Kohärenz 03 - Time*Out
und wies auf den Laptop. »Kyle hat mir sofort nach eurer Rückkehr davon erzählt. So haben wir schon mit den Vorbereitungen beginnen können.«
Christopher sah die beiden verdutzt an. Irgendwie schien sein Gehirn noch zu schlafen, jedenfalls verstand er kein Wort. »Vorbereitungen? Was für Vorbereitungen?«
Jones hob verwundert die Augenbrauen. »Nun, die angebliche Herzoperation des Präsidenten beginnt heute in einer Woche. Wenn wir seine Übernahme verhindern wollen, ist Eile geboten.«
»Wenn wir – was?« Jetzt hatte Christopher endgültig das Gefühl, im falschen Film gelandet zu sein.
»Fünfzehnter Juli, elf Uhr: Präsident trifft mit weißem Lieferwagen ohne Aufschrift in der Cleveland-Klinik ein«, las Jones vom Computerbildschirm ab. Er sah auf. »Bis dahin sind es noch sechs Tage und zwanzig Stunden.«
Christopher drehte sich benommen um, starrte die Männer an, die hinter ihm an den Maschinen arbeiteten. Was bauten die da? Bomben?
»Was haben Sie vor?«, fragte er. »In das Krankenhaus eindringen und die Operation verhindern? Das ist nicht Ihr Ernst, oder?«
Das Kreischen eines Bohrers machte einen Moment lang jedes Gespräch unmöglich. Als der Krach vorbei war, sagte Jones: »In ein Krankenhaus einzudringen, das vom Secret Service abgeschirmt wird, wäre natürlich verrückt – wir kämen nicht mal durch die erste Tür. Aber glücklicherweise«, fuhr er mit einem Lächeln fort, »ist das für unsere Zwecke gar nicht nötig. Um zu verhindern, dass die Kohärenz den Präsidenten in Cleveland übernimmt, genügt es ja, das Mobilfunknetz rings um die Klinik zusammenbrechen zu lassen!«
»Das Mobilfunknetz?«, echote Christopher verdutzt.
»Das Netzwerk der Hide-Out-Leute erstaunt mich immer wieder«, sagte Jones. »Nick und Clive sind im Moment unterwegs. Wir bekommen von einem Kontaktmann die exakten Positionen aller Mobilfunkmasten in der Gegend, die Standorte aller Knotenrechner, die Listen der verwendeten Frequenzen und so weiter. Einfach alles.« Jones breitete die Hände aus. »Wir werden das System genau in dem Moment lahmlegen, in dem der Präsident in der Klinik eintrifft. Was wird geschehen? Die Upgrader werden ohnmächtig umfallen. Ich halte unseren Präsidenten für intelligent genug, daraus dann die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen.«
Falscher Film. Ganz entschieden. Oder Christopher schlief noch immer und träumte nur schlecht.
»Das wird nicht funktionieren«, erklärte er. »Die Kohärenz hat diese Möglichkeit längst in Betracht gezogen und sich dagegen abgesichert. Das ist auch für sie eine wichtige Operation. Das heißt, sie wird schlicht und einfach keine Fehler machen!«
Das Lächeln auf Jones' Gesicht gefror. Die Augenbrauen fürchten sich unwillig.
»Ich kann verstehen, dass du nach deinen Erfahrungen so denkst«, sagte Serenitys Vater schließlich. »Aber ich glaube, dass du die Kohärenz jetzt dämonisierst. Damit ist uns nicht gedient. Die Kohärenz mag mächtig sein, aber allmächtig ist sie nicht. Sie mag viel wissen, aber sie ist trotzdem nicht allwissend.« Er hob den Daumen. »Erstens war es totaler Zufall, dass wir damals von dem Verschwinden Brakemans gehört und uns unsere Gedanken gemacht haben. Sie kann nicht wissen, dass wir ahnen, was sie plant.« Er nahm den Zeigefinger hinzu. »Zweitens kann sie unmöglich wissen, dass wir von dem Täuschungsmanöver erfahren haben und sogar das Krankenhaus kennen, in dem der Präsident tatsächlich untergebracht werden soll.«
Christopher traute seinen Ohren kaum. Wie unlogisch gedacht war das denn?
»Mr Jones«, stieß er hervor, »die Kohärenz braucht überhaupt nicht über uns nachzudenken! Sie wird einfach alle nur möglichen Vorkehrungen treffen, damit dieses Projekt nicht schiefgeht. Sie wird Notfallsysteme bereitstellen. Sie wird alle kritischen Stellen überwachen lassen. Sie wird –«
»Genug!«, unterbrach ihn Jones, nun sichtlich verärgert. »Du hast uns viel geholfen, Christopher. Aber was die Kohärenz anbelangt, dichtest du ihr eine Unfehlbarkeit an, die sie nicht besitzt. Wir können darüber irgendwann ausführlicher diskutieren, doch im Moment muss ich dich bitten, uns zu entschuldigen – wir haben dringende Arbeit zu erledigen.«
Damit beugte er sich wieder hinab und richtete seinen Blick demonstrativ auf die Landkarten vor sich. Audienz beendet, sagte diese Geste.
Christopher hatte das Gefühl, vor einer Tür zu stehen, die dabei war, unwiderruflich ins Schloss zu fallen. »Was
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