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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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üblichen Overalls, sondern eine kurze Hose, aus der blasse Storchenbeine herausragten, dazu ein Hemd mit einem grauenhaften Blumenmuster. Die beiden kunstvoll geflochtenen Zöpfe seines Bartes hingen bis über die Gürtellinie herunter.
    Christopher holte unwillkürlich tief Luft. Gerade hatte er darüber nachgedacht, wo er Clive wohl finden würde, und nun stand er einfach da wie bestellt! Christopher hätte das, was zu tun war, gerne noch ein wenig vor sich hergeschoben. Aber nun gab es kein Entkommen. Nun musste er beweisen, dass er wirklich zu allem entschlossen war.
    Dylan stellte den Wagen ab. »Na, das hat doch wunderbar geklappt«, meinte er zufrieden. »Pünktlich zum Mittagessen zurück. Bin schon gespannt, was es gibt.«
    Christopher nickte nur geistesabwesend. »Ich, ähm ... muss noch etwas mit Clive besprechen«, sagte er. »Danke fürs Fahren – Alec«, fügte er hinzu.
    Dylan grinste und stieg aus. Den Autoschlüssel ließ er, wie es in Hide-Out üblich war, einfach stecken.
    »War mir ein Vergnügen – Steve«, erwiderte er. »Man sieht sich!«
    Damit ging er beschwingt davon in Richtung Treppe, die Melodie des letzten Musikstücks pfeifend, das sie im Radio gehört hatten.
    Christopher hängte sich die Tasche mit dem Laptop über die Schulter. Hier hinten in der Höhle war es angenehm kühl. Alles in ihm drängte danach, sich nach der Fahrt durch die pralle Sonne den Schweiß unter der Dusche abzuspülen. Stattdessen ging er zu Clive hinüber, der gerade den Stummel seiner Zigarette in dem Blechdöschen ausdrückte, das ihm als Aschenbecher diente. Die Hitze drückte durch das offene Tor herein, die warmen Winde brachten Staub und Sand heran, der sich in den Rillen absetzte, in denen das Tor lief.
    »Na?«, fragte Clive. »Hat alles geklappt?«
    »Ja«, sagte Christopher. »Ging ganz gut.«
    »Irre Hitze heute, was? Ein Tag, an dem man sich eigentlich an den Strand legen müsste.«
    »Möglich.« Christopher hatte noch nie verstanden, was Leute toll daran fanden, stundenlang am Strand zu liegen und sich von der Sonne braten zu lassen.
    Clive griff nach einem Besen, um die Schiene frei zu fegen.
    Die Uhr auf dem Bildschirm zeigte das nahe Ende der blinden Zeit an, das Tor würde demnächst geschlossen werden.
    »Mr Tucker?«, fragte Christopher.
    »Ja?«
    »Sie haben doch mal gesagt, ich hätte noch was gut bei Ihnen.«

48

    Kurz vor dem Abendessen tauchte Christopher endlich wieder auf. Serenity hatte ihn den ganzen Tag über nicht gesehen, hatte nur gehört, dass er unterwegs gewesen sei. Aber mittags, hieß es, sei er zurückgekommen.
    »Kann ich dich mal sprechen?«, fragte er halb laut.
    Serenity musterte ihn. Christoper wirkte irgendwie anders als sonst. »Ist etwas passiert?«
    »Nicht hier. Lass uns irgendwohin gehen, wo man nicht jedes Wort hundert Schritte weit hört.«
    Das war gar nicht so einfach. Tatsächlich hörte man, wenn man durch das Stollensystem ging, ständig irgendwo jemanden murmeln, kichern oder reden, vernahm Wortfetzen oder Schritte. Doch natürlich hatte Christopher sich rechtzeitig nach einem geeigneten Ort umgesehen. Serenity folgte ihm hinab in die Stollen der untersten Ebene, wo er sie in einen Raum zog, der so ziemlich das Gegenteil von romantisch war: klein, eng, staubig und voller Maschinen, die summten und knisterten und nach Elektrizität rochen. Eine trübe Leuchtstoffröhre zeigte Warnschilder für Hochspannung auf Schaltkästen und daumendicke Leitungen, die sich in alle Richtungen über die roh behauenen Wände schlängelten. Das Ganze gehörte offenbar zur Elektrizitätsversorgung von Hide-Out. Serenity meinte sogar, hinter einer Metallklappe den unterirdischen Fluss rauschen zu hören.
    Aber zweifellos würde niemand mitbekommen, was sie hier besprachen.
    »Okay«, sagte sie und seufzte. »Was gibt's?«
    »Ich werde Hide-Out verlassen«, erklärte Christopher. »Ich muss den PentaByte-Man suchen und herausfinden, was in seinen Daten versteckt ist, das die Kohärenz so fürchtet.«
    Serenity hatte das Gefühl, dass sich ihre Haare von all der Elektrizität um sie herum aufstellten. »Was?«
    »Und ich möchte«, fuhr Christopher fort, »dass du mitkommst.«
    Ihre Haare knisterten regelrecht. Oder bildete sie sich das nur ein? Was redete er da? Serenity hätte sich gerade gerne irgendwohin gesetzt, aber sie wollte hier drinnen lieber nichts berühren.
    »Christopher«, sagte sie, »wenn du den PentaByte-Man suchen willst, musst du nach Europa gehen. Wie

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