Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kohärenz 01 - Black*Out

Titel: Kohärenz 01 - Black*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
weit schaffen wird – sie haben wahrscheinlich gedacht, sie kriegen viel Spaß für wenig Geld.«
    »Aber er hat es geschafft?«, fragte Serenity. »Die Million abgeräumt?«
    »Er hat eine tolle Show draus gemacht. Wir haben die Sendung natürlich gesehen. Linus hat keine Sekunde lang gewirkt wie einer, der alles weiß – so jemand würde gar nicht durchs Casting kommen, schätze ich. Er hat gezögert, geschwankt, gegrübelt, seine diversen Joker eingesetzt… Um Zeit zu gewinnen wahrscheinlich, weil manche Fragen knifflig zu beantworten waren, selbst wenn man das Internet im Kopf hat.« Christopher musste an das verdutzte Gesicht des Moderators denken, als sein schräger Kandidat die Eine-Million-Pfund-Frage schließlich wie aus der Pistole geschossen beantwortete. So, als habe Linus keine Lust mehr auf weiteres Theater gehabt. »Am Schluss ist er grinsend rausmarschiert, den Scheck in der Hand.«
    »Cool«, sagte Serenity.
    »Ein paar Tage lang war er der Held der Nation«, fuhr Christopher fort. »Überall lauerten ihm Journalisten auf, wollten wissen, was er jetzt mit seinem Gewinn machen würde, und ein Sender bot ihm sogar an, eine Art Wissens-Show zu moderieren.« Er schob den Teller von sich, die Cornflakes waren ihm inzwischen zu weich geworden. »Dann kam eine Zeitung mit der Meldung raus, er habe getrickst. Offenbar hat ihn jemand aus Kalifornien verpetzt. Der Bericht drehte sich um eine Gruppe von Computerfreaks in Silicon Valley, die an einer Computer-Hirn-Anbindung bastelten. Und es gab ein Foto, auf dem man Linus aus dem Gebäude kommen sah, einen dicken Verband um den Kopf.«
    Kyle grinste. »So ein Pech aber auch.«
    »Die anderen Blätter machten sich darüber lustig. In der Times hieß es, wenn es einen Preis für die absurdeste Verschwörungstheorie gäbe, stünde der Gewinner damit fest. Aber – die Produktionsgesellschaft der Sendung verklagte Linus wegen Betruges und verlangte ihr Geld zurück.«
    In den darauffolgenden Wochen war das ein großes Thema in den Medien Großbritanniens gewesen. Auf allen Kanälen sah man Linus Meany, wie er in Begleitung eines Anwalts den umfangreichen Vertrag vorwies, den jeder Kandidat vor der Aufzeichnung der Sendung unterschreiben musste. Er erklärte, er habe keine der darin vereinbarten Regeln verletzt. Im Internet nach einer Information zu suchen, falle nicht unter das Verbot, sich helfen zu lassen – schließlich habe er es allein getan.
    Ein Brain-Computer-Interface zu besitzen, stritt er keinen Moment lang ab. Aufsehen erregte es, als Linus einem Journalisten, der ihm während einer Pressekonferenz eine umständliche Frage stellte, die Antwort in Form einer E-Mail direkt auf seinen Blackberry schickte.
    Linus nannte sein Implantat ein Upgrade und prophezeite, derartige Geräte würden in ein paar Jahrzehnten so selbstverständlich sein wie Zahnfüllungen. Ein Rockmusik-Magazin setzte sein Foto auf die Titelseite und schrieb: Der Upgrader – ist er unsere Zukunft?
    »Aber dann haben die Medien es versiebt«, erzählte Christopher weiter. »Im Fernsehen haben sie eine Runde greiser Mediziner diskutieren lassen, alle hoch angesehen, geadelt, mit Orden behängt und was weiß ich, aber kein einziger Neurologe darunter und natürlich erst recht kein Informatiker – und die kamen zu dem Schluss, dass so etwas überhaupt nicht funktionieren könne. In einer Show trat zur besten Sendezeit ein Zauberkünstler auf, der erklärte, wie der Trick mit der E-Mail an den Journalisten funktionierte …«
    »Und wie?«, wollte Serenity wissen.
    »Der Mann war überzeugt, dass Linus einen Helfer hinter der Bühne gehabt hatte, an einem Computer mit Internetanschluss. Und dass der diese E-Mail geschickt hatte. Er hat das auch vorgeführt, und damit galt Linus als entlarvt.« Christopher starrte auf seinen Löffel hinab, betrachtete sein verzerrtes Abbild, das sich darin spiegelte. »Sie wollten es einfach nicht wahrhaben. Anstatt zu diskutieren, was so eine Schnittstelle bedeuten könnte, haben sie alle möglichen anderen Typen in die Öffentlichkeit gezerrt, die irgendwas mit ihrem Körper angestellt hatten. Leute, die sich Teufelshörner unter die Kopfhaut einpflanzen oder die Zunge spalten lassen. Leute, die sich die Ohren zu Elfenohren zusammennähen. Einen Künstler, der sich ein künstliches Ohr in den linken Unterarm hat einpflanzen lassen. Eine Journalistin, die sich einen Magneten in die Fingerkuppe implantieren ließ, um Magnetfelder spüren zu können. Und

Weitere Kostenlose Bücher