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Kohärenz 01 - Black*Out

Titel: Kohärenz 01 - Black*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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so weiter. Kategorie UFO gesichtet und Elvis lebt. Am Schluss war es einfach ein Kuriositätenkabinett, bei dem sich alle nur gruselten und keiner mehr wusste, worum es eigentlich am Anfang gegangen war.«
    »Und Linus? Musste er seinen Gewinn zurückzahlen?«, fragte Serenity.
    Linus.
    Nein, er hatte seinen Gewinn nicht zurückgezahlt. Ganz im Gegenteil.
    Christopher erinnerte sich, wie Linus noch einmal ins Labor gekommen war nach all dem Trubel. Sie waren gerade dabei gewesen, die Internetseiten der Kalifornier zu studieren und sich davon zu überzeugen, dass die nach einem ganz anderen Prinzip arbeiteten, einem, das sie längst wieder verworfen hatten. »Wir sind viel weiter«, erklärte Dr. Connery gerade, als Linus zur Tür hereinkam. Der Programmierer erwiderte: »Das nützt euch nichts, wenn ihr nichts daraus macht.«
    Sie seien zu theoretisch orientiert, meinte er. Man müsse die Möglichkeiten ausprobieren, anstatt nur darüber nachzudenken. »Ihr steht vor dem Schwimmbecken und fragt euch, wie es sich wohl anfühlt, nass zu werden – ich dagegen springe einfach hinein! Ich weiß es!«
    »Das ist nicht die wissenschaftliche Methode, Linus«, hielt ihm Dr. Connery vor. »Das ist pure Abenteuerei.«
    »Wissen Sie, was? Ich pfeif auf Ihre wissenschaftliche Methode«, lachte Linus. »Sie begreifen nicht, Doktor. Schauen Sie mich an. Ich habe jederzeit und überall jede beliebige Zahl, jede beliebige Information verfügbar – ein Gedanke an Wikipedia oder Britannica Online genügt. Ich finde mich auf der ganzen Welt zurecht – ich brauche nur an Google Maps zu denken. Ich kann mir alles merken – ich schreibe es einfach in ein Dokument bei GoogleDoc oder sonst einem Online-Office. Ich kann von meinem Kopf aus E-Mails empfangen oder verschicken, per Internet telefonieren, Hotelzimmer buchen, Fahrpläne abfragen, Musik hören, Spiele spielen … Und das ist alles erst der Anfang. Das ist nur das erste Upgrade. Ein primitiver Prototyp dessen, was noch kommen wird.« Er schüttelte mitleidig den Kopf. »Den Upgradern gehört die Zukunft. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.«
    Damit ging er – und verschwand spurlos. Das Verfahren, das die Produktionsgesellschaft gegen ihn angestrengt hatte, musste auf unbestimmte Zeit vertagt werden, weil der Angeklagte nicht auffindbar war.
    Das Geld hatte er natürlich mitgenommen.
    »Und unsere ganzen Unterlagen zweifellos auch«, erklärte Dr. Connery in einer Besprechung am darauffolgenden Tag. »Wie er ja selber gesagt hat, braucht er nur seinen Kopf dazu. Und dieses verdammte Interface.«
    Es war spät am Abend. Jenseits der großen Fensterscheiben des Büros lag Mondlicht auf dem Park, der das Institut umgab. Die Pflanzen um sie herum warfen bizarre Schatten.
    »Es war ein Fehler, dieses Projekt zu beginnen«, bekannte Dr. Connery. »Wobei ich niemanden beschuldigen kann außer mich selber. Es war mein Ehrgeiz, der mich hat blind werden lassen für die Konsequenzen. Ich wollte Leuten helfen, die durch Unfälle oder Krankheiten benachteiligt sind – und was habe ich stattdessen getan? Ich habe mitgeholfen, technisch aufgerüstete Wesen zu erschaffen, neben denen normale Menschen womöglich eines Tages nur noch Bürger zweiter Klasse sein werden. Die Upgrader werden einen Standard vorgeben, den niemand mehr erfüllen kann, der so ist, wie Gott und die Natur ihn geschaffen hat.« Er faltete die Hände, ein Ausdruck des Grauens im Gesicht. »Das Projekt ist hiermit beendet.« Er wandte sich an Christophers Vater. »Sie können noch persönliche Dinge aus dem Labor mitnehmen, wenn Sie wollen. Aber die Daten, Programme und Unterlagen werde ich unverzüglich vernichten lassen.«
    So endete es. Am nächsten Tag wurde das Labor geräumt, die Geräte und Möbel abtransportiert, die Wände frisch gestrichen. Ein Unternehmen, das auf die sichere Vernichtung von Daten spezialisiert war, kam und schredderte sämtliche Ordner, Listings, Ausdrucke und Pläne, zerstörte alle Datenträger.
    Als Christopher und sein Vater in Dr. Connerys Büro gingen, um sich von ihm zu verabschieden, waren die Pflanzen daraus verschwunden. Die Bücherregale sahen noch unberührt aus, aber die Kisten, in die man sie verpacken würde, standen schon bereit. Hinter dem Schreibtisch saß eine schlanke, grauhaarige Frau, damit beschäftigt, irgendwelche Unterlagen zu sichten.
    Dr. Stephen Connery, erklärte sie ihnen, sei nicht mehr da. Er habe gekündigt, und ihres Wissens habe er das Land

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