich. Auf den anderen beiden Schränken hatte jemand mit Permanentstift und einer sehr kindlichen Schrift Aushilfen mehr gemalt als geschrieben. Irgendwo vom Gang her hörte ich schleichende Schritte. Ich verließ die Umkleide, um herauszubekommen, wo die Geräusche herkamen.
    Ich bewegte mich nach wie vor sehr langsam, da ich immer noch die Angst hatte, der Kontakt zu meinem Körper könnte abreißen. Manchmal blieb ich stehen und versuchte in mich hineinzuhören.
    »Fühlt sich irgendetwas komisch an? Ist die Verbindung zu meinem Körper noch da?« Nachdem ich nichts Beunruhigendes ausmachen konnte, beschloss ich mit meinem pochendem, körperlosen Herzen weiter zu gehen.
    Der Gang machte einen leichten Knick nach rechts. In der Außenkurve waren eine Kamera und ein stark konvex gewölbter Spiegel zu sehen. Vermutlich alles Sicherheitsmodule, um den Gang einsehen zu können. Ich versuchte mich im Spiegel zu erkennen, jedoch ohne jeden Erfolg. Ich grinste albern vor mich hin. Das war ja

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