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Kohärenz 02 - Hide*Out

Kohärenz 02 - Hide*Out

Titel: Kohärenz 02 - Hide*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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sie das erste Mal das Camp gesucht hatten: über Mittelsmänner und geheime Zeichen, die nur deuten konnte, wer in den Code eingeweiht war.
    Niemand sagte etwas, während Kyle überlegte. »Ich denke, am besten halten wir uns heute noch so weit wie möglich im Schutz der Rocky Mountains«, entschied er schließlich. »Wir fahren auf kleinen Straßen hier nordwärts« – er deutete die Route mit vagen Handbewegungen an – »bis etwa hierher. Dort sollte sich ein funkfreies Tal finden lassen, wo wir übernachten können, und mit etwas Glück haben wir auch unterwegs manchmal Funklöcher.« Er sah Christopher an. »Was für ein Gefühl hast du? Wird es heute schwieriger oder leichter, den Chip im Griff zu behalten?«
    Christopher hob die Schultern. »Weiß ich nicht. Möglich, dass ich es heute besser kann als gestern. Gestern hat mich das alles ziemlich kalt erwischt. Aber das muss man sehen.«
    »Davon hängt viel ab«, erklärte Kyle. »Denn morgen« – er deutete eine geradezu gigantische Strecke an – »morgen müssen wir praktisch den ganzen Tag durch besiedeltes Gebiet fahren, mit vermutlich hervorragendem Mobilfunkempfang. Der Treffpunkt liegt wieder in einer weißen Zone, das weiß ich sicher, aber bis dahin…« Er tippte auf die Karte. »Zehn Stunden Fahrt. Wenn es gut läuft.«
    Christophers Augen wurden groß. »Puh«, sagte er.
    »Was meinst du? Schaffst du das?«
    »Keine Ahnung.«
    Serenity hielt es nicht mehr aus, dieses ständige Wenn und Aber. »Ach was«, meinte sie munter. »Das wird schon nicht so schlimm werden.«
    Christopher drehte den Kopf und bedachte sie mit einem düsteren Blick. »Doch«, prophezeite er. »Das wird schlimm. Dagegen war alles bisher noch gar nichts.«

39 | Auch Dr. Neal Lundkvist erwachte an diesem Morgen in seinem Auto. Benommen von der schlechten Luft, die sich im Inneren des Wagens angesammelt hatte, lag er erst einmal eine ganze Weile mit offenen Augen da, ohne zu begreifen, was eigentlich passiert war. Dann fiel es ihm bruchstückweise wieder ein. Der gespenstische Abend bei seiner Tochter und seinem Enkelsohn, die beide nun zur Kohärenz gehörten und ihr als Sprachrohr gedient hatten. Die Flucht aus dem Fenster. Die Irrfahrt durch die Nacht, bis er nicht mehr konnte und auf irgendeinem Feldweg hinter Büschen und Bäumen angehalten hatte. Die Ängste vor wilden Tieren und, schlimmer noch, aggressiven Menschen, die ihn beflügelt hatten, seinen Schlafsack in Windeseile aus dem Kofferraum zu holen und sich anschließend wieder einzuschließen, den schweren Wagenheberschlüssel griffbereit an der Seite, falls sich jemand von verriegelten Türen nicht abhalten ließ und die Scheiben einschlug.
    Nichts dergleichen war passiert. Im Licht des Tages waren ihm diese Ängste eher peinlich.
    Er schälte sich, am ganzen Körper verspannt, mühselig aus dem Schlafsack und musste anschließend erst einmal Atem holen, ehe er in seine Hosen und den Pullover schlüpfen konnte. Er war zu alt für solche Verrenkungen. Außerdem waren die Autos, die sie heutzutage bauten, auch nicht mehr so geräumig wie die in seiner Jugend; das kam erschwerend hinzu.
    Endlich war er so weit, hinausspähen zu können.
    Niemand zu sehen. Keine Tiere, keine Spuren von Tieren. Und keine Straße weit und breit. Er stand tatsächlich mitten im Wald, so tief, dass er sich fast Sorgen machen musste, wie er hier wieder herauskommen sollte. Zum Glück hatte es nicht geregnet. In dem Fall wäre der Boden nämlich zu Matsch geworden und die Reifen darin versunken.
    Er öffnete die Tür, sog begierig die frische Luft ein und fühlte sich gleich besser. Er hatte mit der Kohärenz gesprochen. Irrsinn, wenn man darüber nachdachte. Irgendwie war es gewesen, als spreche man mit einer antiken Gottheit oder so etwas. Jedenfalls hatte man nicht das Gefühl, einem Menschen gegenüberzustehen, wirklich nicht. Es stimmte schon: Die Kohärenz war nach menschlichen Maßstäben nicht zu begreifen.
    Er ging zum Kofferraum, holte eine seiner Wasserflaschen heraus, goss sich etwas Wasser in die hohle Hand und wusch sich damit notdürftig das Gesicht. Die minimalste Form der Morgenwäsche, aber was wollte er machen? Sein Kinn kratzte. Vielleicht fand er unterwegs eine Raststätte, wo er sich rasieren konnte. Auf jeden Fall brauchte er einen Kaffee, bei der nächsten Gelegenheit. Frühstück konnte warten.
    Er räumte alles zurück, stellte die Sitze wieder aufrecht und steuerte das Auto schließlich behutsam aus dem Versteck

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