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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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paar Meilen.«
    Ping. Die Antwort kam. Weitere sechzehn hexadezimale Zahlenpaare, darunter: Das war knifflig! Nur gut, dass ich nie Daten lösche.
    »Okay«, sagte Christopher. »Hat sich erledigt.«
    Kyle beugte sich herüber. »Was hat das zu bedeuten? Mit wem chattest du da?«
    »Offenbar tatsächlich mit dem PentaByte-Man.« Das Penta stolperte ihm regelrecht im Mund. Er ärgerte sich immer noch, dass ihm dieser Lapsus in all den Jahren nie aufgefallen war. »Ich hab ihm die ersten sechzehn Byte des Virus geschickt, über den er auf mich aufmerksam geworden ist. Als Ausweis, sozusagen. Und er hat mit weiteren sechzehn Byte davon geantwortet.«
    Kyle räusperte sich. »So was weißt du natürlich auswendig. Den hexadezimalen Code eines Virus, den du vor ... wie vielen Jahren geschrieben hast? Acht?«
    »Neun«, erwiderte Christopher. Seltsame Frage. Über dem Virencode hatte er schließlich wochenlang gebrütet. Klar kannte er den in- und auswendig. Er tippte: Wie hast du mich identifiziert?
    Die Antwort des PentaByte-Man kam. So viele Leute gibt es nicht, die wissen, wo man mein Passwort-Cracker-Programm runterladen kann.
    Christopher schaute verblüfft den Balken an, der den Fortschritt des Downloads anzeigte. Er war gerade bei achtundneunzig Prozent angelangt.
    Das ist von dir?
    Freut mich, dass es dir gefällt, kam zurück. Ich frag auch gar nicht, was du damit vorhast. Erstens würdest du es mir ohnehin nicht verraten, und zweitens will ich nicht in noch mehr Sachen reingezogen werden. Ist ungesund.
    Kyle lehnte sich in seinem Sitz zurück, gähnte, dass seine Kiefer knackten. »Ich glaub, ich mach mal einen kleinen Abendspaziergang, wenn's dir nichts ausmacht«, erklärte er.
    »Okay«, meinte Christopher und tippte: Wieso? Was ist passiert?
    Kyle stieg aus und schlenderte dann, die Hände in den Hosentaschen, gemütlich davon.
    Ich glaube, die Kohärenz rächt sich, weil deine aufklärerische Mail an alle Welt über mein System gegangen ist, schrieb der PentaByte-Man. Und weil sie an die MBM nicht rankommt, hat sie dafür mein Haus in die Luft gejagt.
    Christopher musste schlucken. Dein Haus?
    Ich hatte dermaßen Glück – kaum zu fassen. Ein Dutzend Schutzengel, mindestens. Leider hatte die alte Mutter meiner Nachbarin keinen; die ist von einem herabfallenden Balken erschlagen worden. Die Explosion hat auch beide Nachbarhäuser so schwer beschädigt, dass man sie abreißen wird.
    Und jetzt? Was machst du jetzt?
    Jetzt bin ich auf der Flucht. Und supervorsichtig. Ich frage mich schon lange nicht mehr, bin ich paranoid? Ich frage mich: Bin ich paranoid GENUG? Deswegen muss ich jetzt auch gleich wieder Schluss machen und den Standort wechseln.
    Christopher tippte so schnell, wie er konnte. Sorry. Das wollte ich nicht.
    Schon O.K. Wenn du denen mithilfe meines Crackers eins reinwürgen kannst, tu's auch in meinem Namen.
    Noch etwas fiel Christopher ein. Was ist mit deinen Daten? Deinem Videoprojekt?
    Schlechtes Karma. Erst schließt Cybershelter den Laden, dann das... Ich hab kein Backup mehr, nur noch die Originaldaten. Jetzt darf echt nichts mehr passieren, schrieb der PentaByte-Man. Wünsch mir Glück!
    Christopher tippte Alles Gute!, aber noch bevor er das senden konnte, kam schon: PentaByte-Man logged out.
    Christopher löschte die beiden Worte wieder, dann starrte er eine Weile einfach zur Frontscheibe hinaus, hinaus in die schweigende Nacht. Diese Neuigkeit erschütterte ihn. Er hatte den PentaByte-Man nie getroffen, nie seine Stimme gehört, wusste nicht einmal, wo er lebte ... aber der Hacker war all die Jahre eine Art großer Bruder für ihn gewesen, ein Mentor, jemand, mit dem er immer reden konnte. Und nun hatte er dessen Leben zerstört ...
    In der Ferne leuchtete etwas auf, die Scheinwerfer eines Autos, das sich langsam näherte. Schatten huschten über Wände und Hausdächer. Christopher klappte seinen Laptop zu, duckte sich auf die Vorderbank und wartete, dass das Auto vorüberfuhr.
    Der Sitz müffelte. Der Geruch rief Erinnerungen wach, vor allem die Nacht, in der sie gefahren und gefahren waren, jene Nacht, die kein Ende hatte nehmen wollen. In Christophers Erinnerung hatte sie tausend Stunden gedauert. Irgendwann war er ziemlich abgedreht, und ab da erinnerte er sich nur noch undeutlich. Serenity war aufgewacht, hatte den Kopf nach vorn gestreckt, und Christopher hatte all die wunderbaren Sommersprossen betrachtet, die ihm so an ihr gefielen, hatte Muster darin erkannt ...
    Das war der

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