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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Reihe von knallgelben Plastikkäfigen kläfften sie ein paar Hunde an. Das Bellen klang schläfrig, und als Christopher die Gitterfronten passierte, sah er, dass die meisten der Tiere schliefen. Sie waren schwarz-weiß gefleckt, schlank und sahen irgendwie teuer aus. Vermutlich hatte man sie für den Transport sediert.
    Sie gelangten an eine Palette, auf der unter allerhand Kartons eine große Holzkiste verzurrt war, auf deren Front THIS SIDE UP und entsprechende Pfeile aufgesprüht waren, daneben ATTENTION! FRAGILE und die Umrisse eines Glases. Frachtpapiere steckten in einem transparenten Umschlag, der an die Vorderfront getackert war.
    Jean-Pierre öffnete zwei Riegel, worauf die Vorderfront aufschwang wie eine Tür. Die Kiste dahinter war leer bis auf eine dünne Matratze, Decken und eine Taschenlampe: ihr Versteck offenbar.
    Das hatte sich Christopher etwas anders vorgestellt.
    »Es ist bequemer, als es aussieht«, versicherte der Copilot.
    Er zeigte ihnen, wie die Riegel von innen bedient werden konnten. »Falls ihr unterwegs auf die Toilette müsst ...« , begann er, worauf Serenity begierig nickte. »Okay. Ihr könnt die Mannschaftstoilette benutzen. Die ist vorne, gleich neben der Tür, durch die ihr reingekommen seid. Sie wird nur verwendet, wenn wir Personal befördern; wir Piloten haben hinter dem Cockpit eine eigene. Eines ist wichtig: Falls ihr die Toilette benutzt, macht kein Licht an und betätigt die Spülung nicht. Beides wird nämlich im Cockpit angezeigt, und das würde mein Kollege merken.«
    »Aber –«, begann Serenity.
    »Ich muss während des Flugs mehrere Kontrollgänge machen«, fuhr Jean-Pierre eilig fort. »Wegen der Hunde. Lebende Fracht; da ist das Vorschrift. Bei der Gelegenheit schau ich nach dem Rechten.«
    Serenity nickte. »Okay.« Es schien ihr trotzdem nicht zu gefallen.
    Was Christopher gut verstand. Er fühlte sich gerade auch eher unwohl.
    »Nach der Landung bleibt ihr in der Kiste, bis ich euch hole. Klar? Das kann eine Weile dauern. Manchmal herrscht am Flughafen Hochbetrieb. Dann wird erst die Terminpost ausgeladen und alles andere später.«
    »Alles klar«, sagte Christopher, bemüht, so zu klingen, als sei alles bestens.
    »Okay, dann rein mit euch. Guten Flug.«

52

    Es war stockfinster in der Kiste. Man sah nichts, absolut nichts, nicht mal Umrisse von irgendetwas. Serenity hörte Christopher atmen, spürte, dass er da war. Aber mehr nicht. Sie betastete die Unterlage, auf der sie saßen. Das Ding hatte ausgesehen wie eine Matratze, fühlte sich aber härter an, eher wie ein Sitzpolster aus einem Bus.
    »Bist du wirklich sicher, dass das alles in Ordnung geht?«, flüsterte sie.
    Christopher räusperte sich. »Bis jetzt läuft alles mehr oder weniger so, wie Clive es mir erklärt hat.«
    Sie hob die Hand, berührte die Decke der Holzkiste. Wenn sie eine Handbreit größer gewesen wäre, hätte sie nicht mehr sitzen können. Es roch nach Schweiß und Zigarettenrauch.
    Sie waren definitiv nicht die Ersten, die in dieser Kiste reisten. »Ich mach mir Sorgen, dass wir nicht genug Luft kriegen.«
    »Hier drüben ist ein Luftloch«, erklärte Christopher. »Zwei sogar.«
    »Probier doch mal, ob man die Kiste wirklich von innen öffnen kann.«
    »Okay.«
    Sie hörte Christopher umhertasten, hörte ein metallisches Schaben, dann ging die Taschenlampe an. Die Batterien waren nicht mehr ganz frisch, das Licht nur trüb gelb. Christopher fummelte an den Verschlüssen, gleich darauf klappte die Front ein Stück auf. »Siehst du?«, meinte er. »Geht problemlos.«
    »Gut«, sagte Serenity. Sie zögerte. »Es geht alles so problemlos. Das ist irgendwie ... Ich weiß auch nicht.«
    »Wie in den Filmen«, meinte Christopher. »Wenn da alles glattgeht, kommt es nachher umso schlimmer.«
    »Ja, genau.«
    »Zum Glück sind wir nicht in einem Film.« Er räusperte sich. »Ich hab den Eindruck, Clive und die Hide-Out-Leute haben einfach ziemlich viel Erfahrung, wie man so etwas organisiert.«
    »Meinst du?« Das klang gut. Und irgendwie hätten sie es doch auch verdient gehabt, dass mal etwas funktionierte, oder?
    »Ja«, sagte Christopher und knipste die Lampe wieder aus. »Auf jeden Fall habe ich beschlossen, mir keine Sorgen wegen der Reise zu machen.«
    »Gute Idee.«
    Serenity starre in die Dunkelheit und dachte darüber nach, wie Christophers Gesicht im Schein der Taschenlampe ausgesehen hatte. Er hatte älter gewirkt, so, wie er vielleicht in zehn Jahren mal aussehen würde. Der

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