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Kohärenz 01 - Black*Out

Titel: Kohärenz 01 - Black*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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lösen. Doch der Mann lachte nur höhnisch. Seine Hand war der reinste Schraubstock.
    Das war jetzt nicht mehr witzig. Serenitys Herz klopfte ihr bis in den Hals hinauf, und allmählich bekam sie regelrecht Panik.
    Hastig blickte sie sich um, sah Häuser, Fenster, andere Autos – doch in den Häusern war niemand zu sehen, die Fenster waren blind, vergittert oder zugezogen, und die Autos alle geparkt und verlassen.
    Der einzige Zeuge war Christopher. Und der rührte sich nicht von der Stelle. Er stand hinter dem Geländer wie festgewachsen und tat nichts anderes, als herüberzustarren. Zuzuschauen.
    Und so einer wollte ihrem Vater helfen! Das war ja wohl der Oberwitz.
    »Also, Süße«, säuselte der Kerl, der ihr Handgelenk umklammert hielt, »sieh es doch ein. Du bist mir verfallen. Du kommst einfach nicht von mir los!« Die anderen grölten vor Lachen. »Weißt du, ich hab’s echt verdient, dass du mir ’ne Chance gibst. Ich bin nicht so übel, ehrlich nicht. Und meine Freunde hier auch nicht. Oder?«
    »Nöö«, brummten die beiden im Chor, und dabei machten sie so gierige Augen, dass Serenity ganz schlecht wurde.
    In diesem Moment begann die Fensterscheibe, sich mit einem leisen Summen zu heben. Erst sah es so aus, als sei der Mann versehentlich an den Schalter gekommen, doch in dem Fall hätte er wohl kaum so irritiert dreingeschaut und auch nicht »He! Lass den Scheiß!« gebrüllt.
    »Wieso? Was mach ich denn?«, rief der Fahrer und nahm erschrocken die Hände vom Lenkrad.
    Es half nichts. Sämtliche Fensterscheiben des Wagens fuhren hoch, mit maschinenhafter Unerbittlichkeit.
    Schließlich musste der Kerl auf dem Beifahrersitz Serenity loslassen, weil ihm die Glasscheibe andernfalls den Arm abgedrückt hätte.
    Im selben Moment, in dem er sie freigab, schnappten sämtliche Verriegelungen des Autos zu, und der Motor ging aus.
    Serenity war unwillkürlich einen Schritt zurückgewichen. Sie rieb sich das linke Handgelenk und merkte, dass sie keuchte. Sie hatte nicht den leisesten Schimmer, was passiert war, aber es war auf jeden Fall gerade rechtzeitig passiert.
    Die drei Typen im Inneren des Wagens verstanden es offensichtlich auch nicht. Sie versuchten, die Türen zu öffnen, aber vergeblich. Sie schrien sich gegenseitig an, hieben von innen gegen die Verkleidung, der Fahrer drehte wieder und wieder den Zündschlüssel, doch es klackte nur matt unter der Motorhaube. Der Wagen stand da wie tot und abgestorben, und sie waren in seinem Inneren eingesperrt.
    Ein befriedigender Anblick, fand Serenity.
    Christopher regte sich noch immer nicht. Zuckte mit keiner Wimper. Starrte das Auto an wie Superman, der seinen Hitzeblick auf ein feindliches Objekt richtet.
    Serenity schauderte. Obwohl sie nicht den Hauch einer Idee hatte, wie Christopher derlei hätte bewerkstelligen können, hätte sie doch geschworen, dass er das gewesen war mit dem Auto. Dass er es … beeinflusst hatte oder so etwas. Sie wandte sich ab, schüttelte den Kopf. Schwachsinn! Die Welt war voller Verrückter, und die hatten es heute alle auf sie abgesehen.
    Der Typ auf dem Beifahrersitz hatte mittlerweile sein Mobiltelefon am Ohr und telefonierte hektisch gestikulierend. Dabei funkelte er sie wütend an, als sei sie an allem schuld.
    Da war noch eine Rechnung offen, sagte sie sich.
    Serenity lächelte ihn an und dachte: Du blödes Arschloch! Dann holte sie ihren Hausschlüssel aus der Strandtasche und hielt ihn hoch, damit die Scheißkerle auch sahen, was sie in der Hand hielt.
    Sie begriffen erst, als sie damit zum Heck des Wagens schlenderte.
    »Nein!«, hörte sie sie schreien.
    »Ich bring dich um!«, brüllte der hinterm Steuer.
    Der Wagen musste nagelneu sein. Der rote Lack glänzte, als wäre er noch flüssig. Serenity setzte die scharfe Kante des Schlüssels an und zog ihn mit einem grässlichen Quietschen quer über die Seite bis vorn an die Scheinwerfer.
    Den Kratzer würden sie nie wieder rauskriegen.
    Die Männer heulten wie die Wölfe, rasteten schier aus da drinnen. Sie ballten Fäuste, drohten, schrien durcheinander …
    »Du solltest jetzt gehen«, sagte Christopher unvermittelt.
    Es war etwas im Klang seiner Stimme, das Serenity zusammenzucken ließ. Sie fuhr herum. Er starrte immer noch das Auto an, nur das Auto, hatte kein Auge für sie. Irgendwas ging da vor, das sie nicht verstand.
    Und das sie eigentlich auch nicht verstehen wollte.
    Sie warf Christopher einen letzten Blick zu, dann machte sie, dass sie davonkam.

 
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