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Kohärenz 01 - Black*Out

Titel: Kohärenz 01 - Black*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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ausgegangen.«
    »Ja. Als ich mit meinem Vater darüber sprach, meinte er, das würde wahrscheinlich ich sein, weil ich noch so jung sei. Aber Linus war der Überzeugung, dass im Falle eines Falles er übergangen würde, weil das, was er zum Projekt beitrug, Arbeiten waren, die im Grunde jeder hätte verrichten können. Man konnte zusehen, wie das an ihm nagte. Und wie er mehr und mehr das Interesse an dem Ganzen verlor.«
    »Verständlich«, meinte Serenity.
    »Du hättest die Schublade vielleicht besser zugelassen«, fügte Kyle hinzu.
    Christopher ging in Gedanken die Abfolge der Ereignisse durch. Welche Handlung, welche Entscheidung hatte wozu geführt? Wäre alles anders gekommen, wenn er nicht so neugierig gewesen wäre?
    Nein, sagte er sich. Das, was entstanden war, wäre früher oder später auf jeden Fall entstanden. Nur eben auf andere Weise. An einem anderen Ort. Der einzige Unterschied wäre gewesen, dass er nichts damit zu tun gehabt hätte.
    »Wie auch immer«, sagte er, »jedenfalls grübelte Linus ein paar Wochen lang vor sich hin. Wir machten uns Sorgen um ihn, redeten ihm zu. Eines Tages meinte er, mit dem, was wir bisher herausgefunden hätten, ließe sich zumindest eine direkte Verbindung zwischen einem Gehirn und einem Mobiltelefon herstellen. So, dass man eine Nummer nur zu denken brauche, um sie zu wählen.«
    Kyle verzog angewidert das Gesicht. »Das ist krank.«
    »Der entscheidende Punkt war«, fuhr Christopher fort, »dass Linus sich als Versuchsperson zur Verfügung stellen wollte.«

 
    30 | Es war, als wäre es gestern gewesen. Christopher sah Dad und Linus vor sich, wie sie einander im Labor gegenüberstanden, zwischen den Tischen mit den Versuchsaufbauten und den Schreibtischen, auf denen die Computer standen.
    »Der Nobelpreis – ist das der Grund?«, blaffte Dad.
    »Und wenn?«, blaffte Linus zurück. »Was wäre dagegen zu sagen?«
    »Dass das ein völlig bescheuerter Grund ist, so etwas zu riskieren. Du weißt doch überhaupt nicht, wem die in Stockholm den Preis zuerkennen. Das weißt du nie! Er könnte an jemand ganz anderes gehen, für eine ganz andere Entdeckung.«
    Linus reckte den Kopf vor, wie er es immer tat, wenn er wütend war. »Warum sollten wir ihn nicht kriegen? Hmm? Wir sind vielleicht noch nicht da, wo Dr. Connery hinwill, aber wir sind weiter als alle anderen. Wir müssen nur mal was draus machen! Etwas, das man vorzeigen kann!«
    »Es ist ein unvertretbares Risiko«, beharrte Dad.
    »Risiko gehört nun mal dazu, um etwas zu erreichen.« Linus’ Stimme wurde leise, was bei ihm nichts Gutes zu heißen hatte. »Und ich weiß ja nicht, wie es bei euch so aussieht, aber der Nobelpreis ist mit fast einer Million Pfund dotiert. Geteilt durch drei wären das über dreihunderttausend pro Nase. Ich jedenfalls könnte das Geld gut brauchen!«
    Dad verschränkte die Arme, sein Gesicht wurde abweisend. »Was nützt dir Geld, wenn du dir dafür deinen Körper ruiniert hast?«
    Worauf Linus seinen Pullover auszog, sein Hemd, sein Unterhemd, bis er mit nacktem Oberkörper dastand. Er wies auf seine Tätowierungen, seine Piercings und meinte: »Mein Körper gehört mir. Mit dem kann ich machen, was ich will. Und das mach ich auch, wie du siehst.«
    Später an dem Tag sprachen sie mit Dr. Connery darüber. Inzwischen hatten sich die Gemüter wieder beruhigt, und Linus argumentierte sehr bestimmt und sehr sachlich.
    »Ich habe mir die Unterlagen genau angesehen. Wir können es realisieren. Ohne Weiteres sogar. In einer ersten Stufe würde man zuerst die Ziffern der Telefonnummer denken und anschließend den Befehl, sie zu wählen. Sobald das funktioniert, könnte man weitergehen. Es würde genügen, an jemanden zu denken und sich zu wünschen, mit ihm zu sprechen – zack, und schon stünde die Verbindung!« Linus lachte. »Frauen würden das lieben, oder?«
    Jetzt lachten sie alle.
    »Der nächste Schritt – und stellt euch mal vor, was das hieße – wären stille Telefonate. Man ruft jemanden an, aber anstatt selber zu reden, denkt man nur, was man sagen will, und ein Sprachsynthesizer setzt das in Schallsignale um.«
    »Science-Fiction«, warf Dad mit gedämpfter Missbilligung ein.
    Linus schüttelte den Kopf. »Technisch absolut machbar. Und ein Segen für Schlaganfallpatienten, Taubstumme, für Leute, die ihren Kehlkopf verloren haben … Außerdem: Was wir in unserem Projekt überhaupt noch nicht ausgelotet haben, ist die Fähigkeit des menschlichen Gehirns, sich

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