Koerpersprache Der Erotik
lange Zeit mit einem erotischen Bannfluch belegt war.
Deshalb wurden erotisch aktive Frauen als Hexen, offensive Männer dagegen als tolle Hechte bewundert.
GIACOMO CASANOVA war so einer. Der italienische Abenteurer sammelte Frauen wie andere Leute Schmetterlinge oder Briefmarken, aber das hat seinem posthumen Ruf beileibe nicht geschadet.
KATHARINA DIE GROSSE kam da nicht so augenzwinkernd weg.
Obwohl ein wenig von ihrem stürmischen Temperament jeder Frau gut zu Gesicht stünde wie jedem Mann ein Quentchen Casanova. Dieser konnte nämlich seiner Angebeteten das Gefühl vermitteln, sie sei die Beste, Einzige und Schönste - wenn auch manchmal nur für eine Nacht!
Nur wenn diese Frauen mehr als nur ein leidenschaftliches Abenteuer begehrten oder gar die Ehe - dann platzte ihr Traum wie eine Seifen-blase. Casanova liebte die Frauen und achtete sie. Moderne Männer würden gut daran tun, mal im tiefsten Innern darüber nachzudenken, ehe sie ihre Triebe sprechen lassen.
Leider hat das Beispiel des skrupellosen Romanhelden DON JUAN eher Schule gemacht. Das Sinnen und Trachten des spanischen Edelmanns war ganz darauf ausgerichtet, die Frauen nur zu besitzen. Er eroberte sie, wie ein Feldherr sich ein feindliches Land unterwirft.
Zum Glück stirbt dieser Männertyp allmählich aus. Bleibt wenigstens zu hoffen!
Die meisten des angeblich starken Geschlechts gehören dem Club der Verunsicherten an. Draufgängertum ist nicht mehr gefragt, eine Alternative zeichnet sich auch noch nicht ab - und überhaupt, was wollen die Frauen eigentlich im Zeitalter des Feminismus?
Zum Beispiel Lehrmeisterinnen sein. Denn Frauen beherrschen die Kunst, das Filigranwerk der Liebe zu knüpfen. Woher stammt denn sonst das Wort
»umgarnen«? Es waren nicht die Männer, es waren die Frauen, die sponnen und webten. In diesen Tätigkeiten lag zu früheren Zeiten ein praktischer und ein übertragener Sinn. Frauen webten den Stoff für die Kleidung - und den des Lebens. Der Mann wurde von ihnen darin eingebunden. Manchmal auch eingewickelt. Und er ließ es sich gern gefallen.
Im vorklassischen Griechenland konnten Frauen auf Liebesschulen ihre amourösen Fertigkeiten verfeinern. Ein paar Jahrtausende später durften sie höchstens mal ein Taschentuch fallen lassen, um auf sich aufmerksam zu machen - einen Fußknöchel zu zeigen, wäre da schon frivol gewesen. Diese verklemmte Moral, die der Frau die Rolle der Passiven zuwies, weicht zunehmend einer neuen Freizügigkeit. Immer mehr Frauen trauen sich, den ersten Schritt zu tun, und eine wachsende Zahl von Männern genießt das.
Frauen wissen eben: Ein männliches Wesen, das sich angesichts weiblicher Tatkraft gedemütigt fühlt, taugt sowieso nicht als Objekt der Begierde. Da wäre alle Kunst nur verschwendet.
Aber immerhin haben achtzig Prozent aller Männer, so eine amerikanische Studie, den gleichen Liebestraum: Ein lockendes Weib kommt geradewegs auf sie zu, lächelt und sagt: »Du gefällst mir.« Ein solcher Satz steht allerdings meist erst am Ende eines Verführungskunstwerks.
Zuerst zieht eine Frau nämlich unmerklich ihr Netz zu. Reizwäsche spielt dabei übrigens genausowenig eine Rolle wie eine Schlachtplatte in einem Feinschmeckerrestaurant. Jedenfalls, wenn mit Reizwäsche dieses lächerliche Zaumzeug aus Pornofilmen gemeint ist.
Es könnte aber sein, dass eine Frau mit Absicht schöne Des-
sous trägt, um ihre eigene Stimmungslage zu heben, lange bevor »er« diese erotisierende Haut zu Gesicht bekommt.
Denn am Anfang aller Verführung wird das »Kopfkino« eingeschaltet. Die Phantasie entfaltet ihre Flügel. Träume breiten sich aus wie bunte Fächer.
Bevor sie erfüllt werden, blitzen die ersten Blicke. Ein scheinbar unverfängliches Wortgeplänkel über verfängliche Dinge wird eingeleitet.
Die Atmosphäre verdichtet sich. Vielleicht denkt der Mann jetzt, er hätte die Fäden in der Hand? In diesem Irrtum belässt sie ihn gern! Denn sie bestimmt das Tempo. Es kann ruhig dauern. Frauen sind beharrlich und geduldig. Verführung heisst für sie nicht lästige Vorarbeit, sondern lustvolles Vorspiel. Den Zeitpunkt, an dem nach der Phase des Zündelns endlich das Feuer ausbrechen darf, erspüren die meisten instinktiv richtig.
Selbst in einer langjährigen Beziehung gelingt es ihnen immer wieder, den Zauber der ersten Verliebtheit wieder neu zu entfachen. Frauen sind eben doch die klügeren Regisseurinnen der Liebe!
Und ich meine, es lohnt immer, gründlich über die
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