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Kohl des Zorns

Kohl des Zorns

Titel: Kohl des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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es in Wirklichkeit so war. Schließlich gab es immer noch die Jungen, und solange es die Jungen gab, gab es Hoffnung für die Zukunft.
    Neville drehte das Glas in den Fingern und begann zu pfeifen. »Ich denke, ich sehe mir mal die alten Platten an«, sagte er zu sich. »Leonard Cohen wäre jetzt genau das richtige, um auf andere Gedanken zu kommen.«
     
    In ihrem Tipi schwankten Paul und Barry Geronimo hin und her und sangen dabei leise vor sich hin. Im Arbeitszimmer des Professors ging Pooley ebenfalls schwankend auf und ab, ein Glas mit Scotch in der Hand. Im Besprechungszimmer stand Hugo Rune schwankend vor einer Karte der Gemeinde Brentford und deutete auf verschiedene Punkte, während Konstabler eifrig Notizen in ihre dienstlichen Notizbücher kritzelten. Und hoch oben über der Gemeinde, im Olympischen Stadion, trainierten Athleten in einer hermetisch abgeschlossenen, klimatisierten Atmosphäre. Und tief unten, im Innern des großen Gasometers, wütete eine Macht und hämmerte gegen die eisernen Wände, eine Macht, die weit über jedes menschliche Verständnis hinausging.

Kapitel 39
     
    In der Nähe schlug die Uhr der Memorial-Bücherei zwölf Mal. Mitternacht.
    Im Arbeitszimmer von Professor Slocombe schlug Jim Pooley den schweren persischen Teppich beiseite und legte die massiven Eichendielen des Bodens frei.
    »Und was nun?« fragte er.
    »Und nun fangen wir an«, erwiderte der Professor. Der alte Gelehrte war in eine makellos weiße Robe gehüllt, die bis zu seinen nackten Füßen reichte. Um den Hals trug er einen kleinen Lederbeutel, in der rechten Hand ein Stück Kreide. Er stand im Zentrum des Raums und verneigte sich in die vier Himmelsrichtungen. »Jetzt werde ich den Kreis ziehen, der das Gute mit dem Guten und das Böse mit dem Bösen fesselt.« Er kniete nieder und zeichnete einen perfekten weißen Kreidekreis auf den Boden. »Tritt hinein, Jim. Draußen würde es dir schlecht ergehen.«
    Pooley trat mit der Whiskykaraffe in der einen und einem Glas in der anderen Hand in den Kreidekreis. »Das sieht alles sehr ernst aus, Professor.«
    Der alte Gelehrte musterte Pooleys Bewaffnung. »Ein klarer Kopf ist dringend angeraten«, stellte er mißbilligend fest.
    »Ich muß mir Mut antrinken«, erwiderte Pooley. »Ich bin nicht so furchtlos wie Sie.«
    »Ich würde dir ja sagen, daß du nichts außer deiner Furcht zu fürchten brauchst, doch das wäre eine glatte Lüge.«
    In jeder Ecke des Zimmers stand ein Rauchfaß aus Messing auf einem schmiedeeisernen Fuß. Der Professor deutete nacheinander auf jedes der Fässer, und gehorsam entzündete sich in jedem ein kleines Feuer. Innerhalb weniger Minuten war die Luft imgesamten Raum schwer von Weihrauch. Der alte Mann bückte sich erneut und bekritzelte den Boden mit Pentagrammen, kabalistischen Symbolen und geheimnisvollen Worten der Macht. Adonai, Balberith, Tetragrammaton und so weiter. Aleph, die Zahl, die immer eins ergibt, und all die anderen, die mit den Elementen und den sieben machtvollsten Planeten korrespondieren.
    Pooley kippte sich derweil Scotch inden Hals und betrachtete sein Bild in dem großen gewölbten Spiegel, den der Professor auf seinem Schreibtisch aufgebaut hatte.
    Es sah überhaupt nicht zuversichtlich aus.
    »Und jetzt, Jim«, sagte der alte Mann und erhob sich wieder, »wirst du alles tun, was ich dir sage, und zwar augenblicklich und ohne Fragen. Ich muß dir wohl nicht verraten, wie wichtig das hier ist.«
    »Nein, müssen Sie nicht«, antwortete Jim.
    »Gut. Dann können wir ja anfangen.« Der Professor legte die Hände auf die Brust und gesellte sich zu Pooley in den Kreis. »Die Beschwörung wurde von einem gewissen John Dee formuliert. Er hat sie aus enochischen, gotischen, gnostischen und tantrischen Quellen abgeleitet. Die Macht der Worte liegt bis zu einem gewissen Grad in ihrer Unergründlichkeit, denn sie verursachen eine Erweiterung und Befreiung des Bewußtseins, das dem Magier gestattet, sein ›Ka‹ zu benutzen. Kannst du mir noch folgen, Jim?«
    »Jawohl, Professor. Unzweifelhaft haben Sie recht.«
    »ZODACARE, ECA, OD ZODOMERANU! ODO KIKALE QAA! ZODORJE, LAPE ZODIREPO NOCO MADA, HOATHATE IAIDA!«
    Pooley erschauerte und schlug seinen Kragen hoch. Der Raum war mit einem Mal von einer unglaublichen Kälte erfüllt. Das Feuer im Kamin erstarb, und der Professor schwankte auf den Hacken, während er blicklos in die Feme starrte.
    »ZODACARE, ECA, OD ZODOMERANU! ODO KIKALE QAA! ZODORJE, LAPE ZODIREPO NOCO MADA,

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