Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kohl des Zorns

Kohl des Zorns

Titel: Kohl des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
Vom Netzwerk:
HOATHATE IAIDA!«
    Pooleys Finger wurden definitiv taub.
    »Es widersteht uns«, sagte der Professor. »Aber das habe ich erwartet. Wir werden es trotzdem kriegen.«
    Er wandte sich einmal mehr seiner Beschwörung zu, wiederholte die Worte immer und immer wieder und ein jedes Mal mit größerem Nachdruck. Sie schienen in seinem Mund zu wachsen und wie lebendige Dinge in den Ether des Raums zu fliegen, wo sie sich ausdehnten und immer lebendiger und energetischer wurden.
    Die Luft waberte, erzitterte und wurde trübe. Das Atmen fiel zunehmend schwerer, und der Weihrauch hing wie eine schwere, undurchdringliche Wolke im Raum. Pooley hatte das Gefühl, als würde er ertrinken. Er umklammerte seine Kehle.
    »Luft!« ächzte er.
    Der Professor duckte sich, warf die Hände in die Höhe und ahmte den Konus der Macht nach. Plötzlich war wieder frische Luft im Zimmer. »Es kommt … es nähert sich …«
    Das Zimmer begann zu beben und zu vibrieren. Bücher fielen aus den Regalen, Ornamente kippten um. Eines der Rauchfässer polterte zu Boden und verstreute schwelenden Weihrauch in alle Richtungen, doch nichts davon fiel in den geweihten Kreis. Pooley duckte sich auf der Suche nach Deckung.
    »Verlaß unter keinen Umständen den Kreis!« befahl der Professor. »Wenn dir dein Leben lieb ist, bleib!«
    Pooley erstarrte mit einem Fuß in der Luft.
    Die Wände verzerrten sich, bogen sich, waberten. Ein Gesicht erschien, formte sich im Putz der Mauer. Es war ein großes, grinsendes Gesicht. Das Gesicht Kaletons. Jim Pooley bekannte sich augenblicklich wieder zum Christentum.
    Unbehindert durch seine Verbände und künstlichen Augen, grinste das Gesicht von der Wand herab. Es war das Gesicht eines urzeitlichen Gottes, einer paganischen Wesenheit. Der Mund öffnete sich, und eine schwarze Zunge rollte hervor, von der fauliger Speichel troff. Die wimpernlosen Augenlider öffneten sich, und leere weiße Augäpfel wurden sichtbar.
    »Du!« Die Stimme war die eines ganzen Chors, tausend verschiedene Stimmen, die wie eine einzige sprachen. »Du wagst es, mich an diesen Ort zu beschwören?«
    »Ich beschwöre dich mit einem einzigen Namen und in einer einzigen Gestalt. Du bist gefangen und hast mir zu gehorchen.«
    Der Mund verzerrte sich zu einem breiten Grinsen, und Salven spöttischen Gelächters erklangen. Pooley hielt sich die Nase zu und kniff die Beine zusammen. Dinge wie diese waren überhaupt nichts für ihn und seine schwächliche Konstitution.
    »Im Namen der Macht, die den Elementen innewohnt«, der Professor zeichnete Runen in die Luft, »bei SETH, bei SHU, bei ARUAMOTH, bei THOUM-AESH-NEITH, hiermit binde ich dich, bis daß du meine Fragen beantwortet hast.«
    Der Mund schloß sich, die Augenlider blinzelten und zeigten nur schreckliches Weiß.
    »Brut der Dunkelheit!« schrie Professor Slocombe, »welche Art von Dämon bist du?«
    »Dämon?« Die Augen blitzten feurig, und im Mund wurden schwarze Zähne sichtbar. »Ich bin kein Dämon. Ich bin alles andere als ein Dämon.«
    »Dann was? Ein Engel vielleicht? Das glaube ich kaum.«
    »Du weißt, wer ich bin. Du weißt, was ich bin.«
    Professor Slocombe wirbelte herum. Er war plötzlich abgelenkt. Pooley warf einen Blick über die Schulter und spürte, wie ihm das Herz in die Hose zu rutschen drohte. Zwei große, nackte Kreaturen näherten sich von hinten. Ihre Haut war tiefschwarz und matt. Die Körper waren geschmeidig und muskulös, die Köpfe gesichtslose Ovale aus Ebenholz.
    Professor Slocombe stieß ein einzelnes, unaussprechliches Wort hervor, und Flammen entsprangen seinen Fingerspitzen. Sie berührten die Kreaturen und lösten sie in Nichts auf.
    »Genug von diesen Spielchen!« Der Professor drehte sich wieder nach dem Gesicht um, doch es war verschwunden. »Wie ermüdend!« sagte der alte Mann zu seinem Begleiter, der sich zwischenzeitlich in die Hose gemacht hatte. »Diese ganze Sache wird offensichtlich viel langwieriger, als ich ursprünglich gehofft habe. Wir müssen wieder ganz von vorn anfangen.«
     
    Ein Konvoi aus Polizeifahrzeugen bewegte sich durch die Kew Road auf den alten Gasometer zu. Im vordersten Wagen saß Inspektor Hovis in einer Kampfmontur. Er hatte das Gesicht mit Ruß geschwärzt. Über den Knien lag eine Maschinenpistole.
    Konstabler Meek kauerte über dem Lenkrad. »Sind Sie ganz sicher, daß das hier der richtige Weg ist?« erkundigte er sich.
    »Vorwärts, Konstabler!« befahl Hovis. »Vielleicht verdienen Sie sich ja heute nacht eine

Weitere Kostenlose Bücher