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Kohärenz 02 - Hide*Out

Kohärenz 02 - Hide*Out

Titel: Kohärenz 02 - Hide*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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dass immer was los sein musste, dass etwas nicht in Ordnung war, wenn man sich langweilte.
    Und dabei, fiel Serenity ein, galt sie bei ihren Mitschülerinnen als diejenige, die nur schwer auf Touren kam. Als diejenige, die bremste, die langsam war… Ein bisschen altmodisch halt.
    Und dann vergaß sie auch ihre Mitschüler, saß einfach nur da und genoss es, wie es war.
    Irgendwann hörte sie vom Zelt der Jungs Geräusche, die darauf schließen ließen, dass Christopher aufwachte. Serenity sah auf die Uhr. Halb vier.
    Sie stand langsam auf und ging zu ihm hinüber.
    »Ich fühle mich schrecklich«, brabbelte Christopher, als er es endlich geschafft hatte, zur Gänze aus dem Zelt zu kriechen. Er blieb auf dem Boden sitzen, sah sich blinzelnd um, hatte offensichtliche Probleme, sich ans Tageslicht zu gewöhnen. »Und mir fehlt irgendwie ein Stück Erinnerung.«
    »Du bist quasi umgekippt, als wir die funkfreie Zone erreicht hatten«, sagte sie. »Und davor hast du reichlich wirres Zeug geredet.«
    »Was für Zeug zum Beispiel?«
    »Du hast mich angestarrt, mit dem Finger auf mich gezeigt und immer wieder gesagt: ›Du bist es.‹«
    »Ah«, machte er. »So ein Zeug zum Beispiel.« Er blickte betreten zu Boden, schien nachzusehen, ob er die entsprechende Erinnerung doch noch irgendwo fand. »Aber was du bist, das hab ich nicht gesagt?«
    »Nein. Du hast irgendwas von Mustern in meinen Sommersprossen gesagt und dass… ähm, ich glaube, dass man mit manchen Menschen mehr verbunden ist als mit anderen und dass das alles äußerst rätselhaft ist… und so was in der Art. Und schließlich hast du angefangen, Deutsch zu sprechen, und davon habe ich natürlich kein Wort mehr verstanden.«
    Er seufzte, ohne aufzusehen. »Und wie bin ich in meinen Schlafsack gekommen?«
    »Als wir gehalten haben, bist du aufgewacht, hast erklärt, du seist gar nicht müde und wir sollten gemeinsam auf den Sonnenaufgang warten. Aber als George und Kyle das Zelt aufgestellt hatten, bist du ohne ein weiteres Wort reingekrochen und warst weg.«
    »Oh, Mann.« Er zog den Kopf ein. Das Ganze schien ihm entsetzlich peinlich zu sein. Er räusperte sich, sah sich um. »Wo sind die anderen?«
    »Einkaufen gefahren. Wir haben ja so gut wie nichts mehr.«
    »Verstehe.«
    »Hör mal«, sagte sie, »das muss dir nicht peinlich sein. Kyle hat dir irgendwelche Pillen gegeben. Die waren das. Und auch wenn Kyle Sanitäter ist und sich mit Medizin ein bisschen auskennt, fand ich es ehrlich gesagt ziemlich daneben, dich dieses Zeug schlucken zu lassen.«
    »Es hat mich wach gehalten. Besser so, als wenn die Kohärenz uns erwischt hätte.« Er sah hoch, sein Blick wurde mit einem Mal klar, als erinnere er sich plötzlich doch. Er betrachtete sie, als suche er jetzt nach diesem Muster in ihren Sommersprossen.
    »Was?«, wollte sie wissen und hoffte inständig, dass er sie jetzt nicht enttäuschen und womöglich einen blöden Witz über ihre Sommersprossen machen würde. Sie kannte sie alle, diese Witze, und sie hatte sie so satt.
    Doch dann sagte Christopher: »Es stimmt irgendwie. Es gibt tatsächlich Menschen, mit denen man mehr verbunden ist als mit anderen. Ich weiß nicht, warum das so ist. Es hat nichts damit zu tun, wie lange man jemanden kennt. Man kann jemanden treffen und sofort diese Verbindung haben… oder nach einer Weile. Bei anderen funktioniert es vielleicht nie.«
    Serenity starrte ihn an. Das war jetzt… nicht das, was sie erwartet hatte.
    Sie konnte nicht stehen bleiben und auf ihn herabsehen, sie musste sich setzen, musste auf Augenhöhe mit ihm sein. Das geschah ohne Überlegen, fast wie von selbst.
    Er sagte nichts, sah stattdessen zu Boden und begann, an irgendwelchen Grashalmen herumzuzupfen. Es war fast so wie damals an dem Nachmittag am Strand von Santa Cruz, als er plötzlich aufgetaucht war.
    »Okay«, sagte Serenity schließlich. »Und das heißt?«
    Womöglich, fiel ihr plötzlich ein, war das eine besonders umständliche Weise, auf die Christopher ihr beizubringen versuchte, dass er sich in Madonna verliebt hatte? Schließlich hatte sie die Blicke gesehen, die er ihr zuwarf.
    Und wenn schon. Dachte er etwa, das würde ihr etwas ausmachen?
    Christopher warf einen abgerissenen Grashalm fort. »Also, was ich dir eigentlich sagen wollte…«, begann er und hielt wieder inne, suchte nach Worten.
    Das Problem war, dass es ihr tatsächlich was ausmachte. Verdammt.
    Christopher ließ die Schultern sinken wie zum Zeichen dafür, dass er die

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