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Kohärenz 03 - Time*Out

Titel: Kohärenz 03 - Time*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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zu sehen. Frank hatte alle Schlüssel, die er brauchte, dabei.
    Ob man ihre Flucht schon entdeckt hatte? Vor morgen früh wahrscheinlich nicht. Und wie würde Clive sein Handeln erklären? »Später«, sagte Christopher nur, als sie ihn fragte, wie der Plan eigentlich aussah.
    Nicht, solange Frank zuhörte, hieß das wohl. Aber wenn Frank draußen beschäftigt war, schwieg Christopher trotzdem. Er schien nicht nachvollziehen zu können, wie grässlich es war, im Dunkeln zu tappen.
    »lch weiß es selber nicht genau«, gestand er ihr schließlich, als sie noch einmal nachbohrte. »Die Details kennt nicht mal Clive. Er weiß nur, wen er anrufen muss. Den Rest macht das Hide-Out-Netzwerk.«
    »Na, toll«, stieß sie hervor und sank in den Sitz.
    Sie brauchte gut hundert Meilen, um sich damit abzufinden. Dann beschloss sie, es einfach hinzunehmen. Was blieb ihr anderes übrig? Dass sie sich auf ein Abenteuer einließ, hatte sie ja gewusst. Und Hauptsache, sie waren draußen, raus aus den Höhlen, unterwegs.
    Das Radio lief nonstop. Alte, laute, schnelle Rockmusik, gut geeignet, Trucker nachts wach zu halten. Zwischendrin erzählte ein gemütlich nuschelnder Sprecher Geschichten, telefonierte mit Leuten, die Nachtschicht hatten, und verlas Verkehrswarnungen. Als sie aus der Reichweite des Senders gerieten, stellte Frank einen anderen ein, der aktuelle Popmusik brachte und viel Werbung.
    Plötzlich wurde Madonnas Lied »No Longer Lonely« gespielt, allerdings in der erfolgreicheren Version der Sängerin Cloud. Erstaunlich: Jetzt, da Serenity diese Aufnahme zum dritten Mal hörte, gefiel sie ihr gar nicht mehr. Madonna hatte recht gehabt: Das war technisch perfekte, aber seelenlose Musik. Plastik.
    Und natürlich folgte ein Werbespot für den Lifehook.
    Irgendwann schreckte Serenity hoch und stellte fest, dass ringsum heller Tag war, Drahtzäune und weiße, kastenförmige Gebäude, wohin sie schaute. Sie hatte geschlafen!
    »Wo sind wir?«
    »Am Upex-Frachtflughafen USA-West«, sagte Christopher.
    Ein Flughafen? Tatsächlich, jetzt identifizierte Serenity das seltsame Ding, das da über einem Flachdach aufragte: das Heck eines Flugzeugs, das ebenfalls die Upex-Farben und das Upex-Logo trug.
    »USA-West?«, wiederholte Serenity. »Gibt's demnach auch einen im Osten?«
    »Ja«, sagte Frank. »Der ist in Kentucky.«
    Sie richtete sich auf, schaufelte sich die Haare aus dem Gesicht, die über Nacht zu einem völligen Durcheinander geworden waren. »Was heißt das? Fliegen wir etwa als Päckchen nach Europa?«
    »So ähnlich«, sagte Christopher.
    Wow. Serenity stellte sich bildhaft vor, wie sie in Pappkisten verpackt werden würden. Ob man ihnen wohl noch eine Flasche Wasser und zwei Sandwiches dazulegte, ehe man den Deckel zuklebte?
    Jemand kam an die Fahrerseite, reichte Frank eine Tasche hoch und sagte etwas, das sie nicht verstand, weil es draußen laut war – dröhnende Triebwerke, Lautsprecherdurchsagen, Motorenlärm.
    »Hier.« Frank reichte ihnen die Tasche herüber. »Zieht das über eure Sachen, ehe ihr aussteigt.«
    In der Tasche waren zwei Upex-Overalls. Sie mussten ziemlich turnen und sich verrenken, um hineinzuschlüpfen, aber am Ende ging es doch. Die Overalls passten sogar.
    Frank deutete auf den Mann vor dem Fahrerfenster. »Das ist übrigens mein Bruder Mike«, sagte er. »Der kümmert sich um alles Weitere.«
    Der Hinweis wäre entbehrlich gewesen, die Familienähnlichkeit war unübersehbar. Mike Ray war eine schlankere, jüngere Ausgabe seines Bruders, nur etwas gesprächiger, wie sich herausstellen sollte. Aber ihm sprossen die gleichen dichten Haarbüschel aus der Nase.
    Sie verabschiedeten sich, nahmen ihre Rucksäcke und stiegen aus. Frank winkte noch einmal, dann rollte er in Richtung Entladehalle davon.
    »Hi«, sagte Mike und schüttelte ihnen die Hände. »Kommt. Und tut so, als gehört ihr dazu.«
    »Fällt das nicht auf, wenn uns niemand kennt?«, fragte Serenity nervös.
    »Nein. Ich kenne die meisten Leute hier auch nicht.«
    Sie luden ihr Gepäck in sein Auto, das ebenfalls in den Upex-Farben Weiß, Blau und Gold lackiert war. Überhaupt wimmelte es von Autos, Elektrokarren, Lastwagen und anderen Fahrzeugen in diesem Look, alle bevölkert von Menschen in Upex-Overalls, darunter auch viele junge. Sie würden tatsächlich nicht weiter auffallen.
    »Hat das mit dem Brief geklappt?«, fragte Christopher beim Einsteigen.
    »Ah ja, richtig«, sagte Mike. »Der Brief.« Er holte einen Umschlag aus

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