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Koestlbachers erster Fall

Koestlbachers erster Fall

Titel: Koestlbachers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Fenzl
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doch
noch zu der Überlegung Anlass gab, Zuhälter in Begleitung zumindest eines Hasen
würden sich entspannter verhalten. Aber nach ein paar Minuten und dem ersten
Glas Begrüßungschampagner wurde die Atmosphäre entspannter und jeder
war letztendlich doch froh, die Hasen in Regensburg gelassen zu haben.
    Du kannst dir ja gar nicht
vorstellen, was der Abgang so eines Zuhälterkönigs, wie der Tischke einer war,
für eine Lawine ins Rollen gebracht hat. Hat wahrscheinlich auch viel damit zu
tun gehabt, dass der Tischke erst seit kurzer Zeit sich zum König
aufgeschwungen hatte, weil der Manu im Knast und die anderen Loddel ziemlich
konfus durch das Fehlen vom Manu.
    Die neue Situation sahen viele als
Chance, auf der Karriereleiter einige Sprossen nach oben steigen zu
können. Das würde aber bedeuten, die, die schon oben stehen, runter zu stoßen,
den Manu zu allererst, weil der jetzt wieder ganz oben.
    Darum auch die Idee vom Manu mit
dem Kastel Windsor. Quasi Präventionstreffen!
    Und keiner Regensburger Polizei
könnte es auffallen, wenn sie hier quasi eine zukunftsorientierte Tagung
abhalten würden, gebucht als ›Tage
der Besinnung‹ für Manager. Und zur Besinnung würden sie kommen müssen,
wenn nicht aus dem Ganzen ein Krieg werden sollte, dem am Ende noch mehr zum
Opfer fallen würden.
    Der Manu war zwar nie so
geschäftstüchtig gewesen, wie der Tischke, aber der war ja nun nicht mehr da.
Und alle anderen waren Kleinkrämer gegen ihn. Schau sie dir doch bloß einmal
an: Schlägertypen im Nadelstreifenanzug mit Rollex und Goldkettchen, dessen
massive Glieder die Verniedlichung ›Kettchen‹ eigentlich nicht mehr rechtfertigten. Dreitagebart! Hebt die Männlichkeit
mehr hervor, als ein richtiger Bart oder der früher übliche Schnauzer mit
Koteletten. Haare kurz bis kahl geschoren, aber Kopf nicht käsweiß, wie
bei Nazitypen, sondern immer braun gebrannt. Natürlich Sonnenbank, weil
Nachtarbeit hat schlafen am Tag zur Folge. Darum auch kaum Zeit zum Sonnenbaden
am Almer Weiher und schon dreimal nicht für einen Urlaub in der Karibik, auch
wenn das Geld dafür das geringere Problem gewesen wäre. Aber wenn du so ein Geschäft
am Laufen hast, dann kannst du nicht einfach weg und Urlaub machen. Und die
Belegschaft mitnehmen, das kannst du auch nicht, weil sonst Gefahr, dass
Arbeitsplatz nach dem Urlaub neu besetzt. So ist das eben, wenn keine
Gewerkschaft im Hintergrund!
    Einige der Anreisenden hatten auch
keine kurzen Haare. Einige hatten längere Haare, meistens stark gegelt.
Und einige sogar mit ganz langen Haaren, die aber immer Pferdeschwanz.
Von denen keiner gefärbte Haare, weil lang und angegraut durchaus akzeptabel.
    Die Schuhe der Loddel waren fast
durchwegs teuerste italienische Machart. Keine Ahnung, ob Italien das Ursprungsland
der Zuhälter ist, weil alle diese italienischen Schuhe. Vielleicht aber auch
mehr eine äußerliche Sympathiebescheinigung für die Mafia. Die zwar
inzwischen auch russisch und sonst wo beheimatet, aber vom Ursprung her doch
zweifelsfrei italienisch, exakter noch sizilianisch.
    Der Manu hatte eine Megaidee im
Gepäck dabei, wie er alle Loddel in Regensburg zu einer Zusammenarbeit bewegen
konnte, ohne den einen oder anderen in seine Schranken verweisen zu
müssen. Ja sogar ein realer Urlaub wäre dann mal drin, weil quasi so etwas wie
Dachorganisation mit Filialen und Privatgewerkschaft. Die einzige
Bedingung dabei: Die anderen sollten ihn als den obersten Chef akzeptieren,
weil einer muss ja schließlich die Fäden in der Hand halten.
    Und genau das war dann auch der
springende Punkt, dass sie zu einem positiven Abschluss kamen, weil die anderen
zwar nicht besonders schlau, aber dennoch schlau genug, um einzusehen, dass der
Manu an der Spitze optimal! Darum auch kein Gerangel mehr auf der Leiter!
    Der Manu hatte vom Benni
wahnsinnig viel gelernt und im Knast auch noch extrem Weiterbildung. Inzwischen
fast ›Dr. der Rotlichtwissenschaften‹ ,
wenn du verstehst, was ich meine. Für den Manu war es nicht wichtig, die
absolute Nr. 1 zu sein, zumindest nicht auf eine Art und Weise, durch die sich
die anderen unterdrückt fühlen würden. Der Manu Abitur, erste Fremdsprache
Latein! Der Manu immer Gedanke ›primus
inter pares‹ (Erster unter Gleichen). Liest sich nicht nur super, klingt
auch ausgesprochen super! Quasi intellektueller Anspruch! Praktische
Verwirklichung allerdings Notwendigkeit von Überzeugungsarbeit.
    Aber Bildungsvorsprung vom Manu
unwiderlegbar. Welcher

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