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Koestlbachers erster Fall

Koestlbachers erster Fall

Titel: Koestlbachers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Fenzl
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Loddel in Regensburg sprach schon Latein, außer
ihm? Nicht einmal der Tischke hatte Latein gesprochen. Da musste jedes Mal die
Moni ran, weil die in Hessen Latein und so. Bis zum Abitur!
    Der Manu ehemalig AAG-Schüler.
Findest ihn heute noch in verschiedenen Jahresberichten vom
Albrecht-Altdorfer-Gymnasium.
    Albrecht-Altdorfer-Gymnasium nicht
weit weg von der Adolf-Schmetzer-Straße. Der Manu schon in den letzten Schuljahren
regelmäßig in der Adolf-Schmetzer-Straße, wenn damals auch nur als Gast,
oder ›Jungfreier‹ .
    Aber sei einmal ganz ehrlich, wie
willst du Chef eines Etablissements werden, wenn du es nicht vorher als
Kunde ausprobiert hast. Nur so kannst du doch überhaupt sagen, ob dir der
Laden zusagt, ob dir seine Übernahme das Verzichten auf ein Studium
an der Universität wert wäre. Nur so kannst du Ideen entwickeln, wie der Laden
modernisiert und reorganisiert werden könnte.
    Und modernisiert hat der Manu den
Laden, auch wenn die meisten Ideen vom Benni kamen, der ihn dann später vertreten
hat, als er selbst wegen eines ›Missverständnisses‹ in Knast musste. Aber der Knast, das war nun Vergangenheit und der Benni auch.
    ›Der König ist tot! Es lebe der König!‹

    Schon in der Schule hat dem Manu
dieser Satz besonders gut gefallen. Und er war jetzt der König, auch wenn er es
nach außen so hingedreht hat, dass nur ›primus inter pares‹ und so.
    Einmal hat der Benni dem Manu die
Geschichte von der Schaufensterdekorateurin erzählt. Der Manu hatte damals
sofort begriffen, was für ein revolutionärer Gedanke dahinter gesteckt
hat. Bedenke, dass so ein Durchwechseln zwischen der Tschechei, dem Puff
und dem Straßenstrich nur positive Seiten hat. Die wichtigste Seite habe ich
dir ja schon genannt, die Seite, die dem alltäglichen Freier zuallererst auffallen
dürfte, nämlich die, dass er immer mit einem vermeintlich neuem Angebot
überrascht werden konnte, was das Geschäft insgesamt sicherlich beleben würde.
Schließlich sind die meisten Freier verheiratete Männer, die nach Abwechslung
suchen. Und gerade die hätten sie ja bald auch nicht mehr, wenn im Puff immer
dieselben Mädels in Wartestellung sitzen würden.
    Aber das mit der Abwechslung ist
bei weitem nicht der einzige Vorteil, den so ein Durchwechseln mit sich bringen
würde. Betrachte das Ganze doch mal aus der Sicht eines Hasen. Du musst nicht
tagein tagaus im Stall hocken. Du kommst auch mal raus an die frische Luft und,
wenn du an der Reihe bist, sogar bis in die Tschechei. Wenn so eine Idee erst
mal Verbreitung gefunden hat, dann hast du womöglich Chancen, die halbe, wenn
nicht gar die ganze Welt kennenzulernen. Alles nur eine Frage der
Organisation! Und begrenzte Aufenthaltsgenehmigungen dann auch kein
Problem mehr.
    »Freunde, ich sage euch, es sind
nur böse Zungen, die behaupten, unsere Arbeit hätte was mit Menschenhandel
zu tun! Was wir unseren Mitarbeiterinnen bieten könnten, wenn ihr meinen
Vorschlägen zustimmen werdet, dagegen sind alle Sozialgesetze lächerlich. Um
euch klar zu machen, was ich eigentlich will, habe ich ein Punkteprogramm
zusammengestellt, das nachher noch jeder von euch kopiert in die Hand
bekommen wird. Ihr habt dann Zeit, euch den Nachmittag über zu beraten. Am
Abend wollen wir uns dann hier nochmal gemeinsam zusammensetzen und abstimmen,
ob meine Vorstellungen, die im Übrigen ein Erbe vom Benni sind, also ob meine
Vorschläge von euch angenommen werden.«, sagte der Manu, als alle ihren
Champagner ausgetrunken hatten und erwartungsvoll zu ihm hinsahen, weil er
mit einem Löffel an sein Glas geklopft hatte.
    »Hast du den Benni über die Klinge
springen lassen?«, ließ mitten in die kurz eingetretene Stille hinein der Kurt
von der ›Guerikestraße‹ verlauten,
der nicht der einzige Anwesende war, der diesen Verdacht hegte.
    »Glaubst du wirklich, Kurt, ich
hätte euch hier her eingeladen, wenn ich den Benni alle gemacht hätte?«,
fragte der Manu.
    »Glauben! Was heißt glauben? Du
hättest jedenfalls mehr Gründe gehabt, ihn umzulegen, als irgendein anderer
hier! Der Benni hat deinen Platz eingenommen, als du im Knast warst. Das wirst
du ja wohl kaum leugnen. Und jetzt bist du wieder draußen. Da braucht man doch
bloß zwei und zwei zusammenzählen!«, sagte der Kurt und gestikulierte dabei zu
allen anderen hin, die ein zustimmendes und gleichzeitig bedrohliches
Gemurmel ertönen ließen.
    »Ja, es ist richtig! Der Benni hat
mich vertreten, als ich verhindert war. Aber er hat mir nie

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