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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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hübschen Traum von vorhin zurückfinde ...«
    Zumindest hatte er kein Problem damit, in den Schlaf zurückzufinden. Er legte sich hin, zog sich seine dubiose Decke bis ans Kinn hoch und war gleich darauf wieder eingeschlafen.
    Christopher dagegen fiel es ziemlich schwer, in die Konzentration zurückzufinden, die für einen Hack nötig war. Einerseits, weil er müde war und die Unterbrechung lange genug gedauert hatte, um das zu spüren. Andererseits, weil ... Tja. Er saß da, starrte den Schirm an, dachte an das makellos ausgestattete Netz der Rechner im Weißen Haus und – hatte keine Lust mehr! Die Sucherei kam ihm auf einmal so unergiebig vor, so aussichtslos, so sinnlos ...
    Außerdem war da noch ein anderer Gedanke. Ein wichtiger Gedanke. Ein Gedanke, den er nicht zu fassen bekam, weil er sich irgendwo unterhalb seines Bewusstseins herumtrieb.
    Christopher legte die Finger auf die Tastatur, horchte in sich hinein. Es hatte etwas mit dem PentaByte-Man zu tun. Bloß was?
    Er versuchte, sich bildlich vorzustellen, wie mitten in einer Stadt wie Genf ein Haus explodierte. Die Detonation, die Rauchwolke, das Entsetzen auf der Straße. Verletzte Menschen. Feuerwehr, die Flammen löschte, Polizei, die alles absperrte. Fotografen, Blitzlichtgewitter. Spezialisten, die die Trümmer untersuchten. Die erste Vermutung: ein Leck in der Gasleitung. Dann würde man Rückstände von Sprengstoff feststellen, und spätestens ab dem Zeitpunkt war es ein Fall für die Kriminalpolizei ...
    Genf. Man konnte nicht an Genf denken, ohne dass einem das CERN einfiel, das europäische Kernforschungszentrum, das nicht weit davon lag. Das Internet in seiner heutigen Form war dort erfunden worden. Und die Teilchenbeschleuniger dort produzierten Unmengen an Daten: jeder Versuchslauf rund dreißig Gigabyte Messwerte pro Sekunde.
    Hatte der PentaByte-Man deswegen Genf als Wohnsitz gewählt? Weil der Datenstrom aus dem CERN, der von dort aus das Internet überflutete, eine nützliche Tarnung für seine eigenen Geschäfte war? Um von den Hochgeschwindigkeitsleitungen zu profitieren, die mit Rücksicht auf das CERN installiert worden waren?
    Christopher musste an die Datensammlungen des Penta-Byte-Man denken. Zweihundert Terabyte Videomaterial. Inzwischen sicher noch mehr; es war eine Weile her, dass sie zuletzt über sein Projekt diskutiert hatten. Wenn er davon zwei Backup-Sets ausgelagert gehabt hatte ...
    Hmm. Wie hatte sein Hoster geheißen? Cybershelter. Christopher suchte danach. Die Website gab es noch. Er las sich durch die FAQs und verstand, warum der PentaByte-Man diesen Hoster gewählt hatte: Der Backup-Provider bot ein Programm an, das die zu sichernden Daten auf dem Rechner des Anwenders verschlüsselte, ehe sie hochgeladen wurden. Den für die Verschlüsselung nötigen Key musste man selber erstellen: Auf diese Weise gelangte der Schlüssel nie auf die Server des Providers. Dieser konnte also nicht mal, wenn er gewollt hätte – oder von einem Geheimdienst dazu gezwungen worden wäre –, Einblick in die gespeicherten Daten nehmen.
    Das Angebot von Cybershelter war auf den Bedarf echter Profis ausgerichtet gewesen: nicht billig, nicht einfach anzuwenden, aber durchdacht und grundsolide.
    Woran war die Firma pleitegegangen? Christopher suchte nach Pressemeldungen, überflog die jüngsten davon. Von Schadenersatzklagen war die Rede. In einem Gerichtsverfahren war es darum gegangen, ob die Firma für verlorene Daten haftbar sei. Ja, hatte der Richter entschieden. Darauf hatte Cybershelter Konkurs anmelden müssen.
    Interessant war das Datum dieser Meldungen. Das war sogar hochinteressant. Christophers Finger zuckten los wie von selbst, suchten, was von der Firma Cybershelter, Inc., mit Sitz in Virginia übrig war. Gab es noch Server? Protokolldateien? Logs?
    Ja, gab es noch. Den aktuellsten Dateien zufolge hatte ein Konkursverwalter die Aufsicht über die Firma übernommen. Aber die Vermögenswerte interessierten Christopher nicht. Er suchte nach den Datenbanken, mit denen man die Backups verwaltet hatte. Die gab es auch noch.
    Je länger Christopher die Daten, die er darin vorfand, abglich, untereinander in Beziehung setzte und auswertete, desto mehr verdichtete sich das Gefühl, einer heißen Sache auf der Spur zu sein. Er ertappte sich dabei, wie er immer wieder die Luft anhielt. Wenn sein Verdacht nur halbwegs stimmte, war er auf etwas gestoßen, das ...
    Ja, das alles veränderte. Einfach alles.
    Wenn sein Verdacht stimmte. Wie

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