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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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änderte, anhielt, wieder weiterfuhr ... Es nahm gar kein Ende. Wie groß war dieser Flughafen eigentlich?
    Doch dann, endlich, heulten die Triebwerke auf, gaben Vollschub. Einen Moment schien das restliche Flugzeug wie verblüfft, dann gab es den wirkenden Kräften nach, rollte los, schneller als vorher, viel schneller, rasend schnell, sodass alles ringsum zitterte und bebte. Und plötzlich eine kippende Bewegung, das Rumpeln tief unter ihnen hörte auf, und man spürte, dass es in die Höhe ging. Sie waren in der Luft.
    Gleich darauf wurden die Fahrwerke mit geräuschvollem Surren und Klacken eingefahren. Es tat Schläge, als sich die Klappen darüber schlossen, und man meinte zu spüren, wie es dem Flugzeug ohne diesen Widerstand leichter fiel, in die Luft zu steigen.
    Serenity war beim Start dichter an ihn herangerückt; Christopher spürte die Wärme ihres Körpers neben dem seinen. Es war eine Situation, in der es sich natürlich angefühlt hätte, einfach seinen Arm um sie zu legen, aber vielleicht würde sie das missverstehen? Er ließ es lieber.
    Das war ein Aspekt dieses Unternehmens, den er überhaupt nicht bedacht und für den er sich keinen Plan zurechtgelegt hatte: Dadurch, dass er Serenity mitgenommen hatte, würde er zum ersten Mal im Leben längere Zeit mit einem Mädchen allein sein! Zumal mit einem Mädchen, das ihm gefiel, was die Sache nicht einfacher machte. Er hatte nicht den Hauch einer Ahnung, wie man sich in so einer Situation verhielt, was Serenity von ihm erwarten mochte und was nicht.
    Wobei es vielleicht ganz gut war, dass er sich das nicht vorher überlegt hatte. Vielleicht säßen sie sonst nicht beide hier. Aber das taten sie, und das war erschreckend und großartig zugleich. Je fünfzig Prozent. Nein, entschied Christopher, es war noch ein bisschen großartiger, als es erschreckend war.
    »Bleibt das so?«, hörte er Serenity schreien.
    »Was?«, fragte er zurück.
    »Der Lärm!«
    Tja. So genau wusste er das auch nicht. »Wenn wir die Reiseflughöhe erreicht haben, wird es vielleicht besser. Wenn der Pilot den Schub drosselt.«
    Sie sagte etwas, von dem er nur die Worte »acht Stunden« verstand. Ehe er nachfragen konnte, sackte das Flugzeug jäh ab, wie ein Fahrzeug, das mit einem Rad in ein Schlagloch fiel. Einer der Hunde jaulte jämmerlich, kaum zu hören durch das ohrenbetäubende Dröhnen.
    Serenity war zusammengezuckt. »Ist das normal?«
    »Ein Luftloch!«, brüllte Christopher.
    Da, schon wieder eins. War das wirklich normal? Luftlöcher in der Startphase? Er wusste es nicht.
    Serenity rückte noch ein Stück näher. »Fühlt sich blöd an in so einer Kiste!«, rief sie. »Ohne Sitzgurte!« Ihre Stimme schien ein bisschen zu zittern.
    Ach, verdammt. Jetzt würde er sie doch einfach in den Arm nehmen. Es fühlte sich irgendwie richtig an. Und falls sie es nicht wollte, brauchte sie seinen Arm ja nur wieder wegzuschieben.
    Also schob er die Hand nach hinten, bis er die Kistenwand berührte, fasste um Serenity herum und legte den Arm um ihre Schulter. Sie erhob keinerlei Einspruch, im Gegenteil, sie rückte noch ein Stück näher. Und dann saßen sie einfach so, während das Flugzeug stieg und stieg. Er spürte ihre Wärme, ihre andere Schulter an seiner Brust, ihre Haare waren überall und kitzelten, und er roch sie. Sie roch gut.
    Von ihm aus mochte das Flugzeug bis in die Erdumlaufbahn steigen, wenn sie einfach nur so sitzen bleiben konnten.
    Aber das geschah natürlich nicht. Stattdessen änderte sich die Fluglage, die Triebwerke klangen auf einmal anders, möglicherweise leiser, was man nicht genau sagen konnte, weil man das Gefühl hatte, taub geworden zu sein. Auf jeden Fall nickelte und zuckte die Maschine, als flögen sie gar nicht, sondern rollten über ein verrostetes Gleis voller schadhafter Stellen.
    Serenity drehte sich zu ihm herum. War ihr die Haltung schon unbequem? Er ließ sie los, wollte fragen, spürte auf einmal ihr Gesicht dicht vor sich ...
    ... und dann ihre Lippen auf den seinen, leicht versetzt, weil sie nicht genau getroffen hatte, aber doch nah genug, um ihn begreifen zu lassen, dass sie ihn küsste, sanft und fest und zart und entschlossen küsste, was etwas wie elektrischen Strom durch seinen Körper rieseln ließ.
    Leider war es gleich darauf vorbei.
    »Ich muss mich hinlegen!«, hörte er Serenity rufen. »Mir ist ein bisschen schlecht von dem Wackeln!«
    Christopher verstand das gut und hätte ihr das auch gern gesagt, aber er war gerade

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