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Kohärenz 01 - Black*Out

Titel: Kohärenz 01 - Black*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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wichtigen Behörden, Firmen, Banken und militärischen Kommandostellen, sahen aus wie ganz normale Leute, doch sie handelten als Einheit, so, als wären sie ein und dieselbe Person. Das war es, was man verstehen musste.
    Er hielt inne, starrte auf den moosbedeckten Felsen, auf dem er saß, zupfte ein paar der Pflanzen aus. Seltsam. Vor wenigen Wochen war er noch Teil der Kohärenz gewesen, hatte die Welt mit völliger Selbstverständlichkeit durch Tausende von Augen betrachtet, hatte Dinge gewusst, die er nie selber gewusst hatte … Doch wenn er jetzt versuchte, sich daran zu erinnern, wie es gewesen war, sich ganz genau zu erinnern, dann fiel ihm das schon schwer. Wie konnte man gleichzeitig durch Tausende von Augen sehen und trotzdem eine Straße entlanggehen, ohne gegen Häuserwände und Passanten zu rennen? Er wusste es nicht mehr. Er wusste nur noch, dass er es gekonnt hatte. Dass das gar kein Problem gewesen war.
    Und dass er damals nicht er selber gewesen war. Er war die Kohärenz gewesen, zumindest bis auf jenen winzigen Teil seiner selbst, den er hinter der Barriere hatte verbergen können. Jetzt, da er nur noch er selbst war, nur noch Christopher Kidd – jetzt verstand er nicht mehr, wie das gegangen war. Nicht mehr wirklich.
    Wie sollten es dann die anderen verstehen, die so etwas nie erlebt hatten?
    Er seufzte. Kein Wunder, dass sie auf die Idee kamen, gegen die Kohärenz zu kämpfen.
    Kein Wunder, dass sie nicht begriffen, wie aussichtslos das war.
    Die Kohärenz war nicht nur allgegenwärtig in den Körpern der Upgrader, die ihr angehörten – sie war auch unglaublich viel intelligenter als jeder normale Mensch. Sie verfolgte Hunderttausende von Gedanken gleichzeitig, kombinierte das Wissen, die Erfahrungen und die Wahrnehmungen all ihrer Mitglieder zu Plänen, Strategien und Maßnahmen.
    Egal, welchen schlauen Plan man sich ausdachte – man musste davon ausgehen, dass die Kohärenz damit rechnete. Egal, wie raffiniert man vorging, die Kohärenz würde wie ein genialer Schachspieler alle möglichen Züge und Aktionen vorhersehen und einkalkulieren.
    Und vereiteln, natürlich. Die Kohärenz war nicht nur unendlich viel intelligenter, sie war auch unendlich viel stärker.
    Unbesiegbar, mit einem Wort.
    Egal, was Jeremiah Jones glaubte: Sie hatten keine Chance.
    Nicht die mindeste.
    Christopher rieb sich die Stirn. Andererseits …
    … war da Serenity.
    Er hatte ihre Vorwürfe immer noch im Ohr. Sah immer noch ihre Tränen. Er seufzte wieder, ohne es zu merken. Nein, er wollte nicht, dass Serenity in der Kohärenz endete. Er wollte nicht, dass man ihren Kopf festzurrte, ihr den Injektor in die Nase schob und ihr einen Chip verpasste.
    Er konnte sie sehen, von hier oben aus. Sie saß neben dem Küchenzelt am Boden, neben einem anderen Mädchen mit langen schwarzen Haaren, und schnitt Gemüse. Die beiden unterhielten sich, lachten.
    Lachen würden sie auch nicht mehr, wenn sie erst einmal upgegradet waren.
    Eine Weile saß Christopher nur da und beobachtete das Treiben im Camp. Alle schienen schwer beschäftigt zu sein, auch wenn er nicht verstand, was genau sie da taten. Es sah aus, als sollte heute ein Fest oder so etwas stattfinden.
    War das die Reaktion, die sein Bericht ausgelöst hatte? Das Ende naht, also machen wir bis dahin Party?
    Mit einem Schlag war es wieder da, das Gefühl, das ihn schon sein ganzes Leben lang begleitete wie ein Schatten: Nicht zu verstehen, was in anderen Menschen eigentlich vorging. Es war, als bildeten alle anderen einen Club, in dem Spielregeln galten, die jeder kannte, nur er nicht. Er stand immer außerhalb, war stets derjenige, der die befremdeten, irritierten Blicke abbekam, diese Was-ist-denn-das-für-einer- Blicke.
    Hier war es auch wieder so. Die Leute um Jeremiah Jones herum kannten sich alle seit Jahren, waren eine verschworene Gemeinschaft – logisch, sonst hätten sie sich abgesetzt, als das FBI angefangen hatte, nach ihrem Anführer zu fahnden.
    Und er? Er war ihnen eben zugelaufen. War nützlich, weil er vereitelt hatte, dass die Polizei sie aufstöberte. Das war alles. Sie würden ihn so lange unter sich dulden, bis er eben nicht mehr nützlich war, und dann würden sie irgendeinen Vorwand finden, ihn fortzuschicken.
    Besser, er war von Anfang an darauf gefasst.
    Er hob das Gesicht zum Himmel, spürte feuchte Kühle auf seinen Wangen. Seine Augen brannten seltsam. Das strahlend blaue Firmament kam ihm vor wie blanker Hohn; warum senkten sich jetzt keine

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