Kohärenz 03 - Time*Out
Haus. Die liefen natürlich alle durch, wie die meisten PCs heutzutage auch, und sie waren untereinander verbunden. Christopher verbrachte einige Zeit damit, die darauf laufenden Prozesse zu studieren, um sich darüber klar zu werden, was sie taten und welche davon der Überwachung des Netzes dienten. Dann machte er sich daran, Suchscripte zu schreiben und sie zu den Servern durchzuschleusen, um sie dort direkt ablaufen zu lassen. Außerdem mussten sie sich, sobald sie ihm ihre Ergebnisse übermittelt hatten, selber wieder löschen. Das war knifflig, aber nötig, denn natürlich konnte er nicht von seinem Laptop aus die Datenbestände des Weißen Hauses durchsuchen. Dazu hätte er sämtliche Daten über das Internet leiten müssen. Abgesehen davon, dass es viel zu lange gedauert hätte, wäre derlei unter Garantie aufgefallen.
Er fand eine Menge interessanter Dokumente, bloß die Information, die er suchte, war nicht dabei. Mist. Irgendjemand musste die Nummern der privilegierten Telefone doch verwalten! Wenn der Präsident am Morgen zu seiner Assistentin sagte: »Ach übrigens, ich werde die nächste Zeit öfters mit dem Botschafter von dem und dem Land telefonieren; sorgen Sie bitte dafür, dass ich ihn von meinem Mobiltelefon aus anrufen kann«, dann musste es jemanden geben, der das regelte.
Also hieß es weitersuchen. Christopher verlor sich in Listen, Filenamen und Shell-Befehlssyntax, wie er es schon so oft getan hatte, und vergaß alles um sich herum. Die Welt blieb stehen, die Zeit wurde bedeutungslos, die Umgebung versank ...
Bis plötzlich ein grünes Icon am unteren Rand seines Bildschirms zu Rot wechselte. Es machte nicht Zong!, aber es fühlte sich fast so an.
Christopher hob die Hände von der Tastatur, lehnte sich zurück, fixierte das rote Icon. Das durfte jetzt nicht wahr sein, oder?
Er wartete. Aber es tat sich nichts. Rot blieb rot. Er sah auf die Uhr. Halb zwei. Verdammt noch mal.
Schließlich drehte er sich um, rüttelte den selig schlafenden Kyle an der Schulter.
»Was denn ...« , knurrte der verschlafen und unwillig. Dann fiel ihm wieder ein, wo er war, und er setzte sich ruckartig auf. »Ja? Was gibt's?«
»Jemand hat den Router abgeschaltet«, sagte Christopher.
Kyle blinzelte, als müsse er sich ein Pfund Sand aus den Augen schütteln. »Den Router? Du meinst, den Internet-Anschluss? Über den du unterwegs warst?«
»Genau.«
»Shit. Wieso schaltet jemand seinen Router aus?«
Christopher zuckte mit den Schultern. »Warum gibt jemand seinem Router kein Passwort?«
Kyle kletterte nach vorn. »Da hast du auch wieder recht.« Er zog die Karte hervor. »Wir brauchen jedenfalls einen anderen Zugang.«
»Genau«, sagte Christopher.
Kyle knipste die Innenraumbeleuchtung an, studierte die Karte. »Ich hatte gehofft, du bist fertig und weckst mich deswegen«, meinte er dabei.
»Wär mir auch lieber gewesen.«
»Hast du denn schon was rausgefunden?«
Christopher überlegte kurz. »Dass die Operation des Präsidenten in Wirklichkeit nicht im Johns Hopkins Hospital stattfinden wird. Das ist nur das Ablenkungsmanöver für die Medien.«
Kyle sah verblüfft auf. »Ach, ja?«
»Die eigentliche Operation wird in der Cleveland-Klinik stattfinden.« Christopher tippte auf seinen Laptop. »Ich hab den Einsatzplan runtergeladen. In Baltimore wird ein Doppelgänger des Präsidenten ab und zu aus dem Fenster winken. In Cleveland hat man ein Stockwerk komplett abgeriegelt, angeblich, weil es renoviert werden muss. In Wirklichkeit wird dort der Präsident behandelt.«
»Raffiniert«, meinte Kyle. »Und gar nicht so dumm überlegt. Bloß peinlich, wenn so was durchsickert.«
»In dem Plan steht genau, wer alles eingeweiht ist. Ein paar Ärzte, eine Handvoll Krankenschwestern – insgesamt keine zwanzig Leute in beiden Krankenhäusern. Jeder von denen hat eine Stillschweigeverpflichtung unterschrieben. Den Rest machen Leute vom Secret Service.«
»Mmh.« Kyle tippte auf den Plan. »Hier. Im Stadtzentrum gibt es ein Café, das freies Wi-Fi anbietet. Allerdings steht nicht dabei, ob das auch um diese Uhrzeit funktioniert. Müssen wir ausprobieren.«
Wie sich herausstellte, schaltete der Betreiber des Cafés weder die Innenbeleuchtung noch die Wi-Fi-Router über Nacht ab. Kyle parkte in einer Seitenstraße direkt neben dem Café, von wo aus sie eine fantastische Verbindung hatten; besser als vorher.
»Okay«, meinte Kyle und kletterte wieder auf die Rückbank, »ich schau mal, ob ich in meinen
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