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Kohärenz 01 - Black*Out

Titel: Kohärenz 01 - Black*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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auf.
    »Fragen?«, wunderte der sich. »Was denn?«
    »Egal. Irgendwas. Wie die Hauptstadt von Obervolta heißt, meinetwegen.«
    Dad hob erstaunt die Augenbrauen. »Okay. Wie heißt die Hauptstadt von Obervolta?«
    »Mann, das war natürlich nur ein Beispiel!«, rief Linus. »Obervolta heißt seit 1984 übrigens Burkina Faso, und die Hauptstadt ist Ouagadougou. Los, eine andere Frage!«
    »Ehrlich?«, entfuhr es Christopher. »Das ist ja ein komischer Name.«
    »Warte.« Dad stand auf und holte das Konversationslexikon aus dem Wohnzimmerregal. »Okay, stimmt.« Er schlug aufs Geratewohl eine Seite auf, blätterte weiter. »Also, hier … Wie groß ist die Landfläche von Schweden?«
    Linus holte tief Luft, starrte ein paar Sekunden lang ins Leere und sagte dann: »450.295 Quadratkilometer.«
    »Ich hab hier 449.964 Quadratkilometer stehen, aber okay, kann man gelten lassen.«
    »Weiter!«
    Dad schlug das Lexikon an einer anderen Stelle auf. »Ich frag mich wirklich, was mit dir los ist … Also, okay: Wie hieß der … hmm, sagen wir, der fünfzehnte Präsident der USA?«
    Wieder Luftholen, wieder der Blick ins Leere, der diesmal ein wenig länger dauerte. »James Buchanan. Regierte von 1857 bis 1861.«
    »Okay.« Dad klappte das Lexikon zu. »Du siehst mich beeindruckt. Was ist passiert?«
    Linus sah ihn lauernd an. »Hast du es noch nicht kapiert?«
    »Was?«, versetzte Dad ärgerlich. »Was soll ich kapiert haben?«
    »Na, was mit mir los ist!« Linus grinste. »Also, dir wird klar sein, dass ich den Urlaub nicht dazu benutzt habe, ein Lexikon auswendig zu lernen!«
    Dad musterte ihn misstrauisch. »Es sieht allerdings ganz so aus, als hättest du.«
    Linus tippte sich an den Schädel. »Mann, verstehst du nicht? Ich hab es getan! Oder besser gesagt, tun lassen. Stephen Connery ist schließlich nicht der einzige Neurochirurg auf der Welt.«
    Jetzt fiel ihnen beiden die Kinnlade herab, Christopher genauso wie seinem Vater.
    »Die Schnittstelle!«, rief Dad aus. »Ist nicht wahr! Du hast dir ein verdammtes Telefon einpflanzen lassen?«
    »Hier, schau.« Linus wandte sich zur Seite, hob seine zu einer ansehnlichen Mähne gewachsenen Haare beiseite. Darunter war ein handtellergroßer Bereich frei rasiert worden, von dem eine nur noch schwach sichtbare Narbe zum Schädelansatz und den Hals hinablief. »War gar keine so große Affäre, wie ich gedacht hatte. Eine dreistündige OP, vier Tage danach war ich schon wieder draußen.« Er tippte sich an die rechte Schulter. »Das eigentliche Gerät sitzt hier. Und es ist kein Telefon, es ist ein UMTS-Modul.«
    »Ein UMTS-Modul?«
    »Genau. Das heißt, ich hab direkte Anbindung ans Internet, jederzeit und überall. Ein Gedanke, und ich bin in Google, in Wikipedia oder sonst wo.«
    »Du hast unsere Unterlagen mit nach Amerika genommen!«
    »Reg dich ab. Ich war bei dem ganzen Projekt dabei, wie du dich erinnern wirst. Ich brauchte nur meinen Kopf mitzunehmen.«
    In Dads Gesicht arbeitete es. »Aber wie siehst du überhaupt, was die jeweilige Webseite anzeigt? Wir haben den visuellen Code doch noch gar nicht entschlüsselt!«
    »Ich sehe es auch nicht. Ich höre es. Ich verwende dieselbe Software, mit der Blinde im Internet surfen. Ziemlich ausgefeilt, erkennt fast allen unnötigen Text, Werbung und lässt das weg, sucht auf Zuruf und so weiter.«
    »Aber du hast vorhin immer nur ein paar Sekunden gebraucht. Sich einen Wikipedia-Artikel vorlesen zu lassen, dauert doch bestimmt viel länger.«
    Linus grinste triumphierend. »Siehst du? Das ist eben der Trainingseffekt, den ich meinte. Ich hab die Geschwindigkeit Schritt für Schritt hochgesetzt, jeden Tag ein bisschen. Und ich hab gerade erst angefangen zu üben, vor kaum mehr als zwei Wochen. Ich sag dir, ein Ende der Möglichkeiten ist überhaupt noch nicht abzusehen!«
    »Okay.« Dad sank erledigt gegen die Sessellehne. »Und wie soll das nun weitergehen? Du denkst hoffentlich nicht, die geben dir deswegen jetzt den Nobelpreis? Womöglich ungeteilt?«
    Linus lächelte mitleidig. »Den Nobelpreis? Wer zum Teufel braucht den Nobelpreis?« Er schüttelte den Kopf. »Ich melde mich für Who Wants to Be a Millionaire an und räum den Hauptpreis ab. Ist doch viel einfacher so!«

 
    31 | »Und genau das hat er gemacht«, erzählte Christopher. »Die Fernsehleute waren begeistert, weil er so ein ungewöhnlicher Typ war mit all seinen Piercings; er machte sich gut auf dem Fernsehschirm. Und er sah nicht gerade aus wie jemand, der es

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