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Körper-Haft (German Edition)

Körper-Haft (German Edition)

Titel: Körper-Haft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Romey
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dahin mit von sich gestreckten Beinen an die Wand gelehnt dagesessen hatte wie eine achtlos weggeworfene Gliederpuppe, sprang ächzend auf.
    »Nein, nein, nicht damit!«
    »Hast wohl Angst, dass Dein Schmuddelheftchen noch andere unanständige Flecken bekommt, oder was?«
    »Du hast doch keine Ahnung!« Mosquito kramte hektisch in den kreuz und quer verstreuten Utensilien vor seinem Servicewägelchen und zog eine kleine Spraydose und den leeren Fliegenbehälter hervor.
    »Willst Du jetzt mit Vereisungsspray auf mich losgehen?«, fragte Brötchen sichtlich amüsiert.
    »Du hast wirklich keine Ahnung!«, quäkte Mosquito beleidigt. Die vier Fliegen saßen der armen Nr. 3 tatsächlich immer noch auf der Nase. Mosquito ging zu ihm und hielt ihm mit der linken Hand die immer noch schielenden Augen zu.
    »Du bist der absolute Gewinner des heutigen Tages!« Mit der rechten Hand bediente er das Vereisungsspray und schoss eine konzentrierte Wolke auf die Fliegen ab. Sie erhoben sich alle noch kurz, stürzten dann aber auf die Bettdecke von Nr. 3, wo sie reglos liegen blieben.
    Mosquito pflückte die Fliegen vorsichtig und behände von der weißen Bettdecke ab und steckte sie in behutsam in die Plastikdose.
    Pfiffig, musste ich zugeben. Und ich hatte mich noch gefragt, wie er gleich vier dieser Biester in die Dose bekommen hatte.
    Er hob die linke Hand, unter der Nr. 3 immer noch auf seine Nase schielte. »Du kannst aufhören, deinen Riechkolben zu hypnotisieren, der wird gleich wieder warm! Und keine Sorge, er fällt Dir schon nicht ab!« Dann ging Mosquito an dem mit offenem Mund dastehenden Brötchen vorbei ans Fenster, das er öffnete. Mit spitzen Fingern öffnete der die Plastikdose und schüttelte die Fliegen vorsichtig auf den Fenstersims. Die Erste stieg schon wieder auf, als Mosquito das Fenster schloss – noch etwas benommen, aber unversehrt.
    »Macht’s gut meine Freunde!«, winkte er Ihnen hinterher.
    »Du hast echt was an der Klatsche!«, meinte Brötchen kopfschüttelnd.
    Mosquito war bereits dabei, sein Servicewägelchen wieder einzuräumen. Alles schien seinen festen Platz zu haben. Mit ehrlicher Empörung sagte er: »Du hast mir alles durcheinandergebracht, Du fetter Sack!«
    »Jetzt mal ganz ruhig Du Heringsbändiger, wenn Du Dich nicht ordentlich benimmst und hier Deine Spuren beseitigst, dann fahr ich mit Dir Schlitten!«, antwortete Brötchen.
    Mosquito verdrehte die Augen. »Was ist eigentlich los mit Dir? Kann man denn überhaupt keinen Spaß mehr haben oder was? Plötzlich machst Du einen auf Mutter Theresa und packst die Gefangenen in Watte. So kann man doch nicht arbeiten, so ganz ohne Spaß!«
    »Das geht Dich einen feuchten Dreck an! Und da wir gerade beim Thema sind: Du säuberst jetzt die Nasen hier von Deinem klebrigen Zeugs oder ich mach Dir Beine mein Lieb…«
    Mosquito unterbrach ihn scharf: »Ich mach hier jetzt gar nichts mehr, verstanden?«
    »Ich glaube, Du hast mich nicht richtig verstanden. Hast Du Deine Fahrt durch den Wäscheschacht von heute Morgen bereits vergessen?«
    »Und Du scheinst vergessen zu haben, dass ich Dich bei einer Deiner klammheimlichen Einkaufstouren erwischt habe! Wie wär’s, wenn ich der Gefängnisleitung mal einen kleinen Tipp gebe? Hä? Da hat es dem Dicken wohl die Sprache verschlagen. Da bist Du plötzlich ja noch ruhiger, als wenn Du Dir etwas eingeworfen hast!«
    Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, schob Mosquito seinen Servicewagen an Brötchen vorbei, dem man förmlich ansah, dass er keine Ahnung hatte, was er darauf erwidern sollte.
    Mosquito genoss seinen Triumph. Von der offenen Tür her rief er Brötchen noch zu: »Mach Deinen Scheiß gefälligst alleine, Du Riesenarschloch!«
    Die Tür fiel ins Schloss und Brötchen befreite uns mit nachdenklichem Gesicht von dem salzigen Zuckerwasser. Er war wohl so in Gedanken, dass ihm gar nicht auffiel, dass der Sicherheitsalarm immer noch abgestellt war und Nr. 3 nach wie vor auf seine Nasenspitze schielte.

Sunny
    Sunny hatte das Schielen auch immer gut draufgehabt. Wenn er eine seiner grandiosen Jerry-Lewis-Nummern abzog oder eine sonstige Slapstick-Einlage brachte, war das jedes Mal ein Fest für sich. Er war für mich wirklich der allerbeste Freund, den ich mir auf dieser Welt vorstellen konnte. Ein schweres Gewicht legte sich bei dem Gedanken an ihn auf meine Brust, da ich in der Vergangenheitsform über ihn reden musste. Ausgerechnet ich sollte ihn umgebracht haben …
    Wir waren beide

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