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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Moment gewesen, in dem er sich endgültig in sie verliebt hatte.
    Christopher fuhr mit einem Keuchen hoch. Dieser Gedanke schockte ihn geradezu. Vor allem, weil er so unvermittelt aufgetaucht war, sozusagen ganz von selbst. Das war ihm bislang nicht klar gewesen, aber ... aber er wusste, dass es stimmte. Er hatte sich in Serenity verliebt. Er hatte es nur verdrängt, weil er keine Ahnung hatte, wie er damit umgehen sollte.
    Und er wusste es weniger denn je.
    Er fuhr sich mit den Händen übers Gesicht, spürte den Impuls, aufzuspringen und davonzurennen, hinaus in die Nacht, und drauf geschissen, was andere von ihm denken würden. Es war verrückt. Völlig bekloppt. Serenity war ein schönes Mädchen, und er war ein komischer Kauz – absolut nicht die Paarung für einen Hollywood-Film. Lächerlich, wenn er sich auch nur die mindesten Hoffnungen machte.
    Christopher legte die Finger zurück auf die Tastatur, versuchte, sich auf sein Vorhaben zu konzentrieren. Das Weiße Haus. Darum ging es. Einen Rechner in dem Netzwerk dort zu finden, der um diese Uhrzeit noch lief und nicht ganz so gut geschützt war, wie er es hätte sein sollen.
    Seine Finger fühlten sich seltsam an.
    Zittrig.
    Es tat einfach weh. Und er wusste nicht, was er tun sollte.
    Hier saß er, allein in einem Auto, allein auf einer Straße in einem unbekannten Ort in einer der verlassensten Gegenden Amerikas. Kyle war nirgendwo zu sehen; es war, als sei er spurlos verschwunden und würde nie wiederkehren. Es war immer wieder dasselbe. Christopher war allein, und dabei wäre er es so gerne nicht gewesen. Es war ein Wunsch, der ihm schwer auf der Brust lastete und die Augen brennen ließ, ohne dass es etwas half.
    Die Kohärenz. Vielleicht war sie gar nicht das Problem. Vielleicht war sie die Lösung. Wenn er ihr nachgab, in ihr aufging, würde dieser Schmerz ein Ende haben. Weil Christopher Kidd einfach verschwinden würde und alle unerfüllbaren Wünsche mit ihm.
    Er betastete mit seinen Gedanken die Schnittstellen zu seinen beiden Chips. Was, wenn er nur einen davon aktivierte? Würde ihn die Kohärenz dann immer noch abweisen?

40

    Ein Geräusch ließ ihn erschrocken herumfahren. Es war Kyle, der unvermittelt die hintere Tür auf der Fahrerseite geöffnet hatte und nun in der Kiste mit dem Proviant herumwühlte. »Na? Geht's voran?«, fragte er, ohne ihn anzusehen.
    Christopher räusperte sich. »Du hast mich ganz schön erschreckt.«
    »Sorry. Bin wohl aus dem toten Winkel gekommen.« Kyle sah hoch. »Magst du auch ein Sandwich? Eine Cola?«
    »Ja«, sagte Christopher. Gute Idee. Er merkte jetzt erst, wie hungrig er war.
    Kyle reichte ihm eine Dose und zwei Sandwiches, eingewickelt in Folie.
    »Alles klar bei dir?«, erkundigte er sich dabei. »Du siehst irgendwie blasser aus als sonst. Oder liegt das an der Straßenlaterne?«
    »Es liegt daran, dass ich seit Wochen in einer Höhle lebe«, erwiderte Christopher und wickelte das erste Sandwich aus.
    »Das wird's sein«, meinte Kyle friedlich und schwang sich auf den Rücksitz. »Ich bin einmal um den Block. Keine Menschenseele unterwegs außer mir, aber hier und da brennt noch Licht.« Er sah auf die Uhr. »Na ja. Halb zwölf. Das ist okay.«
    Ich hätte es nicht wirklich gemacht, sagte sich Christopher. Ich hätte den Chip nicht aktiviert. Das war nur so ein Gedanke.
    Sie kauten eine Weile schweigend. Kyle trank Wasser dazu, keine Cola.
    »Ich werd ein Nickerchen machen«, erklärte er. »Das dauert ja sicher noch bei dir, oder?«
    »Bestimmt«, erwiderte Christopher. Vor allem, weil er im Grunde noch nicht mal richtig mit der Arbeit angefangen hatte. Er installierte das Cracker-Programm, während er aß, damit er nachher zumindest gleich loslegen konnte.
    »Super, die Sandwiches, findest du nicht?«, fragte Kyle mit spürbarem Behagen.
    Christopher betrachtete das Sandwich in seiner Hand verblüfft. Ja, das stimmte. Er hatte einfach nur abgebissen und gekaut und war in Gedanken schon im Netz gewesen. Aber die Sandwiches boten tatsächlich genau die richtige Mischung aus knackigem Salat, saftigem Schinken, pikantem Käse und zitronig-frischer Mayonnaise. Es war ein regelrechter Genuss, sie zu essen.
    Wie blöd war das denn? Zu essen, ohne etwas zu schmecken? Auf die Weise merkte man nicht mal, ob man irgendeinen Fraß hinunterwürgte oder etwas richtig Gutes. Idiotisch. Aber das machte er oft, weil er immer in Gedanken woanders war.
    Letztlich war er deswegen so ein Freak. Weil er ständig denken

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