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Körper-Haft (German Edition)

Körper-Haft (German Edition)

Titel: Körper-Haft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Romey
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ich in einer Welt unterwegs, von deren Existenz ich nicht einmal in meinen kühnsten Träumen etwas geahnt hatte. Und selbst wenn ich mir damit den größten Selbstbetrug meines Lebens in die eigene Tasche log: Es war schön, atemberaubend und oftmals völlig verstörend …
    Mein Verstand hatte sich zwar auf die neue Umgebung eingelassen, aber er versuchte weiterhin zu analysieren und zu katalogisieren. Kurz, er versuchte Ordnung in das Chaos in meinem Kopf zu bringen.

Weltenordnung
    Ich wusste immer noch nicht, wie weit ich mich von meinem Körper entfernen durfte. Ebenso wenig wusste ich, ob es überhaupt so etwas wie eine Begrenzung oder eine Art elektronischer Fußfessel gab.
    Eine weitere Frage, die mich lange beschäftigte, war: »Wie bin ich aus dem Apothekenzimmer, in dem sich Brötchen mit den Beruhigungsmitteln bedient hatte, zurück in meinen Körper gekommen?«
    Immerhin hatte es mich auf schnellstem Weg wieder in meine Basisstation geschleudert. Also müsste das im Prinzip doch auch andersherum funktionieren … von Jetzt auf Gleich vom Hier zum Dort gelangen! Seinen Geist an einen anderen Ort beamen, sich dort hin teleportieren!«
    Ich nahm mir vor, das einfach auszuprobieren, wenn ich das nächste Mal auf der Zwischenebene war. Und da war noch eine Frage, die mich brennend beschäftigte: »Wenn ich, wie mit Brötchen geschehen, mit jemanden kollidiere, werden dann ganz automatisch unsere Gedanken und Gefühle ausgetauscht?« Ich hatte das Gefühl, dass ich Brötchens Gedanken während des gegenseitigen Durchtauchens mitgenommen hatte. Und Brötchen hatte gesagt, er wüsste, dass ich unschuldig sei.
    Außerdem hatte er gefragt, ob ich auch durch Doktor Gregor gegangen wäre. Also musste er den Kontakt als Hindurchgehen empfunden haben! Und er hatte sofort gewusst, wer da durch ihn hindurchgegangen war! Nicht einfach ein namenloser Geist! Nein, er wusste, es war Frank Schirmer!
    Aber ich wusste nicht, wie viele Informationen er von mir hatte, wie viel bei ihm hängen geblieben war. Und die nächste Frage war: »Kann ich die Informationen steuern oder begrenzen, wenn ich wieder eine solche Begegnung haben sollte?«
    Ich hatte nicht vor, noch einmal durch Brötchen hindurchzugehen. Es hatte ihm Angst gemacht und er hatte mich gebeten, nein angefleht, dies nicht noch einmal zu tun … Ich hatte ihm ein stummes Versprechen gegeben, das ich unbedingt halten wollte, denn ich wollte seine Freundschaft nicht aufs Spiel setzen.
    Und auch er hielt sich an seinen Teil unserer Abmachung: Seit diesem Zwischenfall kümmerte er sich wirklich um mich, so gut er nur konnte. Er versuchte Mosquito von mir fernzuhalten, wo es nur ging. Bei der nächsten Pflegerunde versuchte er so unauffällig wie möglich eine Aufteilung der Zelleninsassen vorzunehmen, wobei mir die Absurdität des Wortes Zelleninsassen bewusst wurde. Wie nannte man das, wenn die Zelleninsassen nur liegen können? Die Zelleneingelagerten ? Die Zelleneinlagen ? Oder Zelleneinlagerungen ?«
    Wie auch immer, Brötchen sagte zu Mosquito: »Was hältst Du davon, wenn Du in Zukunft Nr. 1 und 2 machst und ich mich um Nr. 4 und 5 kümmere?«
    »Und was ist mit Nr. 3 , hä?«, fragte er mit schmierigem Tonfall.
    »Den teilen wir uns!«
    »Wie teilen? Soll ich etwa die linke Hälfte waschen und Du machst die rechte? – Hähä!«
    »So ein Quatsch«, antwortete Brötchen. »Nein ich meine, wir können ihn ja im Wechsel pampern. Einmal Du, einmal ich!
    Mosquito schnappte sofort zu: »Ok, aber nur, wenn Du heute Nr. 3 übernimmst«.
    Brötchen brummte: »So war’s eigentlich nicht gedacht, aber von mir aus …« Er spielte den Verlierer und zwinkerte mir zu.

Reiseziele
    Alles wurde plötzlich leichter für mich. Ich konnte mich frei bewegen. Zwar in einer Art, die ich ursprünglich nicht angestrebt hatte, die aber sowohl intellektuell als auch von der reinen Erfahrung her eine echte Bereicherung für mich war.
    Von der intellektuellen Seite her tauchten immer mehr Fragen auf, wie zum Beispiel: Wenn ich mich beliebig durch den Raum bewegen konnte, war es dann auch möglich, mich beliebig durch die Zeit zu bewegen? Wie man sieht, wurde es mir nicht langweilig, meine neue Welt zu hinterfragen. Auch wenn ich mich wirklich erst ganz am Anfang meiner geradezu phantastischen Reisen befand. Denn die allererste Hürde hatte ich noch immer nicht genommen: Wie groß war meine Reichweite? Und konnte ich, nachdem ich aus dem Apothekerraum direkt in meinen Körper geschossen

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