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Körper-Haft (German Edition)

Körper-Haft (German Edition)

Titel: Körper-Haft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Romey
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gegangen sein. Seine flache Hand, die er schon wie die schlagbereite Tatze einer Katze über der Nase von Nr. 3 positioniert hatte, zog sich zurück, um sogleich mit einem schnellen Wischen seiner Rückhand die Fliegen aufzuschrecken. Sie stieben auf, nur um Sekunden später ihren Platz auf der Nase von Nr. 3 wieder einzunehmen.
    »Das gibt’s doch nicht!«, brummte Brötchen. Er versuchte es noch einmal, zweimal, dreimal. »Also … das kann doch kein Zufall sein … verdammt – Mosquito! Dieses Arschloch!«
    Wutschnaubend stapfte er aus dem Zimmer und ließ die arme Nr. 3 mit seinen vier Freunden auf der Nase allein. Kurz darauf hörte man, wie eine Tür aufgerissen wurde und Brötchen brüllte: »Mosquito! Du kommst sofort mit!«
    »Aber ich bin beim Essen!«, protestierte dieser.
    »Das sehe ich an Deinem albernen Sabberlatz, es interessiert mich aber nicht die Bohne!«
    »Der ist nicht albern, der ist cool, Mann!«
    »Jetzt komm endlich mit oder …«, hörte ich Brötchen drohen.
    »… oder was, hä? Autsch Du tust mir weh!«
    Ein kurzes Handgemenge entstand. Dann hörte ich, wie sich ein schleifendes Geräusch über den Linoleumboden im Gang näherte, begleitet von Schmerzensschreien und den übelsten Verwünschungen. Brötchen zog Mosquito am linken Ohr über den Boden ins Zimmer.
    Mosquito seinerseits hielt sich mit beiden Händen an der rechten Hand von Brötchen fest, die sein Ohr umklammerte, um den Zug an seinem Ohr auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Gleichzeitig war er jedoch unfähig, sich zu wehren oder auch nur aufzustehen, denn dazu hätte er loslassen müssen und sein eigenes volles Gewicht hätte an seinem Ohr gehangen.
    Brötchen zog ihn bis vor das Bett von Nr. 3 und ließ ihn dann fallen. Fluchend stand Mosquito auf und zog sich seine Kleidung zurecht. Jetzt konnte ich sehen, was Brötchen mit Sabberlatz gemeint hatte. Mosquito hatte tatsächlich einen Sabberlatz um, auf dem stand: »Mamas Liebling.«
    Sein wutverzerrtes Gesicht passte allerdings überhaupt nicht dazu. Er rückte seine Nickelbrille zurecht, die immer noch schief auf seiner Nase hing.
    »Das zahl ich Dir heim!«, zischte er. Die vier Fliegen vergnügten sich immer noch auf der Nase von Nr. 3 . Drohend fragte Brötchen, »Was ist das?«
    »Das ist Nr. 3 , ich dachte ihr kennt Euch?!«, antwortete Mosquito schnippisch.
    Brötchen rollte mit den Augen. »Wo kommen die Fliegen her?!«
    »Vielleicht aus der Küche«, meinte Mosquito schulterzuckend und setzte eine Unschuldsmiene auf.
    »Und warum glaubst Du, haben alle anderen das Fitnessprogramm aktiviert?«
    »Woher soll ich das wissen? Vielleicht üben sie fürs Gefängnisballett? Wäre doch mögl… Arghh!«
    Brötchen hatte Mosquito am Kragen geschnappt und hob ihn gemächlich hoch. Für den stämmigen Körper von Brötchen schien der hagere Mosquito eine der leichtesten Übungen zu sein. Mosquito hielt sich strampelnd an den Händen von Brötchen fest, der mit einer beunruhigend ruhigen Stimme fragte: »Und warum glaubst Du bitte, dass Du mich verarschen kannst?«
    Ohne die Antwort abzuwarten, die Mosquito gerade keuchend geben wollte, schleuderte er ihn wie ein Spielzeug an die gegenüberliegende Wand. Er schien einen Moment lang an der Wand zu kleben, während seine durch den Aufprall gequetschten Lungen geräuschvoll die Luft abgaben. Dann rutschte er die Wand herunter, fiel in sich zusammen wie ein Kleidersack und blieb röchelnd liegen. Nachdem Brötchen so Dampf abgelassen hatte, stampfte er an Mosquito vorbei zum Zimmer hinaus und kam mit Mosquitos Servicewägelchen wieder.
    »Jetzt wollen wir doch mal sehen, was Du dieses Mal ausgeheckt hast!« Er grub sich durch den kompletten Inhalt und ließ alles neben den Wagen fallen, was zwischen seine Fingern geriet. Bis er auf zwei Plastikdosen mit Verschluss stieß, die seine Aufmerksamkeit auf sich zogen. Die eine war leer, in der anderen schwappte eine klare Flüssigkeit. Er roch daran, dann steckte er einen kleinen Finger hinein und benetzte seine Unterlippe vorsichtig damit. Überaus behutsam nahm er den Hauch eines Tropfens auf, indem er die Unterlippe einrollte. Seine gekräuselte Stirn hellte sich auf.
    »Zucker und Salz, Du hast wohl gemeint, Du wärst superschlau und ich komm Dir mit der klaren Brühe hier nicht auf die Spur! Fehlanzeige Du Hungerhaken! So und jetzt mache ich den Viechern den Garaus.«
    Er zog ein Piercing-Magazin aus Mosquitos Servicewägelchen und rollte es zusammen. Mosquito, der bis

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