Kohärenz 02 - Hide*Out
begann, darüber nachzudenken, wie weit man wohl den Herzschlag zweier Personen hören konnte, ging unten die Haustür auf, Leute kamen hereingestiefelt und man hörte Jack ebenso laut wie leutselig erklären:»… wie gesagt, er war mit meinem Cousin unterwegs, von daher wäre ich nie auf den Gedanken gekommen, dass er von der Polizei gesucht werden könnte. Sie haben auch nur kurz gehalten, um Guten Tag zu sagen, wie es sich gehört, und, na ja, Sie wissen ja, wie junge Leute so sind: Dauernd müssen sie ins Internet, nachgucken, was ihre zweihundert Freunde bei Facebook gerade machen und ob sie E-Mails haben. Na ja, warum auch nicht? Also hab ich gesagt, klar, nehmt meinen Rechner. Da denkt man doch nichts Böses.«
»Wo ist der Rechner?«, fragte die schnarrende Stimme eines Mannes, der es beim Sprechen nicht übertrieben eilig zu haben schien.
»Hier, bitte«, sagte Jack. »Er ist schon an, ich wollte grade meine eigenen Mails abrufen…« Schritte, die dem Flur nach hinten folgten. Es waren mindestens drei Männer, die mit Jack ins Haus gekommen waren.
Eine Weile hörte man sie drinnen im Büro rumoren. Die Tastatur klapperte, der Schreibtischsessel quietschte, ab und zu hustete jemand.
»Sind Sie wirklich sicher, dass das von meinem Rechner aus passiert ist?«, fragte Jack. »Ich hab mal gelesen, dass es Hacker gibt, die für solche Aktionen erst mal anderer Leute Rechner hijacken, um ihre Spuren zu verwischen…«
»Wir wissen, dass es der junge Kidd war«, kam in demselben schleppenden Tonfall die Erwiderung.
»Auch Hacker haben einen Modus Operandi. So etwas wie eine Handschrift, an der man sie erkennen kann. Und wenn Kidd hier war, dann hat er den Einbruch auch von hier aus begangen.« Pause, dann erklärte ein anderer, genauso träge: »Er hat alles gelöscht.«
Die FBI-Beamten klangen, als habe man sie aus einem wohlverdienten Sonntagsschlaf gerissen und als hätten sie absolut keine Lust zu alldem hier.
Das machte Hoffnung.
»Sie sagten, die beiden sind nach Norden weitergefahren?«
»Ja, genau«, log Jack mit bemerkenswerter Unverfrorenheit. »Soweit ich sie verstanden haben, wollten sie nach Kanada rüber. Ob ins dortige Blackfeet-Reservat oder woandershin, weiß ich allerdings nicht. Ich hab ihnen angeboten, hier zu übernachten, aber sie wollten weiter.«
Denkpause, dann erklärte einer der FBI-Beamten schwerfällig: »Wir müssen das Haus durchsuchen. Wenn Sie nichts dagegen haben.«
»Kein Problem. Ich kann Sie rumführen.«
George zuckte unmerklich neben ihm und in diesem Moment fiel es auch Christopher ein. Die Feldbetten! Und die Schlafsäcke! Da er seinen nicht mal benutzt hatte, war ihm der Gedanke gar nicht gekommen.
Und da hörten sie es auch schon. »Hier hat jemand übernachtet«, stellte die schnarrende Stimme fest.
»Das war einer meiner Saisonarbeiter«, erklärte Jack unbekümmert. »Zurzeit habe ich nur einen. Sie sehen ja, der andere Schlafsack ist unbenutzt.«
Cooler Typ, dieser Jack Rising Dawn.
Seine Erklärung schien die Beamten zufriedenzustellen; die schweren Schritte tapsten weiter. Man hörte, wie Schränke geöffnet, Möbel verrückt, Schubladen aufgezogen wurden.
Auf die Dauer bekam man von dieser Art zu atmen einen trockenen Mund. Christopher musste schlucken und hatte das Gefühl, damit ohrenbetäubenden Lärm zu veranstalten. Und was, wenn sie Suchhunde im Wagen hatten? Würden die sie wirklich nicht aufspüren, nur weil sie hoch oben in der Decke steckten?
Es schien sich endlos hinzuziehen, bis die FBI-Leute genug hatten und wieder gingen. Christopher hätte erwartet, dass sie etwas wegen des Computers sagten – dass sie ihn beschlagnahmten oder zumindest versiegelten, damit sie ihn später ins Labor bringen und genau untersuchen konnten –, aber es kam nichts dergleichen. Klar: Weil der Kohärenz egal war, was für Daten er gestohlen hatte. Sie wollte ihn nur kriegen. Darum ging es.
»Es kann sein, dass wir Sie noch mal befragen müssen«, erklärte der Mann mit der Schnarrstimme, als sich die Truppe wieder Richtung Ausgang bewegte. »Vielen Dank so weit jedenfalls für Ihre Kooperation.«
»Ach, man hilft doch gerne«, erwiderte Jack ölig.
Christopher reckte den Kopf, spähte durch den Schlitz nach unten, sah, wie die Männer zur Haustür hinausgingen. Sie trugen graue Uniformen mit breiten Schultergurten. An diesen Gurten trug jeder der Männer ein Gerät auf dem Rücken, das zu groß und breit war und eine zu dicke Antenne hatte, als dass
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