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Kohärenz 01 - Black*Out

Titel: Kohärenz 01 - Black*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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war trotzdem ziemlich kurz gedacht. Beeindruckend, okay. Bloß kann ich Schwierigkeiten kriegen deswegen, wenn es dumm läuft. Mr Odgen erinnert sich nämlich an diese Note, verstehst du? Er hat mich laut und deutlich gefragt, was mit mir los sei. Mindestens ein Dutzend Leute in der Klasse haben gesehen, dass ich ein F kassiert habe. Wenn Mr Odgen das nächste Mal in den Computer schaut und feststellt, dass mein F verschwunden ist, kann ich bloß hoffen, dass er das für einen Computerfehler hält und es einfach nachträgt.«
    Christopher hatte die ganze Zeit, während sie geredet hatte, vornübergebeugt dagesessen und sie angesehen und dabei mit der Zunge in seinen Zähnen herumgefuhrwerkt. Jetzt fing er an, mit dem Nagel des kleinen Fingers an seinem Eckzahn zu stochern, und meinte wie nebenbei: »Ich hab deine Note nicht rausgenommen. Das war dein Lehrer.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ich hab mit ihm telefoniert.«
    »Du hast mit ihm telefoniert?«
    »Ja.«
    »Wieso das denn?«
    »Damit er dein F löscht, ist doch klar.«
    Serenity verschränkte die Arme. »Mir ist das überhaupt nicht klar. Ich dachte, du hast dich in den Schulcomputer gehackt und meine Note rausgelöscht, um mich zu beeindrucken.«
    Christopher zog die Augenbrauen hoch. »Natürlich hab ich mich auch in den Schulcomputer gehackt«, erklärte er. »Aber dass es nichts gebracht hätte, die Note zu löschen oder zu ändern, ist ja logisch. Es genügt nicht, einfach nur Computer zu hacken. Man muss das System hacken, verstehst du?«
    »Nein«, sagte Serenity.
    »Ich hab erst mal in den Mails von eurem Mathelehrer gelesen. Darunter waren ein paar, die er mit einem Kollegen in San Francisco gewechselt hat, der ihm von Schwierigkeiten mit einer Schülerin erzählt hat. Deren Katze war am Morgen vor einer Arbeit überfahren worden, worauf sie eine schlechte Note geschrieben hat. Als der Lehrer das mit der Katze als Ausrede bezeichnet hat, hat sie ihn verklagt – und recht bekommen. Er musste ihr erlauben, die Arbeit noch einmal zu schreiben.« Christopher grinste dünn. »Sie hat sie dann beim zweiten Mal genauso verhauen.«
    Serenity musterte ihn, wartete auf die Pointe. »Und? Was hat das damit zu tun, dass du -«
    »Ich habe Mr Odgen angerufen und ihm erzählt, ich sei dein Exfreund«, erzählte der magere, schwarzhaarige Junge seelenruhig weiter. »Ich habe gesagt, ich hätte an dem Morgen vor deiner Arbeit mit dir Schluss gemacht, aber nun hätte ich erfahren, dass du die Prüfung in den Sand gesetzt hättest, was mir leidtäte und ob er dir nicht eine zweite Chance geben könne.«
    Serenity glaubte, ihre Augäpfel anschwellen zu spüren. »Wie kommst du dazu, so was -«
    »Er war ganz gerührt. Ehrlich. Er hat mehrmals gesagt, das sei hochanständig von mir und er würde dein F erst mal löschen und dir nach den Ferien anbieten, die Prüfung zu wiederholen.«
    Kyles Schultern zuckten verdächtig. Lachte der etwa? Serenity hob die Hände, ließ sie hilflos wieder fallen. »Ich fass es nicht. Was für eine Farce!«
    »Wieso? Das stellt nur die Fairness wieder her. Du hast die Arbeit versiebt, weil du dir Sorgen um deinen Vater gemacht hast. Aber das konnte ich ihm ja schlecht sagen. Also hab ich ihm was anderes erzählt. Etwas, das für ihn als Erklärung funktioniert hat.«
    Serenity fuhr sich mit den Händen übers Gesicht, unschlüssig, ob sie ihn zum Teufel wünschen oder ob sie sich freuen sollte. Auf so was musste man erst mal kommen!
    »Na ja«, sagte sie schließlich. »Ist zwar reichlich bizarr, miteinander Schluss zu machen, ehe man sich das erste Mal begegnet, aber … Ach, keine Ahnung.« Sie musterte ihn. »Danke.«
    Christopher lehnte sich zurück. »Es gibt auch noch einen unfairen Teil«, meinte er.
    »Einen unfairen Teil?«, echote Serenity.
    »Euer Mr Odgen benutzt GoogleDoc, um seine Klausuren vorzubereiten. Das heißt, alle seine Blätter mit den Prüfungsaufgaben liegen im Netz. Man braucht bloß sein Passwort zu knacken.«
    »Nein«, sagte Serenity.
    »Er hatte gestern die Aufgaben für dich schon fertig«, fuhr Christopher fort. »Ich hab sie ausgedruckt und dir mit der normalen Post geschickt.« Er zuckte mit den Achseln. »Bis du wieder zu Hause bist, kannst du dir also in Ruhe überlegen, ob du den Brief aufmachst oder zerreißt.«

 
    22 | In San Francisco kurvte Kyle eine Weile – ziellos, wie es schien – durch eines der Industrieviertel dort und hielt schließlich vor einer heruntergekommenen

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